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Hades

Hades

Titel: Hades
Autoren: Alexandra Adornetto
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der Lage bist?»
    Xavier schüttelte den Kopf. «Das ist nicht wahr.»
    «Frag sie doch selbst», sagte Jake süffisant.
    Xavier drehte den Kopf in meine Richtung. «Beth?»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wie sollte ich ihm erklären, dass ich tatsächlich kurz davor gewesen war, einen unverzeihlichen Verrat zu üben? Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder und klammerte mich an die Bettdecke in meinen Händen.
    «Ich denke, ihr Schweigen sagt genug», meinte Jake sehr zufrieden.
    Xavier wich zurück. «Es ist also wahr?» Er zeigte auf das Bett. «Du wolltest es also wirklich tun?»
    «Du verstehst nicht», sagte ich. «Ich habe es für dich getan.»
    «Für mich? Auf die Erklärung bin ich gespannt.»
    Jake klatschte vor Vergnügen in die Hände. «O bitte, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Ehekrach.»
    «Ich habe einen Pakt geschlossen», platzte ich hervor. «Er hat gesagt, dass er dir nichts tut, wenn ich mit ihm schlafe!»
    Gabriels silberne Augen züngelten zu Jake. «Du bist wirklich der Abschaum der Erde», sagte er angewidert. «Bethany trifft keine Schuld, Xavier. Sie wusste nicht, dass er lügt.»
    «Du hast gelogen?», schrie ich. «Ich war bereit, mich dir hinzugeben, und du hast die ganze Zeit gelogen?»
    «Natürlich», spottete Jake. «Traue niemals einem Dämon, Süße. Das solltest du wirklich wissen.»
    Bevor ich antworten konnte, ließ Xavier eine ganze Salve an Flüchen auf ihn herab. Noch nie zuvor hatte ich ihn so fluchen gehört, und auch Gabriel hob erstaunt die Augenbraue.
    «Oh, oh, das hübsche Jüngelchen hat also doch Biss», sagte Jake.
    «Wann hörst du endlich auf, uns fertigzumachen?», zischte Xavier. «Gibt dir das einen Kick oder was? Bist du wirklich so armselig?»
    Ich nutzte die Chance, dass Jake abgelenkt war, sprang vom Bett und lief zu meinen Geschwistern, die sich sofort schützend vor mich stellten.
    «Versteck dich ruhig, Bethany», rief Jake gelangweilt. «Aber raus kommst du hier deswegen noch lange nicht.»
    «Wenn man es genau betrachtet, Bruder», sagte Gabriel düster, «bist du es, der hier nicht rauskommt.»
    Auf einmal wurde Gabriel von seinen Flügeln nach oben gehoben und stieg wie der Blitz über Jake auf – mit Michaels Schwert auf ihn gerichtet. Und dann ging alles so schnell, dass ich es nur verschwommen wahrnahm. Das Geräusch von klirrendem Metall in der Luft, ein Röcheln. Als Gabriel wieder festen Boden unter den Füßen hatte, steckte das Schwert tief in Jakes Brust. Xavier stand vor Schreck der Mund offen, als er auf mich zulief und den Arm um mich legte. Jake packte schreiend den Griff des Schwertes und zog es sich aus dem Körper, bis es scheppernd zu Boden fiel. Das Blut, das an der Klinge klebte, war dicker als gewöhnlich und schwarz wie die Nacht. Es quoll aus seiner Wunde und sammelte sich zu seinen Füßen, und auch die dämonische Kraft schien aus Jake zu weichen. Plötzlich sprudelte das Blut auch aus seinem Mund. Zitternd brach er zusammen und fiel gekrümmt zu Boden.
    Bevor Jakes Gesicht sich zu einer Maske verzog, hob er den Kopf und streckte die Hand nach mir aus. Mit flehendem Blick versuchte er etwas zu sagen. Zuerst konnte ich ihn nicht verstehen, doch dann schnappte ich zwischen seinen abgehackten Atemstößen Bruchstücke auf.
    «Bethany, vergib mir.»
    Mitleid stieg in mir auf. Der Wunsch, ihm so viel Trost zu spenden, wie mir möglich war, überwältigte mich fast.
    «Was tust du?», hörte ich Xaviers Stimme hinter mir, aber die Not in Jakes schwarzen Augen lenkte mich zu sehr ab. Er mochte zwar in Hades mein Folterknecht gewesen sein, aber nur, weil er von dem Wunsch besessen gewesen war, meine Zuneigung zu gewinnen. Vielleicht hatte Jake tief in seinem Herzen wirklich nach Liebe gesucht. Zumindest aber sollte er nicht alleine sterben. Ein Teil von mir verspürte den Drang, sich von ihm zu verabschieden.
    «Bethany, nein!»
    Meine Finger hatten sich schon fast um Jakes welkende Hand geschlossen, als ich plötzlich zurückgerissen wurde. Ich fiel zu Boden und sah ein Paar leuchtender Flügel über mir schlagen. Gabriel, der erkannt hatte, was ich vorhatte, war durch die Höhle geschossen, um mich davon abzuhalten.
    «Bleib zurück! Wenn du ihn jetzt berührst, nimmt er dich mit in den Tod.»
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten und presste sie mir gegen die Brust. Ich hatte ihn also wieder verkannt. Jake schien sich bis zu seinem bitteren Ende selbst treu geblieben zu sein.
    Noch
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