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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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Schreibens in Xi Ping Zhus persönlichem Safe gefunden. Sie konnten nur seine Fingerabdrücke auf dem Papier feststellen. Weder Mahakam noch sonst jemand hat das Schriftstück jemals berührt. Xi Ping Zhu hat Ihnen eine schlechte Fotokopie überlassen.«
    »Und mir gleichzeitig erzählt, dass das Original unauffindbar sei! Dieser Brief hat mir solches Kopfzerbrechen bereitet! Aber wie ...«
    »Er hat Sie damit auf eine falsche Fährte gelockt, um Zeit zu gewinnen.«
    »Verstehe ... Und selbst wenn ich diesen Brief seiner Witwe gezeigt hätte, hätte sie nicht mit Sicherheit sagen können, ob es sich um Mahakams Handschrift handelte - der arme Mann war ja kurz vor seinem Tod in einer so elenden Verfassung! Sind Sie sicher, Chefin, dass Xi Ping Zhu versucht hat, Edouardo, Thamnir und seinen Oberleutnant zu töten? Ich kann mir diesen Chinesen einfach nicht als Mörder vorstellen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Niemand hat das gesagt ... Doch dem Bericht zufolge ...«
    »Darf ich erfahren, von wem der Bericht stammt?«
    »Als Xi Ping Zhu erfuhr - so heißt es in dem Bericht -, dass Edouardo und zwei Offiziere die Trümmer des Hauses durchsuchen wollten, in dem Mahakams Arzt getötet wurde, hielten seine separatistischen Freunde das für eine gute Gelegenheit, sich der Militärs und eines allzu neugierigen ausländischen Polizisten zu entledigen. Ein Junge, der regelmäßig den Wagen des Oberleutnants wusch, setzte die Airbags außer Gefecht, dann wurde einer der Männer in dem Sektor des abgebrannten Hauses postiert. Laut der Untersuchung der Nationalen Sicherheitsbehörde hatten Xi Ping Zhus Freunde einen Laster zum Transport von Langholz bei Rodungsarbeiten im Wald gestohlen und ein paar Burschen angeworben, die die regulären Straßenschilder austauschten.«
    »Ein sehr simpler Plan, gegen den nichts einzuwenden ist.«
    »Der aber gehörig schiefging ... Die Nummern auf den Waffen der Angreifer waren aussagekräftig: Offensichtlich wurden sie getöteten Armeesoldaten entwendet, die einige Monate zuvor während eines Zusammenstoßes mit den Rebellen starben ...«
    »Aber wie soll Xi Ping Zhu mehrere Tage im Voraus von dem Vorhaben Edouardos und der Militärs erfahren haben, das abgebrannte Haus unter die Lupe zu nehmen?«
    Sénéchal hatte sofort die Antwort auf seine eigene Frage parat:
    »Ich fürchte, von Edouardo selbst, der ihn - übrigens auf meinen Rat hin - stets über seine Pläne informierte.«
    »Wie dem auch sei: Als die Rebellen - oder die Widerstandskämpfer, je nach Sichtweise - erkannten, dass ihr Attentat missglückt war, haben sie Zhu außer Landes gebracht. Sie hatten gewissermaßen ihren letzten Trumpf ausgespielt. Ihr Agent beim UNEP war definitiv geliefert. Der Geheimdienst geht davon aus, dass er in Osttimor Zuflucht gesucht hat. Von dort konnte er nach Australien oder in ein anderes Land reisen.«
    »Welche Beweggründe hatte, Ihrer Meinung nach, dieser Mann für sein Tun?«
    Die Chefin der FREDE breitete die Arme aus.
    »Also, Sénéchal, die Motive der Leute ... das ist ein weites Feld! Wussten Sie, dass sein jüngerer Bruder und seine Frau im Zuge früherer Ereignisse von der indonesischen Polizei zu Tode gefoltert worden sind?«
    »Und darf man erfahren, ehrwürdige Chefin, woher Sie dieses außerordentlich vollständige Dossier herhaben?«
    Sie musterte ihn mit undurchdringlichem Gesicht.
    »Es gibt einen Punkt in dieser ganzen Geschichte, Sénéchal, der mich stutzig macht ...«
    »Es wäre mir eine Freude, Ihnen bei der Klärung behilflich zu sein. Natürlich im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten.«
    »Woher wusste Mahakam von den Chimären?«
    »Sein Sohn sagte mir, sie seien ihm im Traum erschienen.«
    »Finden Sie das nicht merkwürdig?«
    Sénéchal breitete die Arme aus.
    »›Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.‹«
    »Hamlet, erster Akt, fünfte Szene. Immer diese unerträgliche Pedanterie, Sénéchal. Sie sollten lieber herausfinden, was in Ihrem Büro so entsetzlich stinkt.«
    »In meinem Büro? Ich habe doch noch keinen Fuß hineingesetzt. Was ...«
    »Ein Paket. Aus Malaysia. Von Ihnen persönlich aufgegeben und an Monsieur Méjaville adressiert. Offenbar ist es dort unten lange auf der Post liegen geblieben und ... Kurz, Monsieur Méjaville weigert sich, es auch nur anzurühren. Zudem möchte er Ihr Büro auch niemals wieder betreten. Wegen der dort herrschenden Unordnung. Und wegen dieses
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