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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
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Schatten fiel auf mich, und als ich mich umwandte, sah ich mich einem riesigen Biker gegenüber, hinter dem, in mittlerer Entfernung, ein kleinerer Helfershelfer stand. Aus Sorge, meine Augenbrauen könnten versengt werden, hatte ich den Motorrädern in der Werkstatt nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.
    »Was kann ich für dich tun, Kumpel?« fragte der Bikerboss, ein massig-muskulöser Hüne mit einem gewaltigen Bauch, der sich prall über einen silberbeschlagenen Gürtel spannte, langem grauen, zu einem Zopf gebundenem Haar und einem grauen Vollbart. Er trug neben einem ölbeschmierten und mit einer ärmellosen Lederweste komplementierten T-Shirt Lederhosen und Motorradstiefel mit silbernen Kappen und hatte unter dem linken Auge ein Muttermal in der Form von Tasmanien sowie eine ganze Reihe silberner Ohrstecker.
    »Ich hab deinen Namen nicht verstanden«, sagte ich.
    »Leo Mulcahy«, erwiderte er höflich. »Mr. Mulcahy für dich. Und das hier ist mein Freund Emmett.« Emmett stieß ein meckerndes Lachen aus.
    »Mr. Emmett?« fragte ich.
    »Bloß Emmett, das tut’s. Seine Mutter weiß als einzige, wie er mit Vornamen heißt.«
    Das war offenbar ein alteingeführtes Ritual, und die drei Halbaffen kicherten. Ich begann den brennenden Wunsch zu verspüren, mich zu verdünnisieren, aber Mulcahy war zwischen mir und der Tür.
    »Ich suche Selwyn Dixon«, sagte ich. »N alter Kerl. Jemand hat mir gesagt, daß er womöglich hier gewesen ist.«
    »Wer hat das gesagt?« wollte Mulcahy wissen.
    »Daran kann ich mich nicht erinnern. Irgend jemand in einem Pub.«
    Mulcahy trat näher und packte, während sich der verängstigte Wally hinter den Schreibtisch duckte, eine Handvoll von meinem Hemd, hob mich auf die Zehenspitzen, drehte mich herum und führte mich wie einen Strafgefangenen mit dem Rücken voran aus dem Büro. Ich erwog, mich zur Wehr zu setzen, ließ es aber, als ich das Schrotgewehr in Emmetts Händen sah. Und als ich erkannte, wie gut Emmett, ein kleiner, drahtiger Bursche mit vorstehenden Zähnen, der nicht von der Seite seines Bosses wich, sich bei der Sache amüsierte.
    »Sag deinen Freunden, daß sie über den Laden hier besser nicht rumtratschen, weil ihnen sonst nämlich leicht etwas passieren könnte«, drohte Mr. Mulcahy und komplimentierte mich hinaus, indem er mich nach hinten auf meinen Tokus stieß. Von brüllendem Gelächter und einem Pfeifkonzert der Armleuchter mit den Schweißschutzmasken begleitet, prallte ich mit solcher Wucht auf den Boden, daß mir fast die Schädeldecke abflog. Da ein würdiger Rückzug außer Frage stand, sprang ich auf die Beine und fuhr davon.
    Während ich meinen verletzten Stolz und Hintern pflegte, malte ich mir in Gedanken aus, wie ich Mr. Mulcahy an der Wand das Hirn ausschlug, mit seinem Zopf strangulierte, die grauen Haare in seinen Nasenlöchern mit einem Schneidbrenner absengte, die Ohrstecker einzeln mit einer Kneifzange herausriß und diverse andere Rachearten angedeihen ließ. Dann spulte ich den Film noch einmal mit Emmett als Opfer ab. Es machte Spaß, war aber nicht sehr wirklichkeitsnah: Mulcahy war eine Nummer zäher als ich und verfügte über eine kleine Privatarmee. Aber er würde mir schon nicht entkommen: Ich bin ebenfalls irischer Abstammung.
    Wenn Selwyn Dixon aus irgendeinem Anlaß mit den Typen vom Crash Through aneinandergeraten war, hatte Val wirklich allen Grund zur Sorge. Es war so gut wie sicher, daß drunten in Waterloo irgendeine üble Geschichte ablief, obwohl es im Schoß der Götter ruhte, was der alte Jockey damit zu tun hatte.
    Um Näheres über die Machenschaften im Crash Through in Erfahrung zu bringen, mußte ich einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ein Eindringen mit roher Gewalt stand nicht zur Debatte, außer ich rückte mit der Armee oder einem Sondereinsatzkommando der Polizei an, also kam nur eine Nacht-und-Nebel-Aktion in Frage. Dieser Abend paßte vom Zeitpunkt her ebensogut wie jeder andere, aber ich würde auf keinen Fall alleine losziehen.
    Als Begleitschutz kam eigentlich nur Luther Huck in Betracht, obwohl er für derlei Dienste in der Regel Honorar verlangte. Da seine Schicht als Rauswerfer im Ridge, dem privaten Spielcasino im Cross, um Mitternacht begann, mußte die Sache vor der Geisterstunde über die Bühne gegangen sein. Halb elf erschien mir optimal: Angesichts der horrenden Überstundentarife von Handwerkern konnte ich mir nicht vorstellen, daß jemand so spät im Crash Through noch Autos
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