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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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Klarheit des Wassers mit unserem kleinen Laborboot ... Wir besitzen kein Tauchboot, doch wir können Kameras bis auf den Grund hinablassen. Direkt hinter dem Korallenriff senkt sich der Meeresboden um etwa fünfundsiebzig Meter und dann rapide in wirklich große Tiefen ab. Wie Sie wissen, ist diese Insel vulkanischen Ursprungs ... Kurz, letzte Woche haben wir ihn entdeckt.«
    Er verbesserte sich:
    »Wir glaubten, ihn entdeckt zu haben. Ein professioneller Korallenfischer namens Hoareau sichtete ein riesiges Tier, ›gepanzert wie ein Kampf-U-Boot‹ - das waren seine Worte -, ein Tier, wie er es in seinem dreißigjährigen Berufsleben noch nie gesehen hatte ... Bei seinem Anblick hat er schleunigst das Weite gesucht. Sie haben sicher den Artikel in der Lokalzeitung gelesen.«
    Giran musterte seinen hochgewachsenen Gesprächspartner und nickte verwirrt.
    »Für eine solche Begegnung ist der Begriff ›äußerst selten‹ gelinde gesagt eine Untertreibung. Gut. Ich werde Ihnen den Unterwasserfilm zeigen ... Es wäre mir natürlich sehr lieb, wenn Sie diese Geschichte vertraulich behandeln ...«
    Inspektor Sénéchal, der es sich mit einem Glas in der Hand auf dem Wohnzimmersofa bequem gemacht hatte, erkundigte sich:
    »Verwenden Sie etwa immer noch Videobänder?«
    Der Biologe lächelte flüchtig.
    »Alles eine Frage des Budgets: Das ist die übliche Ausstattung der öffentlichen Forschung ... Um diese Bilder zu analysieren, bedarf es großer Erfahrung. Erwarten Sie bitte keinen Dokumentarfilm über die Meeresfauna, wie man das aus dem Fernsehen kennt ... Meine Kollegen und ich haben dieses Material Dutzende von Malen angesehen, und ich muss gestehen, es ist wirklich sensationell.«
    Wieder warf er Sénéchal einen besorgten Blick zu.
    »Eigentlich wollten wir das alles für uns behalten, aber da Sie schließlich Polizeibeamter sind ...«
    »Umweltinspektor. Man könnte sagen, eine neue Rasse.«
    Der Experte für Meeresökosysteme hielt die Fernbedienung in Richtung Videorekorder. Unten auf dem Bildschirm liefen in rasendem Tempo Zahlen ab. Die Grundfarbe bildeten verschiedene Blautöne. Ab und zu floh ein Fisch oder eine Qualle vor dem Lichtstrahl des Scheinwerfers, im Hintergrund bewegten sich dunkle Schatten.
    »So, gleich kommt die Stelle.«
    Der Aufnahmewinkel veränderte sich, ebenso wie die Farben.
    »Jetzt stelle ich auf Zeitlupe.«
    Etwas Verschwommenes zitterte auf der rechten Seite und bewegte sich dann nach links. Der Wissenschaftler deutete auf einen winzigen weißen Punkt. Er flüsterte, als fürchte er, das Bild könne sonst verschwinden:
    »Da, der alte Vierfüßer!«
    Sénéchal, der halb eingenickt war, fragte mit schwerer Zunge:
    »Der alte Vierfüßer?«
    »Das ist der Spitzname, den ihm die Fachleute gegeben haben ... abgeleitet von seiner Art der Fortbewegung. Können Sie es jetzt auch gut sehen? Man muss seinem großen Auge folgen, in dem sich das Licht der Kameras widerspiegelt. Was da eben aufblitzte, war sein Maul. Oder vielmehr der Schmelz seiner Zähne.«
    »Der Schmelz?«
    »Seine Zähne sind mit Schmelz überzogen wie bei den Säugetieren. Unglaublich!«
    »Hm. Man sieht nicht gerade viel.«
    Das Bild bewegte sich wieder. Der Biologe schrie:
    »Sehen Sie, hopp! Er verschwindet nach links!«
    Der Mann seufzte geräuschvoll.
    »Und ... Abgang des seltensten Tieres der Welt.«
 
    Noch einmal mühte sich Sénéchal vergebens, die Umrisse des seltensten Tieres der Welt auszumachen, die jedoch von den Farbschichten auf dem Bildschirm verschluckt wurden.
    »Könnten Sie noch mal zurückspulen, Monsieur Giran?«
    Diesmal nahm der Inspektor inmitten einer Schlammwolke ein wenig deutlicher die Stromlinienform eines großen blauen Fisches wahr, der eine ungewöhnliche Anzahl von Schwimmflossen zu besitzen schien. Kaum aufgetaucht, verschwand das Tier wieder in der linken Ecke des Bildschirms und zog eine Spur von aufgewirbelten Partikeln hinter sich her. Giran kommentierte:
    »Darf ich vorstellen: der Quastenflosser, das Tier, das vor vielen Millionen Jahren mit den Dinosauriern hätte aussterben müssen. Eigentlich handelt es sich nicht wirklich um einen Fisch. Nicht mehr, genauer gesagt. Sehen Sie die Eichung unten auf dem Bildschirm? Er misst ungefähr einen Meter achtzig, also fast zwei Meter. Man erkennt sehr deutlich seine so außergewöhnlich geformte Rückenflosse.«
    Wie sehr der Umweltinspektor auch die Augen aufriss, er sah wieder nur eine amorphe Zusammenballung von zitternden Formen und
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