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Gut reicht voellig

Gut reicht voellig

Titel: Gut reicht voellig
Autoren: Bettina Stackelberg
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dass es vor allem um die individuelle Prägung eines jeden Einzelnen geht, Elternhaus, Sozialisation etc.
    Beim Stichwort „Sozialisation“ jedoch sind wir dann doch wieder bei einer Möglichkeit der zumindest In-etwa-Verallgemeinerung. Jungs und Mädchen und Männer und Frauen wachsen dann doch unterschiedlich auf und werden unterschiedlich geprägt.
    Das Problem des Perfektionismus kennen mit Sicherheit sowohl Männer als auch Frauen. Mir scheint jedoch, dass die Ursachen dafür in unterschiedlichen Gebieten liegen. Also: Bitte scheren Sie nie alle Männer und alle Frauen über einen Kamm, achten Sie stets auf feine Unterschiede und hüten Sie sich, wann immer möglich, vor Schubladen- und Klischeedenken.
    Schubladen erleichtern unser tägliches Miteinander, weil sie uns helfen, einen unendlichen Wust von Informationen und Details erst einmal verdaulich vorzuordnen. Ohne eine gewisse Vor-Kategorisierung und Bewertung würden wir jeden Tag aufs Neue vor lauter Information Overload völlig handlungsunfähig sein. Schubladen sind also menschlich und okay – aber lassen Sie sie bitte offen! So haben die „Schubladenbewohner“ immer die Chance, die Schublade zu verlassen.
    Trotzdem möchte ich die unterschiedlichen Tendenzen aufzeigen, die ich sehe bzw. in meiner Coachingpraxis erlebe.
Weiblicher Perfektionismus: „Toughe Karrierefrau“ oder „Everybody's Darling“
    Auch hier gilt selbstverständlich: Es gibt nicht die Frau, jede Frau ist anders. Wenn wir jetzt mal vor allem die Frau im Beruf ansehen, geraten meiner Beobachtung nach zwei Frauentypen besonders schnell in die Perfektionsfalle:
Die Karrierefrau
    Der Karriereweg ist für Männer und Frauen gleichermaßen in bestimmten Phasen steinig und anstrengend. Oft jedoch ist er für Frauen noch ein wenig steiniger, da für den Weg nach oben noch nicht die gleichen Möglichkeiten und Bedingungen herrschen. Ob dies de facto auch so ist oder Frauen das eher so empfinden, sei dahingestellt und muss im Einzelfall individuell betrachtet werden.
    Marina, 38 Jahre, Abteilungsleiterin, Coachingklientin
    Mir wird nichts geschenkt und ganz sicher mache ich nicht deshalb Karriere, weil ich so schöne blaue Augen habe. Um wirklich voranzukommen, musste ich schon immer besser sein als der beste Mann und mehr leisten … und auch einen höheren Preis zahlen. Allmählich jedoch frage ich mich, ob es das alles wert war.
    Auch wenn dieses Thema vor zehn Jahren noch sehr viel häufiger zu finden war: Auch heute machen sich (Karriere-) Frauen oft unglaublich viel Druck damit, besser zu sein als die Männer: Sie wollen menschlich, empathisch, zugewandt, sozial hochkompetent sein – aber auch so tough wie die Männer, trickreich, mit der nötigen Portion Ellenbogen, sie möchten Weiblichkeit und Charme an den Tag legen, aber auch den harten Kampfgeist, die kalkulierte Manipulation, das Unbedingt-gewinnen-Wollen.
    Kurzum: Sie wollen alles sein. Die weibliche eierlegende Wollmilchsau. Oder besser: Sie meinen, alles sein zu müssen, um wirklich erfolgreich zu sein und in der Männerwelt mithalten zu können.
    Ist das so? Braucht es das wirklich alles ? Nein.
    Wissen Sie, was das größte Problem dabei ist, wenn Sie als Karrierefrau wirklich all das berücksichtigen und erfüllen wollen? Sie kommen nicht mehr zum Arbeiten! Sie haben keine Zeit und keinen Raum mehr für das, wofür Sie sich begeistern können, wofür Sie brennen. Ihre Kraft, Konzentration und Aufmerksamkeit ist aufgebraucht für all das „Mache ich auch alles richtig – berücksichtige ich auch alles?“. Und Sie sind ständig derart abgelenkt davon, dass Sie mit Sicherheit anfangen, Fehler zu machen. Erinnern Sie sich noch, wie es damals war, als Sie Ihre ersten Fahrstunden hatten? Wie holprig, langsam und schlängelig Sie gefahren sind, weil Sie sich gleichzeitig auf 1001 Dinge konzentrieren mussten – schalten, blinken, kuppeln, bremsen, Verkehrszeichen, rechts vor links?
    Genau so holprig wird Ihr berufliches Auftreten, wenn Sie ständig alles richtig machen wollen und den Anspruch haben, an alles gleichzeitig denken zu können.
    Zu Professionalität und Karriere gehört unter anderem unbedingt eines: Souveränität. Wenn Sie souverän sind, sind Sie gelassen, machen selbstbewusst Ihr Ding und hin und wieder einen Fehler. Weil das dann eben so ist. Punkt. Sie merzen ihn wieder aus und weiter geht’s.
    Sie können souverän zu Ihren Schwächen und Fehlern stehen, weil Sie auch um Ihre großen Stärken wissen,
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