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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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kein Zuhause hat, dann hat er aller Wahrscheinlichkeit nach auch kein Büro, wozu also braucht so jemand eine Aktentasche, noch dazu, wenn sie perfekt zu meiner Coach-Handtasche passt? Außerdem war das garantiert heiße Ware. Und eins ist schon mal sicher, würde man mir die Tasche klauen und ich wüsste, ich werde sie nie wiedersehen, dann wäre es mir wesentlich lieber, die neue Besitzerin wüsste sie genauso zu schätzen wie ich und würde sie NICHT als Kopfkissen missbrauchen. Ich musste dieses butterweiche Stückchen ledriger Perfektion retten und ihm ein liebevolles neues Zuhause schenken.«
    Grazil nippe ich an meinem Drink und bemerke zufrieden, dass alle auf dem Boot an meinen Lippen hängen. Himmel, ich bin wirklich wie geschaffen dafür, vor einem Publikum zu stehen.
    »Ich marschierte also auf den Kerl zu, und ganz ehrlich? Ich konnte buchstäblich sehen, wie der Gestank in einer dicken Wolke um ihn herumwaberte. Der stieg von ihm auf wie der Mief einer Teerstraße an einem heißen Sommertag. Lieber Gott, und dann auch noch völlig zugedröhnt mit Dosenbier und Crystal Meth! Es war also nicht schwer, ihm klarzumachen, dass mein Mittagessen ein guter Tausch für seine Aktentasche wäre. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ihr seht also: Alles halb wo wild, wie Camille tut.«
    »Wobei du ein wichtiges Detail leider ausgeklammert hast«, rügt Camille mich kopfschüttelnd.
    Seufzend drehe ich mich zu ihr um. »Bist du neuerdings mein griechischer Chor oder was?« Entnervt verdrehe ich die Augen, schaue himmelwärts und rücke schließlich mit der ganzen Wahrheit heraus. »Okay, vielleicht war es kein ganz so fairer Tausch. Weil ich ihm … ähm … na ja … weil ich ihm verklickert habe, die Wasabi-Erbsen seien Crack-Körner.« 4
    Das ganze Boot – mit Ausnahme von Camille und der Kellnerin – bricht in schallendes Gelächter aus. Während meine Mitreisenden um Atem ringen, schlürfe ich meinen Drink und genieße den Ausblick. Goldene Sonnenflecken sprenkeln den Atlantik, und ein leichter Wind schaukelt unser Boot. Der Kahn ist zwar vielleicht etwas übertrieben für einen eintägigen Ausflug zum Tiefseefischen, aber mir soll’s recht sein. Und außerdem, bei dem Umsatz, den ich im letzten Quartal eingefahren habe, habe ich mir das bisschen Luxus redlich verdient.
    Insgesamt sind fünfundzwanzig Leute diverser Regionalabteilungen von Corporate Communications Conglomerate (Corp. Com.) bei diesem kleinen Ausflugstörn dabei – und die meisten davon können mir wirklich gestohlen bleiben. Man muss sich doch nur mal anschauen, wie manche von denen heute hier angetanzt sind. Streng genommen ist das hier eine offizielle Firmenveranstaltung . Mir egal, ob dabei geangelt wird oder nicht; zerfledderte Jeans-Shorts, zerknitterte, fleckige Logo-T-Shirts und – entschuldigen Sie mich kurz, ich muss mich übergeben – bauchfreie Tops sind hier vollkommen fehl am Platz. 5 Mode-Polizei, bitte umgehend zum Tatort.
    Schauen wir uns im Gegensatz dazu doch einfach mal an, wie ich aussehe – ich bin lässig, aber tadellos elegant gekleidet. Meine Leinen-Caprihose von Ralph Lauren hat eine akkurate Bügelfalte, und mein schlichtes, edles Baumwoll-T-Shirt mit V-Ausschnitt ist von Saks. An beiden Handgelenken klimpern meine schimmernden gedrehten Armbänder von David Yurman in Gold und Silber, und die Turmaline, Zitrine und Amethyste funkeln im Sonnenlicht und blenden all jene, die nicht so klug waren wie ich, eine Sonnenbrille von Oliver Peoples aufzusetzen. Auf dem offenen Meer herumzuschippern sollte einen nicht davon abhalten, teure Accessoires zu tragen. 6 Und natürlich rundet meine passende Kate-Spade-Tasche das Ensemble harmonisch ab. Ja, das nennt man STIL, Leute. Wie wär’s, wenn ihr euch mal eine Scheibe davon abschneidet?
    Wie dem auch sei, dieser Haufen besteht größtenteils aus miesen kleinen Speichelleckern. Diese Nulpen tun, als sei jedes meiner Worte eine Offenbarung! Gerade will ich bloß mal eben schnell aufs Klo verschwinden, und selbst das ist gar nicht so einfach. Kommt mir fast vor, als könnte ich keinen Schritt tun, ohne von einer begeisterten Meute hinterhältiger blutsaugender mittelmäßiger Verkaufsheinis belagert zu werden. Und die ständigen Beifallsbekundungen? Werden allmählich lästig.
    »Oh Jen, Glückwunsch! Denen hast du es aber gezeigt!«
    Aha. Und was möchtest du mir damit sagen?
    »Wow, Jennifer, deine Präsentation war wirklich, also, irgendwie, toll … Tja, so
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