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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht
Autoren: J.M. Soedher
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Platz 5 , um Drohst zu suchen, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagt. Er findet ihn im Hafenbecken treibend, direkt vor Platz 5, an dem Ort, wo er sich zuvor mit ihm geprügelt hat. Rein ins Wasser … er versucht ihn wiederzubeleben – dilettantisch zwar, aber immerhin, und bekommt es mit der Angst zu tun, als er realisiert, wie tot Drohst ist. Dann rennt er davon. Zwischen halb drei und drei Uhr verlässt der den Bahnhofsplatz. Das passt zu unseren Erkenntnissen und das macht mich stutzig.«
    Lydia Naber wies auf Zindl hin, der sie mit dem wenigen, was er ihnen gesagt hatte, auch noch belogen hatte.

    Es klingelte. Gommi erhob sich unverzüglich und marschierte zum Eingang, um den Besucher in Empfang zu nehmen. Es war eine schreckliche Stimmung auf der Dienststelle. Schielin war überhaupt nicht ansprechbar, Lydia Naber auch nicht, von Kimmel ganz zu schweigen. Alle liefen mit geplagten Mienen herum und man hatte das Gefühl, jeden Moment könnte es zu einem Ausbruch kommen – Weihnachten fühlte sich anders an, dachte er.

    Lydia packte ihre Unterlagen zusammen. Es war sicher Britta Drohst, die da geklingelt hatte. Das passte gerade gar nicht, aber sie würde sich mit ihr über etwas Belangloses unterhalten, während Schielin die Sache mit Zuger klären musste. Vielleicht fiel ihm noch ein, was er von ihr wissen wollte.
    Wenzel war ebenfalls aufgestanden und postierte sich im Gang. Er wollte nicht, dass sie von diesem Anwalt überrascht wurden. Lange konnte sie ja nicht mehr dauern, die Aussprache mit Zuger.

    Schielin sammelte sich und wartete noch einige Minuten alleine im Kaffeeraum, bevor er zu Zuger ging. Der sah fertig aus. Ständig fuhr er mit der Hand um das Kinn und seine Gesichtsmuskel zuckten nervös, was seinem sonst so ausgewogenen Chefgesicht nicht zuträglich war.
    Schielin ließ Doktor Hagens Unmut gelassen über sich ergehen. Der drohte mit allen erdenklichen Klagen, Beschwerden, behauptete, die Menschenrechte seien hier in diesem Raum mit Füßen getreten worden, sein Mandant sei widerrechtlich unter Druck gesetzt worden, ebenso die Ehefrau. Mit drohender Gebärde bedeutete er Schielin das nahe Ende seiner Karriere.
    Der saß am Tisch, hatte das Kinn auf die Hand gestützt und wartete mit betont gelangweilter Miene auf das Ende der Szene. Als Doktor Hagen mit den Worten endete, er werde nun mit seinem Mandaten diesen Ort verlassen und ihn zukünftig vor derlei rechtswidriger Nachstellung schützen, sagte Schielin schlicht: »Ihr Mandant bleibt hier, wir werden morgen einen Haftbefehl beantragen. Falls Ihr Mandant eine Zukunft für sich und seine Familie in Betracht zieht, dann sollte er entscheiden, was richtig für ihn ist. Sie verfügen offensichtlich nicht über alle Informationen. Er hat eine Firma in Bregenz – Österreich. Nun stellen Sie sich einmal vor, die österreichischen Behörden bekämen zu Ohren die Firma von Herrn Zuger sei eine Tarnfirma des deutschen Geheimdienstes – so ein kleines böses Gerücht – und der Firmenchef selbst ist in eine Mordsache verwickelt, bei welcher sein Chefentwickler ermordet worden ist … soll ich weitermachen? Verzichten Sie also auf Drohungen und besprechen Sie dann mit Ihrem Mandanten, wie eine Kooperation verlaufen könnte? Einiges haben wir schon von ihm erfahren. Wir sind übrigens durch eine Zeugenaussage auf ihn gekommen. Bis später. Klopfen Sie einfach an der Tür.«
    Hagen gab noch nicht ganz auf. Er rief Schielin wütend zu: »Das geht so nicht! Mein Mandant leidet an Klaustrophobie. Sie können ihn nicht hierbehalten. Ich verlange einen Arzt und einen Psychologen zur Feststellung der Haftfähigkeit.«
    Ganz schön ausgebufft, dachte Schielin, den nun seinerseits der Zorn packte. Er beugte sich weit über den Tisch, um diesem Hagen möglichst nahe zu kommen und zischte böse: »Jochen Drohst konnte nicht schwimmen … und Ihr Mandant kommt mit Platzangst daher!? Davon habe ich bisher nichts feststellen können.«
    Er sah zu Adrian Zuger, dessen Gesichtsfarbe von hellem Grau zu einem gelblichen Ton wechselte. Ihm war furchtbar schlecht geworden angesichts der heftigen Auseinandersetzung, in dessen Mittelpunkt er stand. Schielin gab ihm ein Zeichen mit der Hand und rief: »Auf, kommen Sie, kommen Sie mit!« Er packte Zuger unter dem Arm und in schnellem Schritt brachte er ihn zur Toilette. Mit weit mehr Nachdruck als erforderlich gewesen wäre, drückte er ihn hinunter zur Schüssel und fauchte: »Sie werden reden, Sie werden mit mir
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