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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas ganz anderes«, erklärte der Sternenfalke hoheitsvoll. »Ich gehöre hierher, du nicht. Und jetzt…«
    Er breitete die Schwingen aus, um sich auf Yaga zu stürzen.
    Die Hexe konzentrierte sich auf ihre Magie.
    »Wo Vollmondlicht die Sterne überstrahlt, Sterne zu Federn werden…«
    Ihre Augen und Hände woben den Zauber und schleuderten ihn dem Sternenfalken entgegen.
    Eine Wolke von Federn, wie aus einem jäh zerfetzten Kissen, trieb im Wind davon…
    Und Baba Yaga machte sich an den Abstieg durch den Turm, dessen Reste jeden Moment endgültig auseinanderbrechen konnten.
    Auch wenn er jetzt nicht mehr so hoch aufragte wie zuvor, waren es doch viele Treppenstufen, und alle vom Zahn der Zeit und unzähligen Stiefeltritten fast rundgeschliffen…
    ***
    Ted Ewigk zeigte sich immer noch skeptisch. Es fiel ihm schwer, zu glauben, daß Gryfs Plan Erfolg haben könnte. Er fiel ihm sogar schwer, zu glauben, daß das wirklich ein Plan war, den der Silbermond-Druide eben entwickelt hatte.
    Einer der Bewohner des Waldes, ein menschengroßer, breitfüßiger Käfer, der sich selbst Wu nannte, hatte den Ofen der Baba Yaga erbeutet, dieses gußeiserne Monstrum mit dem langen Ofenrohr und den Hühnerbeinen. Der Ofen war recht beweglich, gehorchte auf Zuruf - oder nicht! -und diente der Hexe für gewöhnlich als ›Reittier‹. Sie setzte sich auf das seltsame Ding und lenkte es mit Hilfe von Zügeln, wie bei einem Pferd.
    Wie der Käfer Wu an diesen Ofen gekommen war, hatte er nicht verraten. Er schien ihn irgendwie erbeutet zu haben. Gryf hatte ihn ihm kurzerhand abgenommen, ungeachtet der heftigen Proteste des Riesenkäfers. Was Wu nun unternahm, entzog sich ihrer aller Kenntnis; sie hatten sich per zeitlosem Sprung weit von ihm entfernt.
    Gryf hatte gesagt: »Es ist die einzige Chance, die wir haben. Selbst zu dritt werden wir wohl kaum mit der Hexe fertig. Zumindest nicht, wenn wir uns direkt mit ihr auseinandersetzen. So aber haben wir einen Gegenstand in unserem Besitz, den sie auf keinen Fall verlieren will. Sie wird auf jede Bedingung eingehen müssen, die wir ihr stellen, ob sie nun will oder nicht. Ich werde diesen Ofen so präparieren, daß ich ihn jederzeit mit einem Fingerschnipsen zerstören kann. Baba Yaga wird das erkennen - und dann haben wir sie im Sack. Sie wird es nicht riskieren, die Existenz ihres Ofens aufs Spiel zu setzen.«
    Teri Rheken stimmte ihm zu. Ted blieb skeptisch. Er kannte die Hexe nur aus den Erzählungen Zamorras, aber er ahnte, daß sie sich nicht so einfach übertölpeln lassen würde. »Wahrscheinlicher ist es, daß sie uns irgendwie hereinlegt. Wer weiß, vielleicht ist dieser Ofen so etwas wie ein Trojanisches Pferd.«
    Die Silbermond-Druidin mit dem hüftlangen, goldenen Haar lachte auf. »Ein Pferd, das ist gut - wo sie doch auf diesem Ding tatsächlich reitet…«
    »Du solltest eigentlich wissen, was ich meine«, tadelte Ted ernst.
    »Natürlich weiß ich es. Aber so einfach wird das nicht. Vergiß nicht, daß auch wir über magische Fähigkeiten verfügen. So leicht wird sie uns nicht überrumpeln können. Wir werden es rechtzeitig erkennen, wenn von diesem Ofen etwas ausgeht, das uns gefährlich werden kann.«
    Ted zuckte mit den Schultern.
    Ihm gefiel die ganze Sache nicht. Merlin hatte sie alle drei hierher geholt; die Druiden, weil sie Druiden waren, und ihn, weil er sich vor vielen Jahren schon einmal in Broceliande aufgehalten hatte. Aber skurrilerweise durfte er seinen Dhyarra-Kristall hier nicht benutzen; Merlin hatte ihn so schnell rekrutiert, daß Ted keine Chance hatte, sich irgendwie auszurüsten. Später hatte Merlin dann auch noch davor gewarnt, Dhyarra-Magie hier einzusetzen.
    Und erst hier hatte er konkret gesagt, welche Hilfe er von ihnen erwartete; sofern man bei seinen stets vagen und eher geheimniskrämerischen Äußerungen überhaupt von ›konkret‹ reden konnte. Sie sollten Baba Yaga aus Broceliande entfernen!
    Nur durfte die Hexe dabei nicht getötet werden. Dieses Privileg stand einer seltsamen Bestimmung zufolge nur Professor Zamorra zu, dem Meister des Übersinnlichen!
    Warum, dazu hatte Merlin sich nicht weiter geäußert. Er hatte nur noch angedeutet, daß er selbst durch ein Versprechen daran gehindert war, selbst gegen die Hexe vorzugehen.
    Und nun befanden sie sich hier, bereits tief im Wald, und versuchten die Hexe auszutricksen!
    »Wie stellst du dir das nun eigentlich vor?« erkundigte Ted sich.
    Gryf stopfte sich gemütlich eine Pfeife,
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