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Gut reicht voellig

Gut reicht voellig

Titel: Gut reicht voellig
Autoren: Bettina Stackelberg
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100 % sein.
    Und hier wird meines Erachtens auch klar, dass ein extrem hoher Anspruch an die eigene Arbeit allein noch nicht unbedingt gefährlich ist. Ein Chirurg, ein Sternekoch oder auch der Pilot unseres Ferienfliegers – sie alle müssen tagtäglich bereit dazu sein, perfekt zu funktionieren, sie stellen extrem hohe Ansprüche an sich selbst – und sind sicher auch oft stark belastet. Viele Chirurgen schlittern sicher auch oft gefährlich nahe am Burn-out entlang – jedoch eben nicht automatisch alle Chirurgen.
    Wir sehen also: Nicht der extrem hohe Anspruch allein ist das Risiko, es kommen noch sehr viele andere Aspekte dazu: Der schöne Begriff der „Selbstwirksamkeitserwartung“ , der wurde von dem Psychologen Albert Bandura in den 1970er-Jahren entwickelt wurde, spielt hier eine bedeutsame Rolle:
    Selbstwirksamkeitserwartung
    Wenn wir von unserer eigenen Kompetenz überzeugt sind, Handlungen erfolgreich durchzuführen, wissen wir um unsere Selbstwirksamkeit. Und Menschen, die dies tun, zeigen mehr Ausdauer, haben weniger Zweifel und sind letztendlich viel erfolgreicher als die Haderer und Zweifler und Infrage-Steller. Wenn also ein Sternekoch oder ein Chirurg an sich und seine Selbstwirksamkeit glaubt, hat er zwar perfektionistische Ansprüche an sich selbst. Sie schaden ihm aber nicht unbedingt.
    In gewisser Weise hat der Sternekoch ja auch selbst entschieden, ob er ein gutbürgerliches Mittelklasselokal betreiben will oder eben einen Sterneschuppen. Freiwilligkeit ist ebenso ein wichtiger Faktor für den gesunden Umgang mit Perfektionismus.
    Ein Sternekoch brennt in der Regel für seine Sache, sonst würde er sich diesen Stress nie und nimmer antun – unsägliche Arbeitszeiten, Hitze, Lärm, hoher finanzieller Einsatz mit dem damit verbundenen Risiko. Er lebt für seine Leidenschaft und er hat den Ehrgeiz, aus einem guten Restaurant einen Sternetempel zu machen. Keiner zwingt ihn dazu, sicher könnte er auch von einem „normalen“ Lokal gut leben. Also: Er brennt für seine Sache, er macht es freiwillig und er traut es sich zu (ist von seiner Selbstwirksamkeit überzeugt). Alles Faktoren, die ihn nicht automatisch gefährden für ein Zuviel an Perfektionismus.

Die Wurzeln meines Perfektionismus
Meine Eltern und ihr Umgang mit Perfektionismus
    Unser Hang zum Perfektionismus ist sicherlich nicht von jetzt auf gleich aufgetaucht, sondern hat sich schleichend und langsam manifestiert. Und wir bekommen ihn auch nicht so mir nichts, dir nichts aus den Knochen, nur weil wir merken, dass er uns nicht guttut. Er ist hartnäckig, tief verwurzelt und mit unserem gesamten Glaubenssystem verbunden.
    Und wie alles, das derart tief verwurzelt ist in uns, finden wir auch die Wurzeln unseres Perfektionismus in unserer Kindheit – in dem, was unsere Eltern uns dazu mitgegeben haben.
    Wie war das bei Ihnen damals?
    Wenn Sie zurückdenken an Ihre Kindheit – nehmen Sie das Alter, in dem Sie sich spontan sehen: Wie sehr war da Perfektionismus ein Thema, was haben Ihre Eltern Ihnen vorgelebt und was haben sie Ihnen zu diesem Thema erzählt?
    Übung: Die Wurzeln meines Perfektionismus
    Nehmen Sie sich doch einmal ein wenig Zeit, sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind und holen Sie sich Block und Stift. Und dann machen Sie sich ein paar Gedanken und Notizen z. B. zu diesen Fragen:
Wenn Sie sich in Gedanken in Ihrer Wohnung/Ihrem Haus damals einmal umsehen: Wie sah es dort aus?War es aufgeräumt? Vielleicht sogar picobello sauber, fast porentief rein und glänzend? Oder sah es „belebt“ aus: Lagen Zeitungen herum, stand einmal ein benutztes Glas länger auf dem Couchtisch? Waren die Fenster und Türen streifenlos sauber oder sah man ab und zu auf dem Glas diverse Fingerabdrücke? Stand viel herum oder war alles verräumt?
Wie oft wirbelte Ihre Mutter mit dem Staubsauger und dem Spültuch umher? War Ihnen der Staubsauger ständig irgendwo zwischen den Füßen oder gab es einen festen Putztag in der Woche? Putzte auch Ihr Vater einmal oder auch eines der Kinder – oder hatten Sie eine Putzfrau?
Wie ist der Satz „Räum bitte dein Zimmer auf!“ für Sie gefärbt? Kam er ständig, oft oder selten? Wie genervt waren Sie darüber?
Wie sahen die Sonntage bei Ihnen aus? Wurde da auch mal bis in die Puppen geschlafen oder im Bett „herumgesandelt“? Turnten Sie an verregneten Sonntagen den halben Tag im Schlafanzug herum? Und Ihre Eltern? Gab es da die bequeme Jogginghose sonntags oder sah Ihre Mutter/Ihr Vater auch
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