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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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Sénéchals Laptop. Oben im Bildschirm war in fetten Buchstaben auf jeder Seite ›WELTPATENTAMT‹ zu lesen.
    »Das ist unglaublich, Monsieur Sénéchal! Das ist meine Erfindung!«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hundertprozentig ... oder vielmehr die von Akira. Das hier ist streng genommen noch kein Patent. Es handelt sich um einen Patentantrag für ein neues Verfahren, mit dem Wasser in der natürlichen Umgebung aufgefangen und gesammelt werden kann‹. Der Antrag lautet auf die Namen Hans Ziegler und Charles Designe.«
    Pläne flimmerten über den Schirm. Rhaddiaunir wirkte fassungslos.
    »Die Zeichnungen ... Sie beschreiben die besondere Struktur des Stenocara-Panzers ... Sehen Sie nur ... Alles ist da. Alles! ... Wer sind diese Leute, Ziegler und Designe?«
    »Sie sind tot, Monsieur Rhaddiaunir. Sie hatten den Mann bezahlt, der mit dem Wagen auf Sie zugerast ist, um Sie einzuschüchtern. Und sie haben die Zugehfrau bestochen, damit sie den Aktenordner stiehlt. Auch sie haben für Ihren Freund Takenushi gearbeitet. In seinem Auftrag machten sie Jagd auf sein Lieblingstier, den Quastenflosser.«
    »Sie haben für Akira gearbeitet? Aber ...«
    »Sie sagten doch, dass dies hier kein Patent ist, oder?«
    »Das stimmt, es dauert drei bis vier Jahre, bis ein Patent anerkannt wird. Dennoch, wenn man einen Antrag auf Erteilung eines Patents beim Weltpatentamt eingereicht hat, besitzt dieser juristische Priorität bei dem angemeldeten Verfahren. Ihr Eingang wird augenblicklich registriert.«
    »Vorausgesetzt, kein anderer hat ein ähnliches Gesuch für ein vergleichbares Verfahren vor Ihnen gestellt.«
    »Genau. Doch das war nicht der Fall. Ich hatte alles sorgfältig geprüft und herausgefunden, dass in den letzten zwanzig Jahren kein Verfahren zu diesem Thema eingereicht worden war.«
    Der Wissenschaftler seufzte.
    »Monsieur Sénéchal ... Ein Patent gewährt das Exklusivrecht auf eine Erfindung. Der patentrechtliche Schutz bedeutet, dass die Erfindung - ausnahmslos - nicht ohne die Zustimmung des Patentinhabers realisiert oder verkauft werden kann.«
    Er deutete auf den Bildschirm.
    »Mit diesem Antrag haben sie Akira blockiert. Selbst wenn ich mich noch heute an die Arbeit machen würde, selbst wenn Akira eine Eingabe unter seinem Namen machen würde, würde man ihn auf den früher eingereichten Antrag von Designe und Ziegler verweisen.«
    »Ihm bliebe also nichts anderes übrig, als Lizenzgebühren zu zahlen, wenn er dieses Verfahren nutzen wollte, oder?«
    »So ist es. Oder er müsste das Patent zurückkaufen. Es ist schrecklich!«
    »Könnte Takenushi das Patent nicht, sagen wir, etwas abwandeln?«
    »In diesem speziellen Fall ist das leider nicht möglich.«
    Rhaddiaunir wies wieder auf den Bildschirm.
    »Alles ist hier genau beschrieben ... Sie haben das Verfahren mit abgesichert.«
    »Verdammter Charlie!«, brummte Sénéchal. »Die Rache und das Geld.«
    Mit einem Seufzer strich er sich durch sein grau meliertes Haar und erklärte:
    »Monsieur Rhaddiaunir, es steht Ihnen nun frei, nach Indonesien zurückzukehren. Sie haben nichts mehr zu befürchten: Ihre Verfolger sind entweder tot oder sitzen hinter Gittern.«
    »Ich werde nie wieder dorthin zurückkehren, Monsieur Sénéchal. Ich möchte Akira treffen, in Malaysia.«
    Er sah den Umweltinspektor durchdringend an.
    »Was ist Shafik denn nun wirklich zugestoßen, Monsieur Sénéchal? Können Sie mir das sagen?«

 
 
 
 
EPILOG

 
 
 
 
    Es wird Abend über Puits des Français. Die Silhouetten der Kokospalmen neigen sich über die Wellen, die sich an den Felsen brechen und Schaumspuren in das letzte Licht der Sonne schicken. Auf hoher See tritt ein Mann seine lange Reise in die Unterwasserwelt an. Er hält die Arme leicht ausgebreitet und die Hände weit geöffnet, als spräche er zu einer unsichtbaren Menge. Sein zerrissenes und fleckiges weißes Hemd wogt um seinen aufgeblähten Oberkörper, und seine Hose klebt ihm an den Beinen. Die Füße sind nackt und teigig weiß. Aus seiner Schläfe ragt die Befiederung eines Titanpfeils empor. Wie in Zeitlupe sinkt er in die Tiefe hinab.
    Ein auffallend großer Fisch nähert sich dem Leichnam. Im fahlen Licht unter Wasser schimmern seine silbrigen Schuppen. Wie ein Zeppelin verharrt er reglos über dem blonden Mann. Lediglich sein Auge bewegt sich, während er ihn eingehend betrachtet. Dann, mit einer nachlässigen Flossenbewegung, presst er sein Maul auf das Glas der Schweizer Uhr am Handgelenk des Toten. Er
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