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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition)
Autoren: Wendy A. Luvers
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Ende der Potsdamer nach links gemusst und nicht nach rechts? Rechts und links waren ja in der Welt einer Frau eigentlich immer sehr dehnbare Begriffe.
    Zeit für Schicksalsverfluchungen nahm ich mir nicht.
    Ich konnte immer noch zurücklaufen und die Straße in der linken Richtung herunterrennen, zuerst würde ich allerdings die achte und vielleicht noch die siebte Abzweigung hier in dieser Straße näher in Augenschein nehmen, nur um sicher zu gehen. Wenn ich sowieso schon hier war.
    Die achte Abzweigung führte auf einen sand igen Weg, an dessen Seitenrändern sich hübsche kleine Häuser mit Gärten aneinander reihten. Halbhohe Zäunchen gingen in andere halbhohe Zäunchen über. Es erinnerte mich ein bisschen an mein Dorf-Zuhause.
    Beinahe war es so, als sei diese Zeit keine vier Jahre her, sondern habe in einem ganz anderen Leben stattgefunden. Warum dachte ich nie an Neuseeland, wenn ich den Begriff Heimat hörte?
    Und dann, noch während ich über das Wort „Heimat“ nachdachte, einfach so, fand ich sie.
    Ich kannte das Haus nicht, möglicherweise kannte ich nicht mal die Verwandte, der es einmal gehört hatte. Oder vielleicht kannte ich sie doch und hatte nur ihr Haus noch nie gesehen.
    Das Haus sah ein wenig schmuddelig aus; der weiße Putz wirkte ergraut, den Holzdielen und dem Zaun hätte ein frischer Farbanstrich nicht geschadet und auch Tür und Fenster wirkten, als sei ihre Zeit vorbei. Wie ein welkes Herbstblatt. Der Garten war durcheinander und mit viel zu langen Gräsern und Sträuchern bewachsen, die nicht aussahen, als wären sie dort von irgendjemandem absichtlich angepflanzt worden.
    In eben diesem Gewirr aus Grün hockte Nath alie und rupfte Unkraut aus dem Boden. Ich erkannte ihr zusammengebundes, dunkelblondes Haar bereits aus vielen Metern Entfernung. Vorsichtig näherte ich mich, Schritt für Schritt. Ich bemühte mich unwillkürlich sogar, leiser zu atmen, damit sie mich nicht bemerkte.
    Sie sollte sich mir nicht zuwenden, sie durfte mich nicht sehen, auf gar keinen Fall. Unter keinen Umständen würde ich ihr in die Augen sehen oder auch nur ein Wort sagen können, dessen war ich mir sicher. Und doch schien mein Körper an einem unsichtbaren Seil festgebunden zu sein, das mich unaufhörlich weiter und weiter auf das Haus, auf sie, zuzog.
    Das Knirschen jedes Steines unter meinen Schuhen, das Knacken jedes noch so kleinen Zweigleins, das unter meinem Gewicht zerbrach, kam mir so laut wie ein Pistolenschuss vor.
    Schließlich stand ich nur noch einen Meter von ihrem Gartenzaun entfernt, unschlüssig, ob ich doch etwas sagen oder mich einfach umdrehen und wieder gehen sollte, weil ich kein Recht hatte, hier zu sein. In ihrer Nähe zu sein.
    Meine Unentschlossenheit wurde bestraft, ich hatte zu lange gezögert und die Entscheidung, ob und wie ich mich bemerkbar machen sollte, wurde mir abgenommen. Pixie, die vorher nicht zu sehen gewesen war, stürmte aus dem Strauchwerk hervor und rannte laut kläffend auf mich zu. Aufgeregt sprang sie den etwas über einen Meter hohen Holzzaun an und wedelte mit dem Schwanz. Die Zunge hing ihr aus dem Maul, während sie mich aufgeregt anbellte.
    Schicksalsergeben tätschelte ich Pixies Kopf und wartete darauf, meinen zu verlieren.
    Nathalie richtete sich auf und drehte sich in e iner Slow-Motion-Sequenz zu mir und Pixie um.
    Wahrscheinlicher ist natürlich, dass sie sich in normaler Geschwindigkeit zu uns umdrehte und meine von Adrenalin verschleierte Wahrnehmung mich die Ereignisse eine Zeit lang in Zeitlupe erleben ließ. Im Zuge dessen konnte ich in beeindruckender Langsamkeit beobachten, wie ihre Miene sich von fragend (gerunzelte Stirn, etwas zur Seite gezogener linker Mundwinkel) auf ungläubig-überrascht (Augenbrauen gehen nach oben, Lippen spitzen sich leicht, kurzes Beben der Nasenflügel) umstellte.
    Immer noch perplex deutete sie, nach einer kurzen Phase des erstaunten Starrens, mit einem Kopfnicken auf das Gartentor. Hinter meiner Stirn herrschte Leere, als ich mich wie ein Roboter in Bewegung setzte um das Grundstück zu betreten. Die wenigen Meter erschienen mir unwahrscheinlich weit, die Luft fühlte sich dick und milchig in meiner Lunge an und die Geräusche um mich herum nahm ich lediglich als dumpfes Rauschen wahr.
    Meine kurzzeitige Sinnesumnachtung war wie weggeblasen, als ich schließlich zwei Meter vor Nathalie stehen blieb. Ich wollte ihr in die Augen sehen, wenigstens so viel Mut musste sich doch aufbringen lassen, dachte ich, doch
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