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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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macht man denn, wenn ganz normale Menschen plötzlich völlig den Verstand verlieren?
    »Naaaa, also, hiii, Chaaaaad. Wiiiiiie nett, dich zu seeeeeehen.« Ich sprach ganz langsam und gedehnt, weil ich keine Ahnung hatte, was ich als Nächstes sagen sollte. »Also, ähm, was habt ihr beiden Hübschen denn so gemacht? Zusammen geschlafen? Moment! Nein! Nein, so habe ich das nicht gemeint, nicht zusammen, ich meine, ihr wisst schon, kleines Schläfchen? Wie im Kindergarten? Und, ähm, nein, nein – ich meine – also, geht ihr beiden jetzt zusammen? Zusammen nach unten! Zum Essen?«, platzte ich schließlich heraus. Fingerspitzengefühl war noch nie meine Stärke.
    Chad wurde puterrot und nestelte nervös an seinen Schuhen. Im Spiegel trafen sich Courtneys und meine Blicke, und ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die Röte, die ihr Gesicht überlief, bestätigte meine ungehörigsten Befürchtungen. In flagranti erwischt.
    Zu sehen, wie die beiden sich schämten, half mir, meine Fassung wiederzuerlangen. »Ach, stellt euch d-d-doch nicht so an«, haspelte ich endlich. »Was ich fragen wollte, ist, geht ihr zum Cocktailtrinken runter?« Die beiden nickten kleinlaut. Dann standen wir alle noch ein Weilchen unschlüssig herum, bis mir klar wurde, dass ich das Ruder in die Hand nehmen musste, damit die zwei nicht gleich wieder ins Bett hüpften. Unvermittelt bekam meine Stimme einen strengen Feldwebelton, und ich war grimmig entschlossen, mir von Courtneys Indiskretion nicht meinen großen Abend verderben zu lassen. Verdammt noch mal, ich war kurz davor, die Auszeichnung als Marktführerin zu gewinnen, und ich würde unter keinen Umständen zulassen, dass dieser Sieg von geschmacklosem Klatsch über eins meiner Teammitglieder überschattet wurde.
    »Okay, du musst dich fertig machen, und zwar dalli, dalli. Spring schnell unter die Dusche, du STINKST nämlich nach Chads Aftershave. Und, Chad, mal ehrlich? Drakkar Noir? Doch nicht im Ernst.« Stumm standen sie vor mir und regten sich nicht.
    »Courtney, wenn du geduscht hast, denkt dran, ordentlich Make-up aufzutragen, deine Haut ist total gereizt von Chads Bartstoppeln«, bemerkte ich spitz an Chads Adresse gerichtet, »und such irgendwas raus, womit du diesen – ähm, Knutschfleck verstecken kannst.« Mit einem sanften Schubs dirigierte ich sie in Richtung Badezimmer. »LOS! Keine Sorge. Ich kümmere mich solange um deinen Herrenbesuch.« Widerstrebend verschwand sie im Badezimmer und machte die Tür zu.
    »Tja, Chad, jetzt haben wir das Problem, einen Knutschfleck kaschieren zu müssen, weil du dich beim Rummachen anscheinend anstellst wie ein unreifer Highschoolknilch. Mal sehen … Schal, Schal, hat sie hier irgendwo einen Schal? Ach, da sind ja welche am Betthaupt festgebunden. Wie ich sehe, sind also genügend Schals da. Herrje, bist du aber ein einfallsreicher Liebhaber.«
    Entschlossen marschierte ich zum Schrank und durchforstete die darin hängenden Kleidungsstücke, wobei ich jedes einzelne genauestens unter die Lupe nahm. »Mal sehen, nein … Nein … Hübsch, aber ein V-Ausschnitt, also auch nein … Igitt, das ist ja scheußlich, findest du nicht auch?«, fragte ich und wedelte angewidert mit einer abscheulichen bestickten Tunika herum, als sei sie aus Kryptonit. »Chad, könntest du ein Mädel vögeln, das so eine grottenhässliche Bluse anhat? Warte, antworte lieber nicht. Okay, nein … Nein … Oh, das würde mir gut stehen«, flötete ich und hielt mir eine Bluse unters Kinn, wobei ich mich selbst im Spiegel bewunderte, »aber nein, für heute Abend ist das nichts. Das war’s schon fast. Nein, nein, hey … warte, wir haben doch noch Glück! Das sollte gehen.«
    Ich hämmerte fest gegen die Badezimmertür und brüllte, um das Geräusch des rauschenden Wassers zu übertönen: »Hey! Du trägst deinen ärmellosen cremefarbenen Rolli von Ann Taylor. Den kombinierst du mit diesen süßen Schlangenledersandaletten von Stuart Weitzman, deiner khakifarbenen Caprihose von GAP und einem breiten schwarzen Gürtel, und niemand wird auf die Idee kommen, dass du den ganzen Nachmittag rumgehurt hast. Und weißt du, was dem Outfit den allerletzten Schliff geben würde? Dein Verlobungsring.«
    Nachdem ich meine Mission erfüllt hatte, untersuchte ich den Inhalt von Courtneys Minibar. »Kann ich dir was zu trinken anbieten?« Chad schien sich in Grund und Boden zu schämen. Gut so. Ich hatte schon aus der firmeneigenen Gerüchteküche gehört, dass der Kerl
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