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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf
Autoren: Roy Ebstein
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ihn mit den Worten: „Hallo, Herr Venneker. Ich soll Ihnen sagen, dass Ihr Kollege unten auf Sie wartet. Folgen Sie mir?“
    „Ja, mache ich. Vielen Dank!“, antwortete Martin und folgte seinem Kollegen.
    Martin kannte sich in dem Gebäude gut aus, da er hier sehr oft dienstlich zu tun hatte. Allerdings führte ihn sein Kollege nun in einen Bereich im Keller des Hauptgebäudes, den er bisher noch nicht betreten hatte. Die Schritte hallten in dem langen Gang, der durch das Licht der Neonröhren im Deckenbereich in ein schwaches Gelb getaucht war. Am Ende des Ganges befand sich eine schwere Doppelschwingtür. Durch die milchigen Glasscheiben fiel ein Lichtkegel, der sich schwach auf dem grauen Linoleumboden spiegelte. Es roch nach Bohnerwachs und Desinfektionsmitteln. Martin rieb sich die Nase, als er den Raum hinter der Tür betrat, von dem einige andere Türen abzweigten. Eine davon war weit geöffnet. Der dahinterliegende Raum schien eine Art Lager zu sein. An den Wänden befanden sich bis zur Decke reichende Metallregale, die größtenteils mit Kartons und Kisten gefüllt waren. Die Luft war abgestanden und stickig.
    „Guten Morgen, Martin“, wurde er von Yannik Marholdt begrüßt.
    Yannik, ein schlaksiger, dunkelhaariger Typ, war Mitte dreißig und überragte seinen Chef um eine Kopflänge. Als Kriminaloberkommissar war er der beste Mann in Martins Team.
    „Bitte, ziehen Sie das an“, sagte ein Beamter, der Martin einen weißen Einwegoverall in die Hand drückte. „Schuhüberzieher und Mundschutz finden Sie da vorne auf dem Tisch“
    „Das nenn ich eine freundliche Begrüßung.“ Martin schlüpfte in den Overall.
    „Tut mir leid, aber Sie kennen ja die Vorschriften“, sagte der Beamte.
    Martin schaute sich in dem hell erleuchteten Raum um und wandte sich an Yannik. „Was haben wir denn bisher?“
    „Einen ziemlich übel zugerichteten Toten. Liegt da vorne.“
    Yannik deutete auf eine Stelle im seitlichen Bereich des Raums. Vor einem Regal beugte sich jemand über einen leblosen Körper, der mit einem hellblauen Hemd und schwarzer Hose bekleidet war. Der Mann, der neben dem Toten hockte, richtete sich langsam auf, drehte sich in Martins Richtung schob den Mundschutz ein Stück nach unten.
    „Guten Morgen, Herr Venneker“, sagte der Mann. „Wir haben uns ja lange nicht gesehen.“
    „Hallo, Herr Dr. Ebeling“, antwortete Martin. „Ja, das muss mindestens drei oder vier Tage her sein.“
    Dr. Matthias Ebeling lachte. Er war ein erfahrener Rechtsmediziner, der in klinischer Mikrobiologie promoviert hatte und wegen seines starken bayerischen Akzents von den Beamten – seine Abwesenheit vorausgesetzt – meistens nur der Bazi genannt wurde.
    „Sie hatten ja heute einen sehr kurzen Weg zum Tatort. Kommt sicher nicht oft vor“, lachte Martin.
    „Ja, damit haben Sie Recht. Ich halte diese Tatsache jedoch für keinen Vorteil. Darauf hätte ich gerne verzichtet.“
    Martin trat einen Schritt näher an den Toten heran, dessen weit aufgerissene Augen erstarrt waren. Der grimassenartige Gesichtsausdruck, der halb geöffnete Mund und die heraushängende Zunge ließen vermuten, dass hier jemand vor ihm lag, der unter großen Qualen aus dem Leben geschieden war. An der rechten Schläfe klaffte eine große Wunde, aus der viel Blut ausgetreten war. Es hatte sich über Ohr und Hinterkopf seinen Weg auf den Boden gesucht, um dort eine große, dunkelrote Lache zu bilden.
    „Um wen handelt es sich?“, fragte Martin, ohne den Blick von dem Toten zu wenden.
    „Der Mann ist Pförtner und heißt Manfred Langner“, antwortete Yannik. „Er hatte gestern Abend um 7:00 Uhr seinen Dienst angetreten. Eine Reinigungskraft hat ihn hier heute Morgen gefunden. Die ist ...“
    „Todesursache: ein Schlag mit einem harten Gegenstand – war meine erste Vermutung. Doch sein Gesicht und die heraushängende Zunge passen nicht dazu“, unterbrach Martin und beugte sich über den Toten.
    „Richtig“, antwortete Dr. Ebeling lächelnd. Er zog die weiße Plane, mit dem der Oberkörper und der Hals des Toten bedeckt waren, ein Stück nach unten.
    „Das sieht nicht schön aus“, stellte Martin fest. „Ein Biss?“
    „Ja, auch das ist richtig.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass das die Todesursache war?“, fragte Martin.
    „Nicht so schnell“, erklärte Dr. Ebeling. „Keine voreiligen Schlüsse, bitte. Um beurteilen zu können, woran er gestorben ist ...“
    „… ist eine Obduktion erforderlich“, vollendete Martin den
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