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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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seiner separatistischen Freunde ab.«
    »Was? Die Naturschutzgebiete? Herrgott noch mal! Er sagte, dass Mahakam sie geschaffen habe ...«
    »Er hat Sie belogen. Xi Ping Zhu selbst hat dieses Projekt begründet. Vor dem Bürgerkrieg hatte das UNEP in Jakarta die indonesische Regierung für die Schaffung solcher Gebiete gewonnen. Ein Projekt, das nach einigen Jahren auslief. Da er diese groß angelegte Operation hervorragend geleitet hatte, wurde der brillante Xi Ping Zhu zum Generaldelegierten ernannt. Er erhielt die Aufsicht über die von ihm geschaffenen Naturschutzgebiete ...«
    Sénéchals verdutzter Gesichtsausdruck entlockte ihr ein kleines Lächeln.
    »Ein ganz erklecklicher Teil der finanziellen Hilfen, mit denen die indonesische Regierung und die UNO die Besitzer Tausender Hektar Dschungel entschädigen und weitere Schutzzonen schaffen wollte, floss direkt in die Taschen der Rebellen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass der Mann nicht eine einzige Rupie für sich selbst abgezweigt hat. Bewundernswert, nicht wahr? Niemand in diesem Land, das weltweit zu den korruptesten zählt, ahnte auch nur das Geringste. Auf dem Papier schien alles in Ordnung ... Die finanzielle Struktur war sehr komplex und flexibel.«
    »Das ist einfach unglaublich ... Er war ein Bilderbuchbeamter, der sich nur um Orang-Utans, Tiger und Elefanten sorgte!«
    »Es kommt noch besser: Xi Ping Zhu finanzierte nicht nur die Rebellen ...«
    »Sondern?«
    »Er informierte sie auch darüber, was sich in den Naturschutzgebieten tat.«
    »Wie das?«
    »Zwei der flächenmäßig größten Reservate, Selamat Pagui und Selamat Jalan im Norden Sumatras, befinden sich mitten im Kampfgebiet. Ausgedehnte Flächen liegen im Dschungel und in den Bergen. Tausende, nur schwach besiedelte Hektar Land ... Niemand darf diese Zone betreten, ausgenommen indonesische Soldaten, die dort nach Separatisten fahnden. Xi Ping Zhu sammelte alle greifbaren Informationen über diese beiden Sektoren und leitete sie an die Guerilla weiter.«
    »Informationen welcher Art?«
    »Über das UNEP hatte er Zugang zu detailliertem Satellitenmaterial. Er konnte also unter anderem Informationen zu Truppenbewegungen einholen ... Er gab seinen Freunden die Lage natürlicher Verstecke weiter, er informierte sie über die Beschaffenheit des Geländes, Zugangswege, Waldpfade, Höhlen, was weiß ich? Seine Förster, seine Ingenieure, das gesamte UNEP-Personal vor Ort arbeitete für ihn, ohne es zu ahnen. Übrigens auch Wetterdaten - ein fabelhaftes strategisches Werkzeug. Er leitete die Wettervorhersagen weiter: Wenn es morgen schön ist, greifen wir die regulären Truppen an, wenn es regnet, ist die Sicht der Helikopter und Flugzeuge eingeschränkt. Wenn es neblig ist, legen wir einen Hinterhalt oder verstecken uns an diesem oder jenem Ort ... Sie verstehen, Sénéchal?«
    »Allmächtiger! Er hat mit dem Geld des UNEP Wetterstationen in diesen Naturschutzgebieten errichtet. Um die Meteorologische Weltorganisation WMO mit Daten zu versorgen, wie er mir erklärte.«
    Die zierliche Frau hinter dem Schreibtisch nickte.
    »Die Frage muss wohl eher lauten: Was hat er nicht über das UNEP finanziert?«
    »Wie ist Thamnir auf ihn aufmerksam geworden?«
    »Offensichtlich ist dieser Offizier schlauer als alle anderen.« Sie lächelte. »Ich persönlich glaube, er hat unter den Separatisten einen oder mehrere Maulwürfe.«
    »Und der Mord an Mahakam?«
    »Xi Ping Zhu wusste nichts davon ... Er war zu sehr mit seinen Spionageaktivitäten beschäftigt. Doch er hat versucht, diese Geschichte auszunutzen.«
    »Wie das?«
    »Als Mahakam angeblich Selbstmord beging und sein Arzt ermordet wurde, sah Monsieur Xi Ping Zhu darin eine günstige Gelegenheit, sich Thamnirs Überwachung zu entziehen. Er versuchte seine Aufmerksamkeit auf die merkwürdigen Umstände von Mahakams Tod zu lenken, indem er sich Ihrer Begeisterung für den Quastenflosser bediente. Doch Thamnir hat nicht angebissen.«
    Dame Pottier öffnete die Akte und entnahm ihr ein Blatt, das sie ihm reichte. Es war ein Fax. Der Umweltinspektor las:
     
    Geschätzter Delegierter
    Geschätzte Kollegen
    Hexerei
    Ich bin jetzt allein ...
 
    Er starrte sie an.
    »Das ist doch eine Kopie von Mahakams Brief, den mir Xi Ping Zhu damals gegeben hat ... Und?«
    »Hm. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Mahakam diesen Brief jemals geschrieben hat.«
    »Das müssen Sie mir erläutern, Chefin.«
    »Der indonesische Geheimdienst hat das Original dieses
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