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Gut reicht voellig

Gut reicht voellig

Titel: Gut reicht voellig
Autoren: Bettina Stackelberg
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sah es anders aus. Kinder spüren, dass sie damit eine Aufgabe bekommen, die sie erfüllen „müssen“. Sie wollen es den Eltern unbedingt recht machen, zeigen sich solidarisch oder „beeltern“ (sind also quasi Eltern für die Eltern) gar die eigenen Eltern. „Mami ist glücklich, wenn ich wunderschön wie eine Prinzessin aussehe“ oder „Papa ist stolz auf mich, wenn ich viele Tore beim Fußball schieße!“.
    Kindern haben nun einmal ihre Eltern als Vorbild und wünschen sich außerdem nichts sehnlicher, als dass sie ihre Eltern glücklich machen können!
    Anne, Coachingklientin, 31 Jahre alt
    Meine Mutter war, was Sport und Ernährung angeht, ausgesprochen streng zu sich selbst. Sie machte jeden Tag ihre Übungen, aß wie ein Spatz und legte extrem viel Wert aufihr Äußeres. Mir blieb gar nichts anderes übrig als auch so zu werden: Ich fand mich ständig zu dick, quälte mich beim Ballett und lehnte Schokolade strikt ab. Gruselig wurde es in meiner Teenagerzeit: Da war meine Mutter ganz stolz darauf, dass wir die gleiche Klamottengröße hatten! Sie bediente sich öfter aus meinem Schrank, stand dann neben mir vor dem Spiegel und lachte: „Schau mal, wir sehen fast wie Schwestern aus!“
    Schrecklich fand ich das! Ich wollte eine Mutter, wie andere Freundinnen sie auch haben – und keine Quasischwester oder Quasifreundin!
Exkurs zum Thema Glaubenssätze
    Unsere Prägungen in der Kindheit haben mit der Zeit ein Glaubenssystem in uns etabliert, das uns Richtmaß und Entscheidungshilfe ist – unsere Glaubenssätze:
    Glaubenssätze
    Ursprünglich kommt dieser Begriff aus der Psychologie-Richtung NLP (Neurolinguistisches Programmieren) und kommt vom englischen Wort „Belief“: Ein Glaubenssatz ist ein sprachlicher Ausdruck von etwas, das jemand für wahr hält – über sich und seine Umwelt hat er feste Überzeugungen, seine Glaubenssätze, wie: Im Sommer ist es immer warm, Männer sind Schweine, ich kann nicht Walzer tanzen. Dies alles sind (vermeintliche) Wahrheiten, die jedoch, näher betrachtet, alles andere als wasserdicht und allgemeingültig sind.
    Glaubenssätze helfen uns (scheinbar!), uns leichter und schneller in der Welt zurechtzufinden, weil wir vieles einfach und übersichtlich in Schubladen packen können. „Das ist so!“Punkt. Häufig stehen in unseren Glaubenssätzen die kleinen Wörter „immer“ oder „nie“: „Ich kann nie Nein sagen!“ oder „Ich muss immer gleich weinen!“ und eben auch „Ich muss immer alles perfekt machen!“.
    Diese Glaubenssätze dienen uns dazu, uns die Welt einfacher zu machen – quasi ein vereinfachtes Raster, ein Wahrnehmungsfilter. Und hier beginnt das große Problem: Wenn wir uns nicht bewusst mit unseren Glaubenssätzen und deren Richtigkeit auseinandersetzen, dann tappen wir schnell in die Falle der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ – der selffullfilling prophecy. Ein Teufelskreis beginnt: Diese Glaubenssätze helfen uns, die Welt zu verstehen, sie sind unsere Wahrheit. Und damit das so bleibt, sorgen wir (unbewusst!) dafür, dass diese Wahrheiten auf Teufel komm raus wahr bleiben – und was nicht passend ist, wird passend gemacht. Zack!
    Nehmen wir ein Beispiel:
    Beispiel für eine selffullfilling prophecy
    Einer Ihrer Perfektionismus-Glaubenssätze ist: „Wenn ich nicht absolut ungestört, hochkonzentriert und schnell arbeite, schleichen sich Fehler ein und das finde ich schrecklich!“
    Sie sitzen also wieder einmal an einem wichtigen Projekt, konzentrieren sich maximal, sind extrem penibel, gönnen sich durch den selbst gesetzten Zeitdruck keine Pausen, sagen Verabredungen zur Entspannung ab. Vor lauter Anspannung und Druck, unter den Sie sich selbst setzen, passieren Ihnen ein paar Fehler.
    Das lässt Sie verzweifeln und macht Sie enorm wütend auf sich selbst. Ein Teufelskreis – Sie nehmen sich nämlich beim nächsten Mal vor, noch genauer, noch konzentrierter und schneller zu sein – und setzen sich damit noch mehr unter Druck. Und machen dadurch wahrscheinlich wieder Fehler.
    Sie sehen, Glaubenssätze schränken ein, sie verbauen uns den Weg zu Handlungs- und Denkalternativen. Uns kommt gar nicht in den Sinn, dass es vielleicht ganz anders ist, dass vielleicht viel mehr möglich ist – wir sehen schwarz oder weiß.
    Wir haben diese „Wahrheiten“ entweder von unseren Eltern und unserer Umgebung übernommen, die uns geprägt hat. Oder wir sind der Versuchung erlegen, aus vereinzelten Erfahrungen schnell
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