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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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murmelgroßen Perlen, ohne die ich keinen Schritt vor die Tür setze, schimmern im gedämpften Licht des Toilettenvorraums besonders hübsch … Sooo schön! Mit sicherer Hand trage ich Dior-Brun-Swing-Lippenstift auf (matt, natürlich – ich will ja nicht aussehen, als hätte ich einen fettigen Teller abgeleckt), wasche mir die Hände und sprühe mir etwas J’adore Dior auf Hals und Handgelenke, ehe ich mir wieder einen Weg durch die grinsende Menge bahne. Wieder hagelt es Glückwünsche und beifälliges Schulterklopfen. Ach ja, der Preis des Ruhms …
    Ich kann es meinen Kollegen nicht verübeln, dass sie sich im Glanz meiner Herrlichkeit sonnen wollen. Über fünfhundert andere Verkäufer zu schlagen und gestern den nationalen Marktführerpreis zu gewinnen hat mich geradewegs ganz nach ganz oben katapultiert und mich über Nacht zur Legende gemacht. Was zum Glück auch jegliche noch verbliebenen Zweifel bezüglich der Höhe meines Gehalts vertreiben sollte. (Als wäre es meine Schuld, dass die blöde Aushilfe im New Yorker Büro den Brief mit meinem Einstellungsangebot im Kopierer liegengelassen hat! Kann ich was dafür, dass ich einen dicken Gehaltsscheck rausgeschlagen habe? Verhandlungsgeschick nennt man das. Sollten Sie auch mal versuchen; es funktioniert.)
    Gott sei Dank hat Camille jemand anderen zum Belästigen gefunden, also sitzt hinten auf dem Deck nur noch meine kleine Privatrunde. Diese Leute waren schon meine Posse, bevor ich zum Star des Unternehmens avanciert bin, ganz im Gegensatz zu all diesen ekligen Kriechern, die in den letzten Tagen um mich herumgeschwirrt sind wie lästige Scheißhausfliegen. Die Fische beißen nicht an, also haben wir unsere Angelruten beiseitegelegt und widmen uns stattdessen flüssigen wie festen Gaumenfreuden.
    Ryan ist ein schlimmeres Klatschweib als die meisten Mädels meiner alten Studentenverbindung, also setze ich mich zu ihm. Ich liebe Ryan. Für mich ist er die Stil-Ikone schlechthin. Er trägt grundsätzlich nur Dolce & Gabbana, und zwar von Kopf bis Fuß, und morgens braucht er im Bad länger als ich. Seine Wimpern sind mindestens einen Kilometer lang 9 , und allem Anschein nach hat er überhaupt keine Poren. Mit seinem perfekt gepflegten Drei-Tage-Bart sieht er wirklich aus wie George Michael in jungen Jahren zu den guten alten Wham! -Zeiten. Wenn ich groß bin, möchte ich genauso hübsch sein wie Ryan. Er arbeitet in unserem Büro in Manhattan und lebt mitten in New York, weshalb er der Maßstab für alles ist, was hipp und trendy ist.
    »Hey, Ryan, was ist denn derzeit das angesagteste Getränk in New York?«, erkundige ich mich.
    »Diese Woche reißen sich alle um den Mojito«, erklärt Ryan.
    »Ooh, lustiger Name! Und was ist das genau? Ist der gut?«
    »Absolut göttlich. Der wird mit weißem Puerto-Rico-Rum gemacht, das Feinste vom Feinen natürlich, aber das muss ich dir ja nicht sagen, oder?« Er schnaubt. Er weiß ganz genau, dass ich keinen Fusel trinke. Das Leben ist zu kurz, um sich nicht das Allerbeste zu gönnen. Eine Hand am Kinn und die andere in die Hüfte gestemmt legt er den Kopf zur Seite und wirft sich in eine übertriebene Denkerpose. »Also, dann kommen frische Minzblätter dazu, Rohrzucker, Sodawasser und Limetten als Deko.« Dann beugt er sich nach vorne, um zu betonen, wie wichtig das ist, was nun folgt. »Ach, und Herzchen, das Wichtigste kommt erst noch. Er muss in einem Longdrinkglas mit einem Rührstäbchen aus Rohrzucker serviert werden.«
    »Und was, wenn die in der Bar keinen Rührstäbchen aus Rohrzucker haben?«
    Das frage ich, weil ich Ryan kenne. Das letzte Mal, als er mir einen Cocktail empfohlen hat, habe ich die ganze Stadt durchkämmt auf der Suche nach einer Bar, die einen Cachaça im Regal hatte, da ich »unmöglich den Sinn des Lebens begreifen könnte, ohne einen ordentlichen Woody Woodpecker probiert zu haben«. Dabei hätte es wohl auch ein ganz normaler weißer Rum getan, denn die ganze Sache ist sowieso nur rein hypothetisch, weil ich einfach nicht den rasierten Nabel eines muskulösen braungebrannten kubanischen Jünglings auftreiben konnte, aus dem ich dieses Getränk hätte schlürfen können.
    Entnervt stöhnt Ryan: »Welche Barbaren haben denn keinen Rohrzucker im Haus?«
    Geduldig versuche ich zu erklären: »Ryan, auch wenn Chicago eigentlich im Großen und Ganzen ziemlich auf der Höhe ist, besteht doch die winzig kleine Möglichkeit, dass Rohrzucker noch nicht in jede Kaschemme der Stadt vorgedrungen
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