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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht
Autoren: J.M. Soedher
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gewehrt und ist auf Sie los.«
    »Nein … nein. Jochen Drohst doch nicht, der doch nicht. Er ist aufgestanden und hat was aus der Hosentasche geholt … sein Smartphone. Er hat damit rumgetan und ich hatte das Gefühl, er will mich da filmen, da habe ich ihm noch einen Stoß versetzt – gar nicht arg, aber er hat sich umfallen lassen. Dann bin ich weg.«
    »Ach, dann sind Sie weg? Das passt nun aber gar nicht zu dem, was Drohst widerfahren ist. Sagen Sie es schon, geben Sie es zu: Sie haben ihn ins Wasser geworfen!«
    »Nein! Er lag auf dem Steg und ich bin weg, zurück zum Auto und bin weggefahren.«
    »Weggefahren … wohin?«
    »Einfach so in der Nacht herum.«
    Robert Funk stöhnte auf, und drückte damit seinen Unglauben aus. Adrian Zuger sah ihn ärgerlich an.
    Schielin machte mit der Befragung weiter. »Die Uhrzeit, wann waren Sie drunten am Hafen?«
    »Kurz nach Mitternacht. Die Nachrichten waren schon vorüber, daran erinnere ich mich noch.«
    »Wie lange waren Sie mit dem Auto unterwegs?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich bin nach Wangen gefahren, auf der Autobahn, und von dort direkt wieder zurück.«
    »Direkt zurück zum Hafen?«
    »Ja, auf die Insel. Habe wieder am Bahnhof geparkt.«
    »Zeugen? Könnte Sie jemand gesehen haben …?«
    »Nein.«
    »Wieso sind Sie zurück in den Hafen? Weil Drohst im Wasser lag, nicht wahr?«
    »Nein! Ich habe mir Sorgen gemacht, weil er am Steg gelegen hatte, als ich gegangen bin. Und da bin ich später, ich weiß nicht mehr wann, zurückgefahren, um nach ihm zu schauen … und da lag er nicht mehr auf dem Steg … als ich gehen wollte, habe ich etwas im Wasser entdeckt … mein Gott.«
    »Jochen Drohst.«
    »Ja. Ich bin rein und habe ihn rausgeholt. Es war schrecklich.«
    »Sie haben ihn aus dem Hafenbecken geholt?«
    »Ja. Glauben Sie mir, ich habe die Kälte nicht gespürt, erst später im Auto.«
    »Wieso haben Sie keine Hilfe geholt?«
    »Er war tot.«
    »Das haben sie festgestellt?«
    »Ja. Er war tot. Ich habe noch versucht ihn wiederzubeleben … aber das hatte keinen Sinn … und ich hatte Angst, weil wir ja zuvor diese Auseinandersetzung hatten. Aber ich habe ihn nicht ins Wasser gestoßen, doch nicht im Winter … und ich wusste doch, dass er nicht schwimmen konnte.«
    Schielin wusste nichts dazu zu sagen. Auch von Robert Funk und Wenzel kam keine Frage. Was Adrian Zuger da sagte, klang derart unglaublich und war trotz allem mit ihren wenigen Fakten vereinbar, dass es ihnen für den Augenblick die Sprache verschlug.

    Vom Gang her war lautstark die Ankunft des Anwaltes zu hören. Schielin ging hinaus, wo Kimmel und Lydia Naber mit einem zürnenden Glatzkopf befasst waren. Gommi hatte Hundle ins Büro sperren müssen, weil der mehrfach laut gebellt hatte, was der Situation eine gewisse Dramatik gab. Schielin lächelte freundlich, nahm die Beschimpfungen, Drohungen und Schmähungen des Herrn Doktor Hagen mit professioneller Gelassenheit entgegen und brachte ihn ins Vernehmungszimmer, wo die beiden fürs Erste alleine sein konnten.
    Kimmel hielt eine Besprechung für angebracht. Sie versammelten sich im Kaffeeraum und obwohl Mauern und die schiere Entfernung zum Vernehmungszimmer jede Gefahr bannten, gehört zu werden, tuschelten sie verschwörerisch.
    Kimmel wollte wissen, ob Zuger etwas Verwertbares gesagt hatte. Schielin erzählte es in wenigen Sätzen.
    Schweigen.
    Kimmel konstatierte: »Er hat zugegeben, am Tatort gewesen zu sein und Drohst geschlagen zu haben. Damit sitzt er fest.«
    Schweigen.
    »Was ist los mit euch, wieso sagt keiner etwas! Ist es vielleicht falsch, was ich gesagt habe? Er hat zugegeben am Tatort gewesen zu sein, er hat Drohst geschlagen, gestoßen und versucht nun sich rauszureden. Er war es! Er war es doch?« Seine Stimme hatte einen verzweifelten Ausdruck angenommen.
    Schielin bewegte Oberkörper und Kopf und vollzog dabei eigenartige Bewegungen mit seinen Lippen. Endlich sprach er: »Das stimmt schon, es schaut schlecht für ihn aus. Er war am Tatort. Aber … wie er es geschildert hat, das klang verdammt nachvollziehbar. Und es passt exakt in unsere dürftige Spurenlage.«
    Kimmel war fassungslos. Er sprach betont leise, und mit großer Anspannung, die Lautstärke zu zügeln. »Wir haben endlich jemanden, der zugibt, zur Tatzeit am Tatort das Opfer misshandelt zu haben und ihr zaudert? Wir nehmen diesen Zindl fest und kasteln ihn ein – und ihr glaubt nicht an seine Täterschaft, nun hockt da hinten wieder einer, der quasi gesteht
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