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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition)
Autoren: Wendy A. Luvers
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Dann zog sie sich in einen anderen Teil des Hauses zurück. „Ich muss mich noch um die Wäsche kümmern.“
    Plötzlich waren ich und Nathalie also allein.
    Zugegeben, mit diesem Szenario hatte ich nicht gerechnet, ich war komplett unvorbereitet. Widerstand, Prügel, Tränen, Geschrei. Damit hätte ich umgehen können. Aber hiermit? Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte und darum sagte ich einfach irgendetwas, das mir gerade in den Sinn kam. „Ich konnte dich nicht auf dem Handy erreichen.“ Das war so ziemlich das Dümmstmögliche, das ich hätte von mir geben können. Herzlichen Glückwunsch, Volltreffer.
    „Oh.“ Nathalie verzog das Gesicht zu einer unglücklichen Grimasse. „Entschuldige.“ Nervös fuhr sie sich durchs Haar. „Das war so nicht geplant. Ich hab es gegen die Wand geworfen und dabei ist es kaputt gegangen.“ Ihre Stimme war leiser geworden, kleinlaut.
    Weiter musste sie mir nichts erklären, ich konnte mir bereits sehr gut vorstellen, in welchem Zusammenhang sie das Telefon gegen die Wand gefeuert hatte. „Das mit dem Umzug wollte ich dir ja erzählen. Aber irgendwie hat es sich nicht so richtig ergeben.“ Sie kratzte sich an der Nase. Meinem Blick wich sie aus und fixierte stattdessen konzentriert das Glas in meiner Hand. Ich kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie durcheinander und verunsichert war, aber mir ging es nicht anders.
    Dennoch, ich war sehr froh über ihre Reaktion.
    Durcheinander und verunsichert war um Längen besser, als rasend vor Wut oder in Tränen aufgelöst. Ich war mir sehr sicher, dass ich an ihrer Stelle völlig ausgerastet wäre.
    „Naja“, sagte sie weiter, „und dann war ich mir nicht so sicher, ob du überhaupt willst , dass ich mich bei dir melde. Darum hab ich keine Mail geschrieben und auch nicht nochmal angerufen. Ich wollte dich nicht nerven.“
    Sie klang traurig. „Es hätte ja auch sein kö nnen, dass du inzwischen nichts mehr von mir wissen willst und—“
    Meine Lippen pressten sich auf ihre und stop pten die Abwärtsspirale, in die sie sich gerade hereinzusteigern drohte.
    „Engelchen“, sagte ich leise und fuhr mit der Hand durch ihr leichtes, weiches Haar, „es tut mir so leid.“
    Sie schüttelte langsam den Kopf. „Mach dir d arüber keine Gedanken mehr. Es ist alles gut.“
    Das sagte sich so leicht. In meinem Kopf drehte sich alles, ich wollte ihr alles erklären, auch wenn ich nicht wusste, wie ich das anfangen sollte, was ich überhaupt erklären sollte. Und ob ich es selbst verstand. Ich holte Luft, doch ihr Zeigefinger legte sich auf meine Lippen.
    Dann zog sie mich zu einem senfgelben Sofa mit Blumenmuster, das sehr anschaulich verdeutlichte, dass dieses Haus wirklich bis vor Kurzem von einer älteren Dame bewohnt worden sein musste. Wir setzten uns nebeneinander, meine Arme waren um Nathalies Taille geschlungen. Ich konnte mir nicht vorstellen, sie jemals wieder loszulassen, aus Angst, dass irgendetwas oder irgendwer sie mir wieder wegnehmen könnte. Ich wollte, musste , ihre Haut an meiner spüren, so nah wie nur irgend möglich.
    „Äh. Gibt es hier in der Gegend eigentlich R ehe?“
    „Wie bitte?“ Irritiert hob Nathalie eine Auge nbraue.
    „Ach, nichts. Schon gut.“
    Eine Zeit lang starrten wir auf unsere ineinander verschränkten Finger. Wo waren wohl Anna und Mikey gerade? „Wie geht es Ell?“, durchbrach meine Freundin die Stille. Schien, als hätte auch sie in eben diesem Moment über meine Familie nachgedacht.
    Ich schüttelte leicht den Kopf. Zum wohl er sten Mal in meinem ganzen Leben wollte ich nicht an Ell denken, nicht über sie reden. „Wie geht es dir ?“
    Nathalie blickte wieder auf unsere Hände hi nab. Sie lagen auf ihren Oberschenkeln; ihre Beine waren über meine gelegt. „Eine Weile war ich mir nicht sicher, aber du bist immer noch derselbe Danny, den ich kenne. Und deshalb bin ich glücklich.“ Plötzlich legte sie die Hände warm und sanft an meine Wangen. Dann küsste sie mich.
    Und einfach so, auch wenn ich es nicht ve rdiente, fühlte ich mit einem Mal zwei Dinge, die ich seit einer sehr langen Zeit nicht mehr in dieser Deutlichkeit und Signifikanz gespürt und über das Chaos hinweg beinahe vergessen hatte:
     
    1. Das Schlagen meines Herzens.
    2. Den Boden unter meinen Füßen.
     
     
    ~ Ende ~
     
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