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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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lauscht auf das Ticken des Sekundenzeigers, nimmt seine winzigen elektrischen Impulse wahr. Plötzlich taucht mit wiegenden Bewegungen ein schwarzer behaarter Seestern aus dem Ausschnitt des zerrissenen Hemdes auf. Der Fisch schnappt im Vorbeischwimmen nach ihm. Seine glänzenden Zähne blitzen für einen Moment auf.
    Langsam dreht er sich wieder auf die Seite und setzt seinen Weg fort. Mit merkwürdig trabendem Schritt schwimmt er zum Licht hinauf und lässt den Leichnam des blonden Mannes in den schwarzen Untiefen des Meeres entschwinden.

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    »Sehen Sie, hochverehrte Chefin, einen Moment lang dachte ich, dass Takenushi dieses proteinhaltige Wasser gegen sein Tauchboot mit den ozeanografischen Instrumenten eintauschen wollte, das ihm die beiden Gauner in Manado Tua gestohlen hatten. Doch Fehlanzeige. Es war ihm völlig egal. Der alte Fuchs wollte sein Stenocara-Patent zurückhaben! Charlie und Ziegler müssen ihm gesteckt haben, dass sie einen Patentantrag gestellt hatten, und setzten ihn damit unter Druck. Daraufhin war er bereit, mit den beiden zu verhandeln. Vor Gericht stünden seine Chancen nicht besonders gut. Er hätte ein langwieriges und kostspieliges Verfahren auf sich nehmen müssen ... Einen mehrjährigen Expertenstreit.
    Warum, werden Sie mich fragen, Chefin, hat er ein solches Geheimnis um das Boot mit den Kanistern gemacht? Take hat versucht, mich einzulullen, als er mir erzählte, Designe wolle, dass die Transaktion topsecret bleibt. Ich glaube, er wollte sein Geschenk noch mit einer Prämie garnieren, um Ziegler und Designe zu ködern. Diese Kanister waren für sie und die Ziegler-Laboratorien äußerst wertvoll, nicht aber für ihn. In Wahrheit entsprach das, was der alte Japaner als ungeheuer kostbaren Schatz anpries, um sein Patent ›zurückzukaufen‹, nur ein paar Dutzend Litern Tau mit Antikörpern und Impfstoffen. Nach Ansicht von Lucrèce der Gegenwert einer dreimonatigen Gewächshaustau-Ausbeute ... Take verfügt jedoch über den Samen, die genetische Grundlage und die Technologie. Dieser Schatz würde nicht lange so wertvoll bleiben: Der Selbstkostenpreis der Impfstoffe wird auf dem Markt sehr rasch sinken, und zwar dank der Takenushi Corporation, die das Zeug tonnenweise produzieren wird. Takenushi hätte seelenruhig dabei zugesehen, wie Designe und sein Komplize ihm auf den Leim gehen, und sich sein Stenocara-Patent zurückgeholt. Man applaudiert ihm, wieder einmal hat er bewiesen, wie mächtig er ist! Chefin, ich habe übrigens eine Entscheidung getroffen, die mir zwar das Herz zerreißt, aber unwiderruflich feststeht: Ich komme zurück ins Büro!«
    Sénéchal legte auf und packte seinen Koffer in den Geländewagen. Dann ging er zu Madame Hoareau auf die Veranda.
    Die füllige Frau empfing ihn mit einem strahlenden Lächeln. Sie legte ihr Buch auf den Korbtisch, wo schon ein paar Flaschen und zwei Gläschen standen.
    »Nun, Sie großer französischer Meisterdetektiv, Zeit für die Abreise? Hat Ihnen Ihr Aufenthalt hier bei uns gefallen? Na schön, setzen Sie sich auf diesen Stuhl, der schon die Arme nach Ihnen ausstreckt. Und schenken Sie uns einen Punch ein!« Sie deutete auf die Flaschen. »Es steht alles bereit. Ihr Flugzeug geht doch erst heute Abend, nicht wahr?«
    Der Umweltinspektor mixte den Punch und reichte ihr ein Glas, das sie vorsichtig mit ihren fleischigen Fingern entgegennahm. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seufzte.
    »Madame Hoareau, können wir über einen gewissen Korallenfischer sprechen?«
    Die üppige Dame, die gerade an ihrem Glas nippen wollte, hielt inne.
    »Wieso? «
    Sénéchal trank einen Schluck und nickte anerkennend.
    »Madame Hoareau ... rein zufällig hatte ich das Vergnügen, mit einem gewissen Jouvence Hoareau - offensichtlich ein Namensvetter von Ihnen - ein Gläschen Punch in seiner Fischerhütte bei Puits des Français zu trinken.« Er schnalzte mit der Zunge. »Also, unter uns gesagt, Ihr Rum ist deutlich besser als seiner.«
    »Und?«, fragte sie mit tonloser Stimme.
    »Nun, Sie werden lachen ... Von Anfang an dachte ich, es kann kein Zufall gewesen sein, dass Jouvence Hoareau, von Beruf Korallenfischer, zu Ihnen gelaufen kam, als ihm Hände und Mund mit Sekundenkleber beschmiert worden waren. Man munkelt, dass dieser Mann ... wie soll ich sagen ... ein Auge auf Sie geworfen hat.«
    Er legte eine Kunstpause ein.
    »Was, wie man mir versicherte, auf Gegenseitigkeit beruhen soll.«
    Madame Hoareau zog ihre dichten
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