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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Lichtstrahl aus Zamorras Amulett dauerte an. Nach wie vor jagte er in die Bildkugel hinein, obgleich deren Wiedergabe erloschen war.
    Zamorra zögerte. Was sollte er tun? Die eigentümliche Verbindung, die sich von selbst aufgebaut hatte, abbrechen?
    Oder machte er dadurch alles nur noch schlimmer?
    Das selbsttätige Eingreifen des Amuletts mußte doch einen Grund haben!
    Aber welchen?
    Und was konnte es ausrichten?
    War so etwas überhaupt möglich? Die Bildkugel war doch nur ein Instrument zur Beobachtung, eine Art Einbahnstraße! Etwas an das beobachtete Ziel zu übermitteln - ein Bild, oder wie in diesem Fall möglicherweise Energie, gleich welcher Art sie sein mochte - konnte doch nicht funktionieren!
    Zamorra schluckte. Er fühlte sich an die Zeit erinnert, in der noch das künstliche Bewußtsein ›Taran‹ im Amulett wohnte. Auch da war es hin und wieder zu merkwürdigen Aktivitäten gekommen.
    Aber Taran hatte sich längst schon verselbständigt und war fort. Vielleicht sehr weit fort.
    Ein vager Verdacht durchfuhr Zamorra: Befand Taran sich vielleicht im Zauberwald? War es Taran, der das Amulett möglicherweise aus der Ferne manipuliert hatte? Aber warum hatte er sich dann nicht vorher gezeigt?
    Weil ich nicht daran gedacht habe, nach ihm zu suchen, sondern nur wissen wollte, wo Merlin sich aupiält, erkannte Zamorra.
    Immer noch sandte Merlins Stern den silbernen Lichtstrahl aus. Immer noch zeigte die Bildkugel nur Schwärze. Hatte sie sich abgeschaltet, um die Betrachter vor einer Blendung zu bewahren?
    Zamorra konzentrierte sich darauf, das Amulett mit einem Gedankenbefehl abzuschalten.
    Aber wieder zögerte er.
    Zerstörte er damit nicht die vielleicht einzige, letzte Verbindung mit dem Zauberwald? Bot das Amulett mit seinem Strahl vielleicht die letzte Chance für Merlin, zu überleben?
    Aber wie sollte die Amulett-Energie in jenem mörderischen Inferno etwas ausrichten, das dem Toben entfesselter Gewalten bei einer atomaren Explosion ähnelte?
    Und hatte er nicht sehen müssen, wie Merlin grell aufloderte und in hellen Flammen stand?
    Dagegen etwas zu unternehmen, mußte Merlins Stern einfach zu schwach sein!
    Und Zamorra schaltete das Amulett ab!
    Der silberne Strahl verlosch.
    Es war vorbei…
    ***
    »Hoffentlich ist das jetzt nicht der Anfang vom Ende«, unkte Nicole Duval. Zusammen mit Professor Zamorra hielt sie sich im Saal des Wissens in Merlins unsichtbarer Burg auf. Draußen im Vorraum wartete Carlotta. Sie hatten gehofft, mit Merlin in Kontakt kommen zu können. Aber er befand sich nicht hier, sondern die Bildkugel hatte ihn am Rand seines Zauberwalds Broceliande gezeigt - in dem jetzt das Inferno tobte.
    Begonnen hatte es mit einem Experiment, das Zamorra durchgeführt hatte.
    Er wollte mehr über das Amulett herausfinden, das der Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte und das Zamorra als magisches Werkzeug und Waffe zugleich diente. Obwohl Zamorra die handtellergroße Silberscheibe mit den seltsamen magischen Kräften schon seit vielen Jahren besaß, kannte er doch nur einen winzigen Bruchteil dessen, wozu das Amulett fähig war.
    Nun, da er gerade mal ein wenig freie Zeit übrig hatte, um sich näher mit Merlins Stern zu befassen, war es bei seinen Experimenten zu einem merkwürdigen Effekt gekommen: zunächst schien es so, als habe er damit seine Sekretärin, Lebensgefährtin und Kampf Partnerin Nicole Duval zu sich gerufen. Aber Versuche, den Vorgang zu wiederholen, scheiterten. Statt dessen zeigte ihm das Amulett, ähnlich wie bei der Zeitschau, ein Bild - die alte russische Märchenhexe Yaga, die auf ihrem Ofen mit seinen Hühnerbeinen durch einen Wald ritt.
    Aber es war keine Zeitschau. Es war etwas anderes, das sie erst noch ergründen mußten.
    Wenig später meldete sich Ted Ewigks Freundin Carlotta und berichtete, Ted sei innerhalb weniger Augenblicke aus seiner Villa in Rom spurlos verschwunden.
    Die Zeitschau zeigte in diesem Fall, daß Merlin ihn zu sich geholt hatte.
    Daraufhin hatten Zamorra und Nicole beschlossen, Kontakt zu Merlin aufzunehmen und ihn zu fragen, was es mit diesen Merkwürdigkeiten auf sich habe.
    Aber seine unsichtbare Burg Caermardhin stand leer. So hatte Zamorra im Saal des Wissens die Bildkugel benutzt, um herauszufinden, wo Merlin sich aufhielt.
    Er hatte ihn gefunden.
    Am Rand von Broceliande.
    Doch dann, von einem Augenblick zum anderen, brach das Inferno aus.
    Zamorra hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, daß
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