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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue
Autoren: Tess Gerritsen
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war. Etwas nagte an ihr. Es hatte mit diesem Fenster, mit Peggy Sue Barnett und dem Grund zu tun, weshalb sie vor sechs Monaten aus heiterem Himmel ihren Job aufgegeben hatte.
    Sie wandte sich Rick zu. »Sagten Sie nicht gerade, daß das da draußen die Bolton Street ist?«
    »Richtig. Die Gasse zweigt direkt von der Bolton ab.«
    »Wie heißen die nächsten Straßen, die sie kreuzen?«
    »Die Bolton?« Rick zuckte mit den Schultern. »Die Radisson im Osten. Und im Westen, das müßte die …«
    »Die Swarthmore sein«, sagte M. J. leise. Dann traf sie die Erinnerung wie ein Schlag: der Name der Straße, ihre Bedeutung.
    Ecke Bolton und Swarthmore. Da hat’s meinen Partner erwischt. Die Drogenrazzia ist schiefgelaufen. Sie haben ihn in einer Sackgasse gestellt …
    M. J. wirbelte herum und sah Adam an. »Mein Gott, das ist es. Das muß es sein.«
    Adam schüttelte den Kopf. »Wovon redest du?«
    »Da ist ein Cop erschossen worden! Dort unten in der Gasse!« Sie sah flüchtig zu Rick hinüber. »Wann hat Peggy Sue ihren Job hier aufgegeben?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Vor sechs Monaten …«
    »Ich brauche das genaue Datum.«
    Rick ging in das vordere Büro hinüber und zog ein Geschäftsbuch heraus. »Warten Sie. Der letzte Anruf, den sie eingetragen hat, war am zweiten Oktober.«
    »Ich muß mal telefonieren«, sagte M. J. knapp und griff nach dem Hörer.
    »Hey! Keine Ferngespräche!«
    »Keine Sorge. Ist ein Ortsgespräch.«
    Adam schüttelte den Kopf und versuchte mit ihrer sprunghaften Logik mitzuhalten. »Ein toter Polizist? Wie paßt denn das zusammen?«
    »Es war Erpressung«, sagte sie und wählte eine Nummer. »Daher hatte Peggy Sue das viele Geld. Sie hat gesehen, wie der Polizist unten in der Gasse umgebracht wurde. Und sie hat den Mörder erpreßt …«
    »Bis er sich geweigert hat, sich weiter erpressen zu lassen«, ergänzte Adam.
    »Richtig. Er hat dafür gesorgt, daß ein bißchen Gift in ihre Hände gelangt. Mit freundlicher Hilfe ihres Drogendealers aus der Nachbarschaft: Nicos … Hallo? Ed?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang gehetzt. »M. J.? Ich rufe dich zurück. Ich bin schon spät dran …«
    »Nur eine Frage, Ed. Dieser Cop. Ben Fuller. Der, der Esterhaus verhaftet hat. Wo ist der erschossen worden?«
    »Irgendwo in Watertown.«
    »Welches Datum?«
    »Das sind schon zwei Fragen.«
    »Das
Datum,
Ed.«
    »Weiß ich nicht. Irgendwann im Oktober. M. J., die Parade beginnt gleich, und ich muß raus in den Wagen …«
    »War es der zweite Oktober, Ed?«
    Am anderen Ende war es kurz still. »Könnte sein.«
    »Ich möchte dich bitten, noch was herauszufinden.«
    »Was denn jetzt schon wieder?«
    »Den Namen von Ben Fullers Partner.«
    »Da muß ich nachsehen …«
    »Dann
tu
das gefälligst!«
    »Sehr wohl,
Ma’am!
« zischte Ed wütend und legte auf.
    M. J. sah Adam an. »Ben Fuller war es, der in dieser Gasse gestorben ist. Die Polizei hat gesagt, eine Drogenrazzia sei schiefgegangen. Ich glaube, daß er ermordet worden ist. Von einem anderen Polizisten.«
    Sie starrten sich an. Die Konsequenz all dessen und das, was sie als nächstes tun mußten, erschütterte sie beide gleichermaßen.
    Adam nahm sie beim Arm. »Gehen wir. Das muß der Polizeichef erfahren. Umgehend.«
    »Der ist bei der Parade. Wie alle anderen auch.«
    »Dann fahren wir ins Rathaus. Je schneller wir diese Bombe aus der Hand geben, desto sicherer für uns.«
    »Glaubst du, er weiß, daß wir ihm auf der Spur sind?«
    »Machst du Witze? Ed erzählt doch bestimmt jedem, der es hören will, von seiner Exfrau und ihren verrückten Theorien. Bald weiß jeder Bescheid.«
    »Hey!« rief Rick, als sie zur Tür liefen. »Was soll das Gerede von den Cops? Kriege ich Schwierigkeiten?«
    »Keine Sorge«, sagte Adam. »Sie, Rick, sind für niemanden auch nur von geringstem Interesse.«
    »Mann, das ist gut«, seufzte Rick.
    Sie verließen das Büro und liefen die Treppen hinunter. Ihr Abgang hatte plötzlich etwas Panisches, Fluchtartiges.
Wir wissen zuviel,
dachte M. J.
Das könnte uns das Leben kosten.
    Als sie das Parterre erreicht hatten, war ihre Hand auf dem Treppengeländer schweißnaß. Sie traten aus dem Gebäude und in das vorzeitige Dämmerlicht eines herannahenden Gewittersturms. Vom Atlantik jagten schwarze Wolken über die Stadt, und die Luft roch nach Schwefel und Gewalt.
    Adam sah die Bolton Street hinauf und hinunter. Sein Blick glitt hastig über die schäbigen Fassaden, die vom Wind leergefegten
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