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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf
Autoren: Roy Ebstein
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nicht krank geworden wäre und Langner seinen Dienst übernommen hätte.“
    „Lohnt es sich, sein Umfeld unter die Lupe zu nehmen? Hat er Feinde? Nicht bezahlte Schulden? Irgendetwas, das erwähnenswert ist?“
    „Nein. Nichts. Ich glaube, das können wir vergessen. Er hat auch ein sehr gutes Alibi. Aufgrund einer Grippe und hohen Fiebers hat seine Frau bestätigt, dass er die gesamte Nacht neben ihr im Bett lag.“
    „Gut. Dann machen wir jetzt mit meiner Idee weiter. Nimm dir trotzdem noch mal das familiäre und berufliche Umfeld Langners vor. Vielleicht haben wir etwas übersehen. Vor allem müssen wir ausschließen, dass der Behälter mit Haarmanns Kopf nicht doch zufälligerweise an einem anderen Ort in der Gerichtsmedizin wieder auftaucht. Außerdem wollte uns die Sekretärin des Professors eine Liste mit den Personen zur Verfügung stellen, die einen Schlüssel zu dem Lagerraum besitzen. Also, es gibt genug zu tun.“
    „Daran zweifle ich nicht“, lachte Yannik. „Ich bin gespannt, was unser Bazi zu berichten weiß. Der Obduktionsbericht sollte ja heute kommen. Soll ich da auch direkt vorbeischauen, oder machen wir das gemeinsam?“
    „Ich rufe dich an. Vor heute Nachmittag wird das eh nix. Ich möchte aber auf jeden Fall dabei sein.“
    „Okay. Ich habe übrigens gestern Abend noch ein bisschen recherchiert.“
    „Und was genau?“
    „Ich habe mich ein wenig als Genealoge betätigt und mir mal etwas genauer Haarmanns Verwandtschaftsverhältnisse angeschaut, soweit das heute noch möglich ist.“
    „Und, warum der Aufwand?“
    „Na ja, es könnte doch sein, dass irgendein Nachkomme oder Verwandter auf die Idee gekommen ist, den Kopf seines Verwandten in der heimischen Vitrine im Wohnzimmer auszustellen.“
    „Oder zu beerdigen.“
    „Ja, vielleicht auch das. Auf jeden Fall haben im Laufe der Jahrzehnte insgesamt drei Verwandte ihren Nachnamen geändert. Ihnen war es sichtlich unangenehm, mit einem Serienmörder verwandt zu sein. Der letzte lebende Verwandte war ein Großneffe Haarmanns, der sehr früh an Tuberkulose starb. Außer diesen Informationen habe ich nichts gefunden.“
    „Aber die Idee war nicht schlecht. Wir arbeiten schließlich nach dem Ausschlussverfahren ...“
    Martin nahm noch einige Änderungen an seiner PowerPoint-Präsentation vor und speicherte sie auf einem USB-Stick. Sein Chef wollte vor der Pressekonferenz noch einen Blick darauf werfen. Martin zog den Stick aus dem PC und wünschte Yannik viel Glück. Dann machte er sich auf den Weg zum Büro seines Vorgesetzten, Norbert Thimm, der gerade ein Telefonat beendet hatte, als Martin den Raum betrat.
    „Ah, Herr Venneker“, begrüßte er Martin. „Gut, dass Sie so zeitig zu mir kommen. Wie sollten uns noch einmal genau abstimmen. Ich kann Ihnen sagen, hier ist die Hölle los. Die Woche fängt wirklich gut an.“
    „Die Presse?“, fragte Martin und nahm auf einem Stuhl Platz.
    „Ach, wenn es nur die Presse wäre“, ärgerte sich Thimm. „Der Mord ist mittlerweile Thema im Landtag. Zumindest hinter vorgehaltener Hand. Herr Laudahn bat mich gestern darum, von mir auf dem Laufenden gehalten zu werden, weil der Staatssekretär im Innenministerium darauf besteht, von ihm persönlich über den Fortschritt der Ermittlungen unterrichtet zu werden.“
    Martin kannte Siegmar Laudahn persönlich. Der als besonnen geltende Polizeipräsident und Vorgesetzte seines Chefs war in jungen Jahren Leiter eines mobilen Einsatzkommandos, Dezernent für Kriminalitätsverhütung und -verfolgung und Abteilungsleiter des polizeilichen Staatsschutzes gewesen. Kurzum, kein Theoretiker, sondern ein Mann der Praxis.
    „Um ganz ehrlich zu sein, gibt es einige Punkte, die ich nicht nachvollziehen kann. Zum einen stelle ich mir die Frage, wer die Pressekonferenz angeordnet hat. Und zum anderen ist mir nicht klar, wie die Geschichte so schnell die Runde machen konnte. Vor allem, wie konnte sie so schnell ins Innenministerium gelangen?“, fragte Martin.
    „Sie wissen doch, wie das ist. Irgendjemand hat geplaudert. Entweder jemand aus dem Bereich der Rechtsmedizin oder aus unseren Reihen“, sagte Thimm. „Und die Pressekonferenz wurde ganz sicher nicht von Laudahn angeordnet. Ich gehe davon aus, dass das Ganze politisch motiviert ist. Vermutlich bekommt da oben jemand Druck, oder es will sich jemand profilieren. Ich soll übrigens eine 20-köpfige Mordkommission einrichten. Und das bei unserem Personalstand. Ich weiß gar nicht, woher ich die Leute
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