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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition)
Autoren: Wendy A. Luvers
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mein Blick kam nicht höher als bis zu ihren Lippen und ihrer Nasenspitze. Meine Arme hingen nutzlos an meinen Seiten herab.
    Die Hündin sprang aufgeregt an meinem H osenbein hoch und um mich herum, doch ich war nicht in der Lage, sie weiter zu beachten. Mein Herz pochte hart und schmerzhaft von innen gegen meine Rippen und alle noch so kleinen Geräusche erschienen mir unvorstellbar laut. Das Rauschen einer leichten Brise in den Blättern und Halmen des Gartens, mein eigener Atem, das Röcheln und Quieken des Hundes.
    Dann zog mein Magen sich blitzschnell z usammen, denn Nathalie bewegte sich auf mich zu. Einen Schritt.
    Zwei Schritte. Drei Schritte. Sie war nur noch einen halben Meter von mir – dann war sie bei mir. Sie schlang die Arme um meinen Nacken und ihr Körper schmiegte sich an meinen, obwohl ich in einem verschwitzten, abscheulich klammen Shirt steckte. Ihr zartes Gesicht berührte meine stoppelig-unrasierte Wange und ich spürte seit einer Ewigkeit endlich wieder ihren Atem an meinem Hals. Meine Arme schlossen sich um ihre Taille und meine Handflächen pressten leicht gegen ihre Schulterblätter, drückten sie fester an mich.
    Eine Weile stand die Zeit still.
    Keiner von uns sagte ein Wort, denn, auch   wenn ich nicht verstand, weshalb – es gab nichts zu sagen, es war alles klar. Sie wusste alles. Alles. Und dennoch waren wir hier, zusammen.
    Der Moment währte viel zu kurz.
    „Danny?“ Nathalie und ich ließen, unwillig und zögerlich, voneinander ab. Conny stand in der morschen Haustür und musterte uns beide mit einer Miene, die ich nicht zu deuten vermochte. Wie kam es, dass es so unsagbar schwer war, die Gefühle einer Mutter zu verstehen?
    Ich versuchte mich zu wappnen, doch ich konnte es nicht. Was auch immer jetzt folgen würde – ich hatte es verdient. Würde sie mich beschimpfen? Mir eine Ohrfeige verpassen? Möglicherweise würde sie überhaupt nichts sagen und lange, lange Zeit kein Wort mit mir sprechen und sich nur sehr langsam wieder auf mich einstellen können. Vielleicht würde sie von nun an für immer einen unterschwelligen, oder aber direkt ersichtlichen, Hass auf mich hegen? Und zu Recht. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen , wie Nathalie sich in den letzten Wochen gefühlt haben musste. Selbst wenn dieser Zwischenfall mit Steffi nicht passiert wäre, so hatte ich sie in jedem Fall verletzt, indem ich sie monatelang völlig ausgeschlossen und außen vor gelassen hatte.
    Lange Zeit hatte ich nur meinen Schmerz ges ehen. Und Ells. Aber Nathalie hatte meinen Vater ebenfalls geliebt. Sein Tod hatte ihr auch weh getan.
    Conny machte einige Schritte auf uns zu. Ihre Reaktion auf mich war grausamer als alles, was ich mir in meinen wildesten Träumen jemals hätte ausmalen können.
    Sie lächelte zärtlich.
    „Schön, dass du wieder da bist.“
    Als nächstes fand ich mich in ihren Armen wieder, den Nacken stark gebeugt, damit mein Gesicht annähernd auf einer Höhe mit ihrem war. Ich hatte noch nie so richtig bemerkt, dass sie mir gerade einmal bis zum Kinn reichte.
    Ihre zarte, kleine Hand strich mir liebevoll über den Rücken und von einem Moment auf den anderen schien es, als würde irgendetwas in mir in tausend kleine Scherben zerbrechen. Tränen liefen meine Wangen hinab und meine Nase begann zu laufen wie bei einem kleinen Kind. Conny, klein und zerbrechlich in meinen Armen, tätschelte mir sachte den Rücken und mir schoss durch den Kopf, wie sehr sich alle Mütter dieser Welt doch ähnelten. Ein einziger Kuss auf deine Stirn konnte dir das Gefühl geben, dass dich jemand auf dieser Welt liebte, egal, wer du warst und was du getan hattest und noch tun würdest. Eine weiche, warme Hand, die durch dein Haar streicht, konnte dir sagen, dass alles gut werden würde, egal, wie finster die Dinge gerade auch aussehen mochten.
    Ich verdiente nichts von diesem Trost, weder die sanften Gesten, noch die Wärme und die Liebe, die dahinter steckten und doch zögerte Conny keine Sekunde, mich damit zu überhäufen.
    Auch darin waren wohl alle Mütter gleich.
    „Du bist ja ganz verschwitzt. Komm erstmal mit rein und trink einen Schluck.“ Sie löste sich von mir, blickte mich mit einem sanften Lächeln an und ging dann voran Richtung Haus.
    Nathalie hakte sich bei mir unter. Wir folgten Conny nach drinnen, meine freie rechte Hand ruhte auf Nathalies.
    Conny redete nicht viel und sie stellte auch keine Fragen. Sie brachte mir ein Glas mit kaltem Eistee, Zitrone, meine Lieblingssorte.
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