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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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vor Leuten zu reden, dazu hast du irgendwie echt Talent.«
    Ja, ich habe irgendwie Talent. Und nur deshalb war mein Vortrag auch so glatt und souverän, und nicht etwa, weil ich ihn am Tag vor der Präsentation ungefähr zehn Stunden lang in meinem Hotelzimmer vor dem Spiegel geübt habe, während ihr anderen alle am Pool rumgelungert habt und euch die Sonne habt auf den Bauch scheinen lassen. Muss wohl ein echter Schock sein, dass die bestvorbereitete Person doch tatsächlich irgendwie gewonnen hat.
    »Jenny, hey, ähm, hallo. Meinst du, du könntest mir vielleicht diese Mörder-PowerPoint-Präsentation mailen, die du zusammengestellt hast?«
    Oh, hey, ähm, du meinst wohl die PowerPoint-Präsentation, an der ich in meiner kargen Freizeit einen ganzen Monat lang jeden einzelnen Tag gearbeitet habe? Für die ich vier ganze Wochenenden meines Lebens geopfert habe? Die meinst du? Wohl eher nicht. Und nenn mich nicht Jenny.
    »Entschuldige, aber bist du nicht das Mädel, das gewonnen hat?«
    Wie bist du da bloß draufgekommen, Herzchen? Ich meine, mal abgesehen davon, dass all deine Kollegen mir gratuliert haben, meine ich.
    »Und was machst du jetzt mit dem fetten Preisgeld?«
    Komisch, aber du siehst gar nicht aus wie meine Mutter. Das war kein Scherz, als ich bei der Verleihung gesagt habe: »Zum Teufel mit Disneyland. Prada, ich komme.«
    In Wirklichkeit lächele ich natürlich, nicke den Gratulanten zu und halte meine ätzende Zunge im Zaum. Fällt mir zwar nicht gerade leicht, aber wenn ich eins bin, dann durch und durch ein Profi.
    Ich steuere auf die Toiletten im Schiffsinneren zu. Für so ein nettes Boot sind die Toiletten erstaunlich klein, dunkel, eng, und … riecht es hier etwa nach Haschisch? Ist unser Kapitän derselbe, der die Exxon Valdez auf Grund gesetzt hat? Und, iiiih! Die haben hier diese gruseligen Abpump-Klos. Vielleicht kann ich ja noch durchhalten, bis wir anlegen. Ich pudere mir einfach nur die Nase.
    Hier drinnen ist kaum genug Platz, sich umzudrehen, aber ich schaffe trotzdem eine kleine Pirouette. 7 Dann beuge ich mich vor und nehme mein Spiegelbild in Augenschein, und Angelina Jolie schaut mich an. Na ja, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, doch ich habe ein fein geschnittenes Gesicht, meine Augen sind strahlend smaragdgrün (Kontaktlinsen, aber wen interessiert das schon?), und mein Teint ist klar und hat eine golden schimmernde Sonnenbräune. Mit dreißig sind endlich die leidigen Pickel verschwunden, und Falten sind noch keine in Sicht. Hossa!
    Und die Frisur? Ein bisschen krisselig heute, weil wir auf dem Wasser sind, allerdings bilden meine kunstvoll eingestreuten karamellfarbenen Strähnchen einen reizvollen Kontrast zu meiner goldbronzenen Haut. Rory, meine Coloristin, macht JEDEM in Chicago, der irgendwer ist, die Haare, und sie ist jeden einzelnen ihrer dreihundert Dollar wert.
    Make-up? Alles von Christian Dior, weshalb mein Gesicht trotz der tropischen Hitze noch taufrisch aussieht. Wenn man draußen in der Sonne ist, sollte man mit dem Glanzpuder sparsam umgehen, es sei denn, man möchte aussehen wie eine Kellnerin in einer Fernfahrerabsteige. Eins der Mädels oben an Deck glänzt inzwischen dermaßen, dass ich sie am liebsten bitten würde, mir ein Schweinekotelett mit Bratkartoffeln zu servieren und was zum Aufwärmen, wenn’s geht, Schätzchen.
    Figur? Groß und sportlich und schlank natürlich.
    Oder zumindest groß. Und was die beiden anderen Punkte angeht, bin ich sehr zuversichtlich, dass auch die bald zutreffen werden, sobald ich ein bisschen Zeit habe, meinen untrainierten Hintern ins Fitnessstudio zu bewegen. Aber das ist bei meinen mörderischen Arbeitszeiten beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Der Tag hat nur vierundzwanzig Stunden, und augenblicklich verbringe ich die größtenteils damit, meine Karriere voranzutreiben. All meinen Bemühungen zum Trotz bin ich eben noch nicht ganz perfekt. Sagen wir einfach mal so, ich bin wie eine dieser Decken der Hopi-Indianer, in die man einen winzigen Fehler einwebt, um Gott nicht zu verärgern. (Man will dem großen Chef schließlich nicht auf den Schlips treten, oder?) Und außerdem schwört Fletch selbst im schärfsten Kreuzverhör Stein und Bein, dass ich wunderbar bin, so wie ich bin. 8
    Kurz und gut: Wäre ich lesbisch und hätte eine Schwäche für narzisstische, etwas selbstverliebte Ex-College-Mädels, ich würde total auf mich stehen.
    Noch ein letzter kurzer Blick in den Spiegel. Mein Markenzeichen, die
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