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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue
Autoren: Tess Gerritsen
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Fragen aufwerfen.«
    »Um den kümmer ich mich noch.«
    »Und dann ist da die Sache mit Peggy Sue Barnetts Freund.«
    »Was?«
    »Glauben Sie, sie hat ihre kleine Goldmine für sich behalten?« Er machte den nächsten Schritt. »Meinen Sie, er hat nie gefragt, wo all ihre Drogen und ihr Bargeld herkamen?«
    Shradick war bereit, die blutige Angelegenheit hinter sich zu bringen, doch plötzlich regten sich Zweifel. Seine Hand bewegte sich leicht, der Lauf senkte sich um Bruchteile von Millimetern.
    Adam war noch immer gut drei Meter von ihm entfernt, zu weit für einen erfolgreichen Angriff. Aber möglicherweise bekam er keine bessere Chance.
    M. J., die hinter Adam stand, spürte förmlich, wie sich seine Muskeln anspannten. Er war auf dem Sprung.
Großer Gott, er tut es wirklich.
    Adams Körper würde die erste und vermutlich auch die zweite Kugel abfangen. Das war der Augenblick, in dem sie sich auf Shradick stürzen konnte. Es war ein riskantes Spiel, eines, das sie mit großer Sicherheit verlieren würden. Aber die einzige Alternative war, sich wie Schafe abschlachten zu lassen.
    Sie beugte sich vor, verlagerte ihr Gewicht auf die Fußballen und wartete auf Adams Sprung. Jede Sekunde … jetzt …
    Der hohe Rufton von Shradicks Pieper ließ sie alle erstarren, als habe jemand einen Film angehalten. Allein die Macht der Gewohnheit veranlaßte Shradick, zu dem Pieper an seinem Gürtel hinunterzusehen. In diesem Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit stürzte sich Adam auf ihn.
    Fast gleichzeitig explodierte die Waffe in Shradicks Hand. Die Wucht, mit der die Kugel in sein Fleisch drang, konnte Adams Bewegungen jedoch kaum verlangsamen. Bevor Shradick zum zweitenmal abdrücken konnte, warf Adam sich auf ihn. Beide Männer gingen zu Boden.
    M. J. taumelte vorwärts, um Adam zu helfen, aber die zwei Männer rollten in einem verwirrenden Knäuel aus Gliedmaßen über den Boden, während beide versuchten, die Waffe in ihre Gewalt zu bringen. Ein zweiter Schuß löste sich. Die Kugel pfiff dicht an M. J.s Wange vorbei. Adams Hand schoß vor, packte Shradicks Gelenk. Dabei keuchte er: »
Lauf!
«
,
bevor Shradick mit dem Schrei eines wilden Stiers Adam zur Seite schleuderte.
    M. J. sprang auf ihn zu, versuchte ihm die Waffe zu entwinden, aber Shradick hatte einen Griff wie Beton. Wütend holte er aus. Seine Faust traf sie am Kinn und schleuderte sie rücklings durch die Luft. Sie landete auf einem Haufen feuchter Jutesäcke. Fast blind vor Schmerz erkannte sie, wie Shradick sich umdrehte und zu Adam ging, der regungslos am Boden lag.
    Er ist tot,
schoß es ihr durch den Kopf.
Großer Gott, er ist tot.
Von Trauer, Schmerz und Wut getrieben, kam sie taumelnd auf die Beine. Selbst als ihr schwarz vor Augen zu werden drohte, schleppte sie sich verzweifelt in Richtung Schuppentür, wo ein schwaches Dreieck aus Tageslicht zu sehen war.
    Gerade als sie die Tür erreicht hatte, drehte Shradick sich zu ihr um, hob die Waffe und schoß.
    Die Kugel schlug in den Türrahmen. Holz splitterte, und feine Späne gruben sich schmerzhaft in ihre Wange. Sie hechtete mit letzter Kraft aus der Tür und in den tosenden Wind.
    Shradick war dicht hinter ihr. Ihr Vorsprung betrug nur wenige Sekunden. Ihr war noch immer schwindlig von seinem Faustschlag, und sie bewegte sich wie eine Betrunkene. Bis zu ihrem Wagen waren es nur wenige Meter. Dahinter erstreckte sich das endlos lange, kahle Band der Kaimauer, die keinerlei Deckung bot. Shradick würde ein Schuß in ihren Rücken genügen.
    Ausweglos,
dachte sie.
Ich kann nicht einmal mehr klar sehen.
    In dem Moment, als Shradick in der Schuppentür auftauchte, duckte sich M. J. und hastete um den Wagen. Shradick hob die Waffe und schoß. Die Kugel prallte vom hinteren Kotflügel ab. M. J. tastete sich gebückt längsseits am Wagen entlang und riß die Tür zum Beifahrersitz auf. Ein Blick genügte. Kein Schlüssel steckte im Zündschloß. Auch dieser Fluchtweg war ihr versperrt.
    Shradick kam näher, um die Sache endlich zu beenden.
    Sie hörte die Planken unter seinem Gewicht knarren, als er auf der gegenüberliegenden Seite des Wagens entlangschlich. Er hatte das Heck erreicht. Vor ihr lag jetzt nur der Schuppen. Eine weitere Sackgasse.
    M. J. holte tief Luft, machte eine schnelle Drehung weg vom Wagen und sprang vom Pier.

15
    D er verwegene Sprung ins eiskalte Wasser verschlug ihr den Atem. Sie ging in einem wilden Strudel graubraunen, schmutzigen Salzwassers unter, das über ihrem Kopf
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