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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue
Autoren: Tess Gerritsen
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Bürgersteige. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite trat ein Mann aus einer Kneipe, zog seinen Mantel fester um die Schultern und ging seines Weges. An der Kreuzung stand ein Wagen; Musik dröhnte aus dem Autoradio. Soweit war keine Gefahr zu erkennen. Trotzdem war M. J. froh, als Adam nach ihrer Hand griff. Die Wärme seiner Berührung genügte, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Sie gingen die Straße hinauf. Als sie ihren Wagen erreichten, fielen die ersten fetten Regentropfen vom Himmel.
    M. J. zog die Schlüssel aus der Tasche. Adam nahm sie ihr aus der Hand. »Ich fahre«, erklärte er. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus.«
    Ihre Blicke trafen sich. Sie fühlte sich am Ende ihrer Kräfte. Und er war da, um sie zu stützen. Die Erfahrung war neu für sie. Zumindest was Männer betraf.
    Sie nickte. »Danke.«
    Adam schloß die Tür zum Beifahrersitz auf und half ihr in den Wagen, Dann ging er um das Auto herum und setzte sich hinters Steuer. Der tröstliche Geruch nach feuchter Wolle und hautwarmem Rasierwasser stieg M. J. in die Nase. Er zog die Tür zu. »Wir bringen das jetzt hinter uns«, sagte er. »Und dann nehme ich dich mit nach Hause.«
    Sie sah ihn an. »Ich glaube, das gefällt mir«, sagte sie leise. »Sehr sogar.«
    Sie sahen sich lächelnd an. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloß. Ihr Blick war noch immer auf sein Gesicht gerichtet. Nur vage registrierte sie den Schatten, der neben dem Wagen und vor ihrem Fenster auftauchte. Sie sah genau in dem Augenblick nach rechts, als die Wagentür aufgerissen wurde.
    Ein eisiger Windstoß blies ihr ins Gesicht. Er war noch kälter als die Pistolenmündung, die sich gegen ihre Schläfe preßte.
    M. J. fuhr zusammen und erstarrte. »Nein! Vince …«
    »Keine Bewegung«, knurrte Shradick. »Nicht eine! Kapiert, Quantrell?«
    Adam saß bewegungslos hinterm Steuer, den Blick auf M. J. gerichtet. »Nicht«, sagte er mit Panik in der Stimme. »Tun Sie ihr nichts.«
    »Auf den Rücksitz!« befahl Shradick. »Los, ein bißchen plötzlich, Novak!«
    Mit weichen Knien stieg M. J. aus dem Wagen und kletterte durch die hintere Tür auf den Rücksitz. Shradick glitt neben sie und knallte die Tür zu, ohne die Pistole von ihrer Schläfe zu nehmen.
    »Okay«, sagte Shradick. »Fahren Sie!«
    Adam drehte sich um und sah sie an. »Lassen Sie sie in Ruhe! Es gibt keinen Grund für …«
    »Sie weiß es. Und Sie wissen es.«
    »Und der Staatsanwalt weiß es.«
    »Der weiß gar nichts. Soweit es ihn betrifft, ist das alles eine lästige Lappalie. Genauso lästig wie seine Exfrau.« Shradick entsicherte die Pistole. »Und damit hat er recht.«
    »Nein!« keuchte Adam. »Bitte …«
    »Dann fahren Sie endlich los.«
    »Wohin?«
    »Die Radisson rauf.«
    Adam warf M. J. einen verzweifelten Blick zu. Er hatte keine Wahl. Dann drehte er sich um und ließ den Motor an. Als sie sich in den Verkehrsstrom einfädelten, sah sie, daß seine Knöchel am Lenkrad weiß waren. Er konnte nichts tun. Eine falsche Bewegung, und Shradick würde ihr das Gehirn wegblasen.
    »Sie kommen dahinter, Vince«, sagte M. J. »Ed weiß, daß Sie Ben Fullers Partner waren. Er fragt sich mittlerweile bereits, was wirklich mit Fuller passiert ist. Wie konnten Sie das nur ihrem eigenen Partner antun?«
    »Er war ein Spielverderber.«
    »Inwiefern? Wollte er nicht mitmachen? Wollte er die Schmiergelder nicht einstecken?«
    »Blödsinnige Pfadfindermentalität. Gott, Ehre, Vaterland. Mit dem Quatsch kann man seine Rechnungen nicht bezahlen. Ben und ich, wir haben uns nie verstanden. Keine Gemeinsamkeiten, verstehen Sie?«
    »Das war mit Ihnen und Peggy Sue Barnett schon eine andere Sache, was?« bemerkte Adam.
    »Mann, Peggy Sue! Die konnte ich irgendwie verstehen. Das Flittchen hat ihre Chance erkannt und sie ergriffen. Das Problem war nur, daß sie verdammt gierig wurde. Mehr Geld und immer noch mehr Geld wollte.«
    »Also haben Sie Esterhaus dazu gebracht, eine tödliche Droge an sie weiterzugeben. Einen Stoff, von dem Sie dachten, daß ihn niemand würde identifizieren können«, sagte Adam.
    Shradick grunzte überrascht. »Er hat geredet?«
    »War gar nicht nötig«, sagte M. J. »Wir wußten von seiner Verhaftung. Zu diesen Zeitpunkt sind Sie doch Fullers Partner gewesen, stimmt’s? Also wußten Sie alles über Esterhaus. Und seine Probleme.«
    »Ja, ja … die Jungs aus Miami.« Shradick lachte. »Er hatte eine Heidenangst vor ihnen.«
    »Also haben Sie einen Deal mit ihm gemacht. Er hat Ihnen die
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