Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
nicht betreten kann, hat sie auch nichts von dem gesehen, was die Bildkugel zeigte. Und wir erzählen ihr vorerst auch noch nichts davon.«
    »Und was erzählen wir ihr?«
    Zamorra schluckte. Carlotta war eine feine Beobachterin. Sie würde feststellen, daß etwas nicht stimmte. So exakt konnten sich weder der Professor noch Nicole beherrschen, daß der Römerin nicht irgend etwas an ihrem Verhalten auffallen würde.
    »Daß wir noch nicht sicher sind, was geschehen ist - und daß wir weder Merlin noch Ted gefunden haben.«
    »Was mithin die Wahrheit ist -wenn auch nur ein Teil davon«, murmelte Nicole. »Einverstanden. Aber wenn sie uns später einmal dafür den Hals umdrehen will, werde ich mit beiden Zeigefingern auf dich zeigen und alle Schuld von mir weisen.«
    »Ich werde die Verjährungsfrist auf ein paar Minuten herabsetzen«, verkündete Zamorra sarkastisch.
    Er legte einen Arm um Nicoles Schultern. Langsam gingen sie zum Saalausgang, hinter dem Carlotta wartete.
    ***
    Einige Zeit vorher…
    Yagas magische Kraft sprengte den Burgturm!
    In einem grellen Aufblitzen flog seine Spitze auseinander, jagte Trümmerstücke wie Kanonenkugeln über die Baumwipfel hinweg. Und inmitten des Infernos befanden sich Baba Yaga und der Sternenfalke!
    Die magische Energie fraß sich weiter. Für die Dauer weniger Herzschläge glaubte die Hexe, die fressende Glut werde auch den Sternenfalken verschlingen.
    Aber das geschah nicht.
    Das Feuer wurde von seinem Körper aufgesogen. Es verschwand einfach darin. Die Sterne auf dem großen Körper des seltsamen Wesens leuchteten für kurze Zeit heller, als würden sie von der Energie angeregt. Dann verblaßten wie wieder.
    Auch die Magie verlosch.
    Polternd und krachend stürzten weitere Trümmer in die Tiefe. Der Burgturm, dem plötzlich das obere Drittel fehlte, zeigte im Rest seines Mauerwerks Risse, die sich immer mehr verbreiterten.
    Baba Yaga hatte einen leichten Abwärtsruck gespürt, während um sie herum die Welt brannte, und war dann wieder sicher auf beiden Füßen gelandet. Die Hexe, vor ihrer eigenen Magie geschützt, paßte sich dem Niveau des Bodens an - was unter ihr weggesprengt worden war, spielte für sie keine Rolle mehr. Wäre der Turm bis auf die Grundmauern zertrümmert worden, hätte sie sich zu ebener Erde beziehungsweise auf den Resten seines Fundamentes wiedergefunden.
    Der Sternenfalke hatte seine eigene Methode, der Zerstörung zu entgehen. Der gewaltige Vogel, der kein Gefieder besaß, sondern dessen gesamter Körper nur eine Holografie des Sternenhimmels innerhalb der Konturen des Vogels zu sein schien, hatte die Energie, die ihn berührte, einfach geschluckt und so umgewandelt, daß er sie für sich verwerten konnte.
    Rauch, Staub und Flammen schwanden. Baba Yaga sah nur hier und da noch einen kleinen Glutfunken.
    Der Vogel starrte sie aus drohend glühenden Augen an und öffnete den Schnabel.
    »Du bist ganz schön verrückt, Hexe«, krächzte er. »Was hast du dir dabei gedacht, mein Nest zu zerstören?«
    »Gefahrenabwehr. Schadensbegrenzung«, erklärte Yaga nüchtern. »Schließlich wolltest du mich töten und verschlingen.«
    »Diese Absicht hege ich auch jetzt noch. Du gehörst nicht hierher. Deshalb gelten für dich die Gesetze des Zauberwalds nicht. Du darfst getötet werden. Es ist sogar meine Pflicht. Von dir geht Gefahr aus. Diese Gefahr muß beseitigt werden. Ich muß dich beseitigen. Und jeder andere Bewohner des Waldes wird es ebenfalls versuchen. Glaube also nicht, du könntest überleben, indem du mich tötest. Das würde die Last, die auf dir ruht, nur vergrößern und alle anderen darin bestärken, dich zu vernichten.«
    »Das ist Unsinn«, murmelte Yaga. »Von mir geht keine Gefahr aus. Eher umgekehrt.«
    Seit sie den Wald betreten hatte, versuchte der Wald, sie zu vernichten. Anfangs waren es die Bäume gewesen, dann auch die mehr als seltsamen Bewohner.
    »Du bist eine enorme Gefahr!« beharrte der Sternenfalke, der Baba Yaga aus einer Dornenfalle verschleppt und in seinem Nest auf dem jetzt zerstörten Burgturm abgeladen hatte. »Das hier ist doch der Beweis! Die Burg des Kleinen Riesen ist halb zerstört! Du…«
    »Papperlapapp!« wehrte Yaga ab.
    »Die Burg ist seit langem verlassen und ohnehin schon so mürbe, daß es reicht, sie einmal streng anzuschauen, damit sie in sich zusammenbricht! Und ich habe mich nur gewehrt. Würdest du nicht auch alles versuchen, dein Leben zu retten, wenn du bedroht würdest?«
    »Das ist ja auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher