Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
Übermaß aufeinanderpressten.
    »Meine Frau? Sie haben meine Frau vernommen?«
    Schielin stand auf und rückte den Stuhl an den Tisch, so, als wolle er vorerst gar nicht mehr wiederkommen. Robert Funk folgte seinem Beispiel. Beide verließen wortlos den Raum. Wenzel sagte in gleichgültigem Ton und ohne Adrian Zuger dabei anzusehen: »Na, dann warten wir mal auf den Herrn Anwalt. Wenn Sie die Toilette aufsuchen möchten, geben Sie mir bitte Bescheid. Ich begleite Sie dann.«

    Draußen warteten Lydia Naber und Kimmel, die wissen wollten, wie es gelaufen war. »Das war ein Ritt über den Bodensee. Ins Leere gestoßen und Glück gehabt. Aber wir haben alles präsentiert. Jetzt müssen wir abwarten«, sagte Schielin.
    »Oh, das ist aber riskant, alles? Die Sache mit dem Geheimdienst auch?«
    »Ja. Gerade die. Er hat natürlich nichts dazu gesagt, aber wir liegen richtig. Die verwenden die Software für irgendwelche Schweinereien. Er will natürlich seinen Anwalt. Jetzt lassen wir ihn wieder eine Weile schmoren und starten dann noch mal eine Attacke. Seinen Anwalt rufen wir mal verdeckt an und fragen auf die dumme Art nach, ob der überhaupt verfügbar ist, oder nicht vielleicht in einem Gerichtstermin gebunden ist, oder so. Die Zeit arbeitet im Moment für uns.«
    Robert Funk sah auf die Uhr. »Am späten Nachmittag kommt Britta Drohst. Das habe ich mit ihr vereinbart. Es geht um die Beerdigung.«
    Kimmel murmelte einen Fluch in sich hinein.
    »Jetzt geben wir uns eine Stunde, in der wir nicht an Zuger herantreten, und lassen ihn schmoren, in seinen Gedanken, Erinnerungen, Ängsten, und niemand soll ihn stören. Reden wäre jetzt das Allerverkehrteste. Vielleicht bekommen wir ihn weich. Es ist überraschend für ihn gekommen und das mit der Frau hat ihn geschockt.«
    Lydia Naber betrat kurz danach mit nüchternem Blick das Vernehmungszimmer und berichtete, dass man versuche, den Anwalt zu erreichen. Das war vor allem für Wenzel bestimmt, der sich sogleich in eine bequemere Position begab. Er wusste nun, der Schielinsche Wartegrill war angeworfen worden.

    Es war, als wäre der Nebel von draußen in die Räume der Kripo gezogen. Ein lähmender Tau legte sich auf alle. Kimmel saß grimmig am Schreibtisch und sah die Anrufliste durch. Gommi machte eine Portion Trockenfutter für Hundle zurecht und traute sich nicht laut jammern und klagen. Keiner hatte Kaffee verlangt, was kein gutes Zeichen war. Robert Funk hockte in seinem Sessel und fand, es war eine gute Gelegenheit endlich diese dumme Sache mit der BMW-Liste vom Tisch zu bekommen. Schielin war in Berichte vertieft, um sich für die anschließende Befragung Zugers nochmals mit den jeweiligen Details vertraut zu machen. Lydia Naber recherchierte im Internet.
    Sie murmelte anerkennend: »Hoppla. Triathlon. Dem heiligen Google sei Dank und den fleißigen Schriftführern der Sportvereine, die inzwischen jede Klorolle ins Internet stellen. Adrian Zuger war Siebter beim Triathlon. Ja, wenn das so ein harter Hund ist, dann kann er durchaus derjenige gewesen sein, der ins eisige Hafenwasser gestiegen ist, um Drohst herauszuholen.«
    Schielin war zufrieden mit ihren Ergebnissen. »Mhm. Sehr schön.«
    »Er war zweimal mit dem Auto drunten am Hafen, nicht wahr?«, stellte Lydia fest.
    »Mhm.«
    »Findest du das logisch und nachvollziehbar? Wieso war er ein zweites Mal im Hafen?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe, er findet eine sowohl gute wie logisch klingende Antwort auf diese Frage.«
    »Und das Motiv, worin liegt deiner Meinung nach sein Motiv?«
    »Ich vermute Drohst hat spitzbekommen, dass da was mit dem Geheimdienst läuft. Abfischen von Daten oder Korrumpierung von Firmennetzwerken. Könnte ein Grund gewesen sein. Unter Umständen hat er Zuger unter Druck gesetzt, damit gedroht die Sache publik zu machen. Wäre der existenzielle Kahlschlag gewesen. Ein nachvollziehbares Motiv, wie ich finde.«
    Lydia lehnte sich zurück und sah versonnen zur Decke. »Finde ich auch. Aber wenn er das erledigt hat, weshalb kommt er noch mal zurück an den Tatort und holt die Leiche aus dem Wasser? Eine Art Reuehandlung?«
    Schielin stöhnte. Ihm war bisher nichts Vernünftiges eingefallen.
    Lydia sprach nachdenklich: »Im Zeitraum zwischen den Aufenthalten im Hafen könnte Zuger ja in Nonnenhorn gewesen sein und den Einbruch in das Haus begangen haben. Wenn die Schlapphüte sich für diese Notebooks interessieren, könnte Zuger sie ja im Nonnenhorner Haus vermutet haben. Drohst hatte er ja
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher