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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf
Autoren: Roy Ebstein
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geplaudert. Die Kacke dampft gewaltig.“
    Yannik, der seinen Blick auf den Bildschirm seines Computers gerichtet hatte, unterbrach seine Recherche und fragte: „Das heißt?“
    „Das heißt, dass wir eine Pressekonferenz vorbereiten sollen. Irgendwie hat jemand davon Wind bekommen, was in der Rechtsmedizin passiert ist. Thimm sitzt die Presse im Nacken. Er sieht schon den Aufmacher der Göttinger Morgenpost vor sich: Vampir von Hannover zum Leben erwacht? Bestialischer Mord in der Gerichtsmedizin Göttingen! “
    Martin unterstrich die Worte gestenreich.
    „Hältst du das nicht auch für stark übertrieben?“, fragte Yannik.
    „Du kennst doch den Alten. Nervenstärke war noch nie seine Stärke.“
    „Ich halte das für einen schlechten Witz. Was sollen wir denn präsentieren? Wir haben doch gerade erst mit den Ermittlungen begonnen.“
    „Nur die Ruhe. Ich lasse mir schon etwas einfallen. Thimm geht es darum, bei der Presse etwas die Luft rauszunehmen. Das Spiel kennen wir doch.“
    Martin stand auf und besorgte sich in der Teeküche einen frischen Kaffee. Dann kam er zurück und reinigte mit einem Tuch die durchsichtige Plexiglasscheibe, die auf einem Metallständer in unmittelbarer Nähe seines Schreibtisches stand. Er nippte an seinem Kaffeebecher und verzog das Gesicht.
    „Abgestandener Kaffee?“, fragte Yannik, der die Reaktion seines Chefs beobachtete.
    „Nein, der Kaffee ist okay. Der Weisheitszahn hat sich eben gemeldet. Verdammter Mist!“, fluchte Martin.
    Mit einem Taschentuch wischte er einen Kaffeeklecks von seinem Schuh und steckte das Taschentuch wieder ein.
    „Ich schlage vor, dass wir zunächst das zusammentragen, was wir bisher an verwertbaren Informationen haben.“
    Martin listete an der Tafel zunächst die Namen der Personen auf, die sie bisher überprüft hatten. Dazu gehörten, neben den Angestellten der Rechtsmedizin, auch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, die das Wachpersonal für den Werkschutz und die Pförtner zur Verfügung stellten. Der Ostermann GmbH hatten sie unmittelbar nach dem Verlassen des Tatorts und einem Gespräch mit Professor Hunert einen Besuch abgestattet. Der Geschäftsführer des Unternehmens hatte zu Protokoll gegeben, dass der ermordete Manfred Langner kurzfristig den Dienst eines erkrankten Kollegen übernommen hatte. Somit ergab sich ein neues Problem. Sie konnten nicht ausschließen, dass Langner anstelle seines Kollegen ermordet worden war.
    Am Nachmittag erfolgte der obligatorische Besuch bei der Witwe des Ermordeten. Martin hatte nicht mitgezählt, wie oft er Hinterbliebenen die traurige Nachricht des Todes eines von ihnen geliebten Menschen überbracht hatte. Das gehörte zu den Schattenseiten seines Berufs und er war sich sicher, dass das Gespräch mit Kerstin Langner nicht das letzte dieser Art war. Als sie erfuhr, wie ihr Mann aus dem Leben geschieden war, brach sie in Tränen aus und war zunächst nicht ansprechbar. Letztlich beruhigte sie sich wieder und gab bereitwillig Auskunft über ihr Umfeld und das ihres Mannes. Langner schien ein normales Leben geführt zu haben. Er war ein geselliger und hilfsbereiter Mensch, dem das Wohl seiner Familie sehr am Herzen lag. Die Frage, ob ihr Mann Feinde hatte, konnte Kerstin Langner nur mit einem klaren Nein beantworten.
    Yannik hatte damit begonnen, via Internet in sozialen Netzwerken, polizeieigenen Datenbanken und Personenregistern nach weiteren Informationen über die von Martin aufgelisteten Namen zu suchen. War ein Foto der entsprechenden Person vorhanden, druckte er es aus und heftete es mittels einer kleinen Nadel an die Pinnwand, die direkt neben der Plexiglasscheibe stand, und schrieb den Namen der Person darüber.
    „Meinst du nicht auch, dass wir das familiäre Umfeld ausklammern können?“, fragte er Martin. „Es haben sich keine konkreten Hinweise ergeben.“
    „Nicht so voreilig, junger Kollege. Bisher haben wir nur mit Kerstin Langner gesprochen. Es ist zu früh, einen Personenkreis kategorisch auszuschließen. Aber ich gebe dir Recht, es sieht nicht vielversprechend aus.“
    In der rechten oberen Ecke befestigte Yannik Fotos vom Tatort und mehrere Fotos des Ermordeten. Eines der Bilder zeigte die Vergrößerung der Bisswunde, die nach den bisherigen Informationen zum Tod des Pförtners geführt hatte.
    „Wer macht so etwas?“, fragte Martin. „Wer ist dazu fähig? Und vor allem – warum?“
    „Wobei wir bei der Motivfrage wären. Das ist eine diffizile Frage, die mir am
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