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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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kommen, versuchte er die kreolischen Witze zu verstehen, die sich eine Gruppe Jugendlicher an den Nachbartischen erzählte.

105
 
 
 
    Am nächsten Morgen rief Sénéchal in Rhaddiaunirs Hotel an. Nachdem er dem Wissenschaftler verschiedene Fragen gestellt hatte, wollte er zu guter Letzt noch wissen:
    »Warum haben Sie eigentlich die Wochenenden mit Ihrem Freund Shafik im Vulkangebiet verbracht?«
    »Im Vulkangebiet? Natürlich wegen meiner Membranen für die Ultrafiltration!«
    »Bitte was?«
    »Im MIND-Institut forschten wir auch nach Membranen für die Wasserfiltration. Um Wasser zu filtern, leitet man es unter starkem Druck durch poröse Membranen. Häufig verwendet man dazu keramische Filter. Ich interessierte mich für die bei Vulkanausbrüchen freigesetzten Mineralien, um auf Ideen für neue Filterstoffe zu kommen. Darüber hinaus hatte Akira mich gebeten, im Magma aus den Tiefen der Erde nach dem Vorkommen seltener Mineralien zu forschen - zum Beispiel nach Rheniumsulfat, das bis über dreitausend Grad Celsius hitzebeständig ist. Dieses Produkt findet bei bestimmten Legierungen in der Weltraumforschung, der Medizintechnik und der Spitzenindustrie Verwendung.«
    »Schon gut, schon gut, aber warum haben Sie Ihren Freund mitgenommen?«
    »Dieses Projekt mit den Ultrafiltrationsmembranen interessierte ihn. Seiner Ansicht nach hätte das UNEP bestimmte Forschungen in diese Richtung finanzieren können. Gleichzeitig erkundete er seine geliebten Naturschutzgebiete, die er gemeinsam mit Monsieur Xi Ping Zhu geschaffen hatte.«
    »Gibt es Vulkane in der Nähe der Naturschutzgebiete?«
    »Ja, sehr viele. Sie sind Fluch und Segen zugleich ... Bei uns gibt es eine Redewendung: ›Auf der Lava des Zorns wächst der Paradiesgarten. Die durch die Lava fruchtbar gewordenen Böden verströmen den Duft von Kräutern, und auf ihnen gedeihen die Orchideen.‹«
    »Sehr hübsch.«
    »Ich muss gestehen, dass ich von Shafiks UN-Passierschein profitierte, der uns den Zugang zu verbotenen Orten ermöglichte.«
    »Verbotene Orte?«
    »Ja, in Indonesien gilt das Standrecht, wegen der Guerilla ... Dieses Land befindet sich im Krieg, Monsieur Sénéchal. Im Krieg gegen sein eigenes Volk.«
    »Monsieur Mahakam bewahrte Vulkangestein in seinem Arbeitszimmer auf ...«
    »Ja. Gelegentlich nahm er ein paar schöne Steine aus den Tiefen unseres Planeten mit nach Hause. Manche benutzte er als Briefbeschwerer. Er bewahrte sie in dem Sekretär auf, den ich ihm geschenkt hatte.«
    Sénéchal fiel der braune Staub aus der Schublade wieder ein. Lucrèce hatte seine genaue Herkunft analysieren wollen, doch die Ergebnisse ließen noch auf sich warten.
    »Eine letzte Frage, Monsieur Rhaddiaunir. Wissen Sie etwas von einem roten Aktenordner, der sich in Mahakams Sekretär befunden haben soll? Diese Unterlagen sind nach seinem Tod von der Zugehfrau entwendet worden.«
    »Das hat mir Madame Mahakam berichtet. Wirklich sehr ärgerlich, doch die gute Frau wird nichts damit anfangen können.«
    Der Umweltinspektor runzelte die Stirn.
    »Würden Sie mir das erklären?«
    »Dieser Ordner hat mir gehört. Oder, besser gesagt, er gehörte Akira. Unter anderem enthielt er die Entwürfe für mehrere Patentanträge zum Verfahren der Wassergewinnung mithilfe des Stenocara-Käfers. Ich war noch mit der Ausarbeitung der technischen Details befasst, bevor ich sie zur Genehmigung einreichen konnte.«
    »Und was befand sich noch darin?«
    »Ein großes, dünnes Plastikblatt, so wie das in meiner Brieftasche, das ich Ihnen gestern gezeigt habe. Und verschiedene Fotos vom Insektenpanzer. Zudem eine von Shafik ausgearbeitete Budgetplanung.«
    »Eine Kalkulation?«
    »Für die weltweite Vermarktung dieses Verfahrens durch das UNEP. Die Summen, um die es geht, würden Sie in Erstaunen versetzen, Monsieur Sénéchal. Wir haben mehrere Wochenenden daran gearbeitet. Aber seien Sie unbesorgt, ich habe im Institut eine Kopie, und sobald ich Akira treffe ...«
    »Haben Sie über dieses Projekt im Beisein der Zugehfrau gesprochen?«
    »Schon möglich, sie kam häufig in Shafiks Arbeitszimmer, wenn wir dort arbeiteten und ...«
    Der Umweltinspektor stieß einen Fluch aus. Dann sagte er knapp:
    »Ich hole Sie im Hotel ab, Monsieur Rhaddiaunir.«
 
    In Sénéchals kleinem Zimmer tupfte sich der Indonesier zum x-ten Mal die Augen mit seinem blauen Taschentuch ab. Seine Nasenflügel bebten. Er wirkte wütend und bedrückt zugleich. Wieder und wieder betätigte er die Entertaste auf
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