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Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Titel: Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Autoren: John Shirley
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miete ich einen Wagen und leih ihn dir oder so was in der Art. Du kannst ihn irgendwo im Süden wieder abgeben.“
    Smitty sah ihn dankbar an.
    „Du gehst damit ein großes Risiko ein. Wenn mit dem Wagen irgendwas passiert …“
    „Das Risiko nehm ich in Kauf. Ruf mich an, wenn du fertig bist, dann komm ich vorbei. Bis dahin frag ich mal meinen Freund, ob er etwas unternehmen kann …“

K APITEL V IER
    Nachts auf dem Freeway, der sich durch das Willamette-Tal schlängelte. Santiago war nervös. Das, was er im Kofferraum seines Toyota Camry hatte, konnte ihm zwanzig Jahre Gefängnis einbringen, vielleicht sogar dreißig. Aber die
Sombra Corazón
hatte ihm gesagt, das wäre seine Aufgabe, also musste er sie ausführen.
    Santiago Mendoza mochte die
Sombra Corazón
nicht. Er hatte nicht einmal die Tätowierung unter dem rechten Arm haben wollen. Doch sie hatten ihn dazu gezwungen. Das „Schattenherz“ ermöglichte es ihm erst, überhaupt in diesem Land zu bleiben. Nur so hatte er die Krankenhausrechnung seiner Mutter bezahlen können. Die Gang hatte ihm auch den Wagen besorgt. Außerdem musste er jetzt nicht mehr selbst Drogen verkaufen. Nun holte er das Zeug bloß noch ab und trug das Risiko des Transports von den Labors und Lagerhäusern im Süden Oregons zu einem Ort südlich von Portland und einem in der Nähe von Seattle. Manchmal war es Marihuana, angebaut im Humboldt County im nördlichen Kalifornien, das im Süden Oregons gelagert wurde. Meist zweigte er etwa ein Gramm für den Eigengebrauch ab. Dieses Mal transportierte er zehn Pfund gelb-weißes Pulver. Vermutlich unbehandeltes, reines Crystal Meth. Das würde er auf keinen Fall anrühren. Er hatte gesehen, was das Zeug aus den Menschen machte.
    Nur noch ein paar Minuten, dann konnte er seine Fracht in Canby abliefern. Auf einer Farm am Stadtrand wurde das Zeug verschnitten und neu verpackt, und zwar in einer alten Scheune, in der früher zahlreiche zum Tode verurteilte Schweine gestanden hatten und die noch immer danach roch.
    Die Scheinwerfer bohrten sich in die Finsternis und erhellten das Schild, nach dem er Ausschau gehalten hatte. Da war die Ausfahrt.
    Er nahm sie bewusst nicht zu schnell, da er nichts tun wollte, was die Highwaypatrouille dazu bringen könnte, ihn anzuhalten.
    Santiago fuhr um die Kurve und auf die Landstraße. Vorsichtig fuhr er noch etwa fünfhundert Meter in Richtung Süden, um dann nach links auf die Strawberry Farm Road abzubiegen. Entlang eines alten Betonhighways führte ihn der Weg an einigen Erdbeerfeldern vorbei, die bereits abgeerntet worden waren, dann bog er an einem großen Holzbriefkasten nach rechts ab. Nach einer kurzen Strecke über eine mit Kies bedeckte Straße hielt er vor der breiten, mit Aluminium verkleideten Scheune an.
    Erleichtert stellte er den Wagen ab. Man würde ihm etwas mitgeben, das er nach Seattle bringen sollte, aber er war froh, dass er wenigstens diese Etappe bereits hinter sich hatte. Er ging auf die ein Stück weit offen stehende Scheunentür zu, aus der schwaches gelbliches Licht nach draußen drang. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, dass Juan mit einer Maschinenpistole, deren Riemen über seiner Schulter lag, neben der Tür stand. Der schlanke, aber tödliche Wachmann war fast komplett in den Schatten verschwunden, aber seine leuchtende Zigarette hatte Santiagos Aufmerksamkeit erregt.
    Juans von Pockennarben übersätes Gesicht leuchtete rot, als er an der Zigarette zog.
    „
Que pasa, Juan? Todo bueno?

    „
Bueno
“, erwiderte Juan mit rauer Stimme und atmete den Rauch aus.
    Dann schüttelten sie sich auf typische
Sombra Corazón
-Weise die Hand, und Santiago ging in den großen Raum, in dem mehrere Männern und zwei Frauen nebeneinander an einem langen Metalltisch vor den ehemaligen Ställen saßen und das Dope verschnitten. Sie trugen alle Atemmasken. Ein weiterer Wachmann stand im hinteren Teil des Raumes, ein Mestizo, den Santiago nicht kannte.
    Donny Diaz, der Boss dieser Operation, hatte die Füße auf einen alten, grauen, verbeulten Stahlschreibtisch gelegt, eine Flasche Tequila auf dem Schoß und ein Glas in der Hand. Breites Grinsen, große dunkle Augen. Er trug ein ärmelloses T-Shirt, sodass man seine tätowierten Arme sehen konnte, obwohl es kalt war. Als er Santiago sah, schwenkte er die Flasche und bot ihm etwas zu trinken an.
    Donny sollte sich jetzt nicht betrinken. Er war kein übler Kerl, und Santiago hoffte, dass Donny nicht eines Tages einem Kartellboss in
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