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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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Netz, 1993 und 1995 dann jeweils einer hier in der Nähe. Der Letzte wurde in Anakao, unweit von Tulear, gefangen.«
    »Tulear?«
    »Unsere große Nachbarinsel im Süden von Madagaskar. Gleich hinter dem Korallenriff. Doch damit ist die Geschichte des Dino-Fisches keineswegs zu Ende. 1997 kommt es zu einer sensationellen Entdeckung. Man findet einen indonesischen Verwandten. Vor einer kleinen Insel namens Manado Tua, unweit von Sulawesi.«
    »Zehntausend Kilometer von den Komoren entfernt? Dasselbe Viech?«
    »Nicht ganz, das ist ja eben das Unglaubliche! Der Latimeria menadoensis, benannt nach dem Ort, wo er entdeckt wurde, hat in der Welt der Wissenschaftler für derartigen Wirbel gesorgt, dass man eine DNA-Analyse durchgeführt hat, um festzustellen, ob er sich von Miss Latimers Exemplar unterscheidet. Und das ist tatsächlich der Fall.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Der Forscher dachte einen Augenblick nach.
    »In genetischer Hinsicht, der wichtige Bezug zwischen Transition und Transversion und vor allem die Vorrangstellung der Kernsubstitution auf der Ebene der ...«
    Der Umweltinspektor reagierte ungehalten:
    »Ja, danke, danke, und was sonst noch?«
    »Das indonesische Exemplar gehört einer neuen Art an. Man hatte das allerseltenste der seltensten Tiere der Welt gefunden ... Ein weiterer Vorfahre von uns.«
    Sénéchal starrte mit höchster Konzentration auf den Inhalt seines Glases, als könnte er darin die Zukunft der aussterbenden Arten lesen. Mit samtweicher Stimme fragte er:
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Suche nach dem Quastenflosser von Réunion beharrlich fortgesetzt haben, Monsieur Giran?«
    »Selbstverständlich ... Wir überwachen das Gebiet, in dem er gesichtet wurde, vor allem nachts, denn es handelt sich um einen Nachtjäger, der im Dunkeln an die Oberfläche kommt ... Zumindest in der Theorie.«
    »Und warum haben Sie die FREDE, die Abteilung zur Verfolgung von Umweltdelikten, alarmiert?«
    »Hm ... Weil wir Besucher in Port haben.«
    »Port? Im Hafen? Welcher Hafen?«
    »In Port. Die Stadt, in der der Hafen von Réunion liegt, heißt Le Port. Sie liegt zwanzig Kilometer von Saint-Denis entfernt.«
    »Und?«
    »Eine Schweizer ozeanografische Stiftung ist dort mit einem Laborschiff und einem Tauchboot unterwegs. Was mein Team und mich natürlich beunruhigt. Als Ihre Chefin, Madame Pommier ...«
    »Pottier.«
    »... als sie mir gesagt hat, Sie befänden sich auf unserer Insel ...«
    »Und was ist nun mit dieser Stiftung?«
    »Wir wissen nicht, woher diese Leute kommen: Plötzlich waren sie da, wie in einem dieser Science-Fiction-Filme. Offenbar sind sie bestens ausgerüstet - weit besser als wir, wie ich erfahren habe -, und sie könnten uns den Rang ablaufen. Außerdem horchen sie die Fischer aus, über die hiesige Unterwasserfauna ... Und schließlich wurden diese Schweizer dabei beobachtet, wie sie in der Nähe des Cap Méchant patrouillierten, wo der Korallenfischer das Tier gesichtet hat.«
    »Das Kap des Bösen?«
    »Ein Stück südlich eines Ortes namens Puits des Français.«
    Der Umweltinspektor wunderte sich.
    »Sie könnten doch auch aus einem ganz anderen Grund hier sein, oder?«
    Der Biologe lächelte bitter.
    »Mir gefallen solche Zufälle nicht. Ich fürchte, sie wollen uns zuvorkommen. Oder noch Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?«
    »Sie könnten versuchen, ihn zu fangen. Und das würde er nicht überleben.«
    »Warum?«
    »Unser vierbeiniger Freund lebt in der Tiefe unter dem Druck von mehreren Atmosphären. Er ist ein Lungenatmer. Er würde implodieren, wenn man ihn überstürzt den Druckverhältnissen der Meeresoberfläche aussetzte. Den unseren.«
    »Wie könnte man ihn dann lebend heraufholen?«
    »Die einzige Lösung wäre, ihn in einen Druckkasten zu stecken, wie Taucher, die man ›rekomprimiert‹, um eine Gasembolie zu verhindern. Doch das ist sehr gefährlich, weil man nicht alles über seinen Stoffwechsel weiß.« Giran seufzte. »Wissen Sie ... Obwohl er strengstens geschützt ist, hat unser Vorfahr ein neues Problem. Ein Problem, das er vor dreihundertfünfzig Millionen Jahren gewiss nicht hatte ...«
    »Und das wäre ...?«
    »Er besitzt ein elastisches und hohles Rückgrat ohne Wirbel.«
    Sénéchal hob die Schultern.
    »Und?«
    »Leider befindet sich darin flüssiges Rückenmark. Und unlängst ist im Fernen Osten ein neues Hirngespinst aufgetaucht ... Dieses unglaubliche Tier hat, wie ich Ihnen schon erläutert habe, dreihundertfünfzig Millionen Jahre
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