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Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Titel: Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Autoren: John Shirley
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längst gebeten, bei ihm einzuziehen. Irgendwann, wenn er sich bereit für die große Verpflichtung fühlte, würde er sich ihrem angeborenen weiblichen Drang stellen, den Bau nach ihren Wünschen zu gestalten – und diese würden vermutlich auch weniger Uhren beinhalten. Vielleicht wollte sie auch gar nicht mit ihm zusammenziehen. Aber das bezweifelte er. Sie war verrückt nach ihm. Was durchaus Sinn ergab. Endlich. Es hatte ihn immer verwirrt, dass nach Angelina kaum eine Frau mehr hinter ihm her gewesen war … Bis er Rosalee kennengelernt hatte, waren seine Verabredungen selten gut verlaufen.
    Die Schatten in dem gewaltigen Park auf der anderen Straßenseite wurden größer. Sie riefen ihn. Eine weitere kühle Duftwelle fegte über ihn hinweg, und der Wald gab Feuchtigkeit und frischen Sauerstoff ab, während er sich beim Sonnenuntergang abkühlte.
    Komm, Monroe
, murmelte der Wald.
Komm
, Blutbader.
Lauf. Heule. Friss. Heute ist Vollmond, Monroe. Vegetarier? Sei doch nicht albern. Das ist nicht das, was du brauchst! Ich habe, was du brauchst. Wonach du dich sehnst

    Monroe seufzte, schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um schnell ins Haus zu gehen.
    Ich gehe da nicht raus, nicht heute Nacht. Ich bin nicht wild, ich bin jetzt domestiziert, und das ist auch gut so. Ich muss daran festhalten, Rosalee zuliebe, und für Nick und die Perkins-Familie und … einfach für mich
.
    Er konnte nicht frei herumlaufen, nicht mehr und nicht so. Nicht seit dem Tag, an dem Angelina und er auf den Ranger gestoßen waren …
    Er erschauderte, und bei der Erinnerung drehte sich ihm der Magen um. Das Ticken seiner Uhren beruhigte ihn jedoch bald. Rasch ging er zu seiner Werkbank. Die Arbeit an der alten Schweizer Uhr, die er restaurierte, war seine Zuflucht. Es erforderte seine volle Aufmerksamkeit, das Uhrwerk einzustellen, das Herz und die Seele des Mechanismus zu finden und wieder zum Leben zu erwecken. Da war kein Platz für Rastlosigkeit oder Verlockungen. Ein Uhrwerk war beruhigend, so viel einfacher als das organische Leben …
    Lächerlich
, dachte er, den Mechanismus eines Uhrwerks als etwas Lebendiges zu betrachten. Aber insgeheim sah er es so.
    Er nahm die Juwelierlupe in die Hand, hielt sie über den Mechanismus und sah hindurch.
Die Antriebsfeder muss angepasst werden
. Er griff nach einem Werkzeug …
    Und sein Handy klingelte.
    Nick hatte ihn dazu gebracht, auf seinen vormaligen Klingelton, das Jaulen eines Tieres, zu verzichten – jetzt hatte er ein Lied von Howling Wolf. „
That’s evil, evil is goin’ on wrong
…“, sang Wolf mit seiner rauen Stimme.
    Monroe fluchte leise. Eigentlich wollte er im Moment lieber in Ruhe gelassen werden.
    Aber es konnte auch Nick sein … oder, noch besser: Rosalee. Auf einmal wollte er doch ans Telefon gehen. Er sah nicht einmal aufs Display.
    „Yo, hier ist Monroe.“
    „Monroe?“ Die Stimme des Mannes klang heiser, vertraut … und zögerlich. „Hier ist Smitty.“
    „Smitty! Mann! Wie geht’s dir, Kumpel?“
    „Ähm … Könnte besser sein.“
    „Oh, oh. Hattest du etwa einen Rückfall? Hör mal, ein Rückfall gehört zur Rehabilitation dazu.“
    Smitty war ein
Blutbader
wie Monroe und einer der ersten, die Monroe als Erwachsener kennengelernt hatte. Ebenso wie Monroe hatte sich Smitty von der „übermäßigen Völlerei“, wie Monroe es nannte, abgewandt. Das war seine höfliche Umschreibung für den verrückten, blutrünstigen, wilden Zustand, in den sie verfielen.
    „Hör mal, ähm … Ich weiß, dass du viel zu tun hast, Monroe, aber …“
    „Wenn du reden willst, Kumpel, ich bin ganz Ohr.“
    „Können wir uns treffen? Ich möchte lieber nicht übers … Ich will unter vier Augen mit dir reden. So schnell wie möglich.“
    „Hm. Klar, okay. Du bist damals für mich da gewesen, Mann. Wo sollen wir uns treffen?“
    „Wie wär’s mit … Schiffsterminal 2, an der Nordwestseite. Direkt vor dem Haupttor zu den Docks.“
    „Draußen im Industriegebiet? Okay, gut. Wie soll ich dich denn da finden?“
    „Ich kenne deinen Wagen, Mann. Ich werde dich schon sehen.“
    „Wann?“
    „So schnell wie möglich. Ich stecke in Schwierigkeiten, Monroe. So … schnell wie möglich. Danke, Mann. Ich schulde dir was.“
    Dann legte er auf.
    Hank ging zum Schreibtisch, auf dem das Essen vom China-Imbiss stand.
    „Sie hatten kein süßsaures Hühnchen“, sagte Hank und setzte sich Nick gegenüber auf den Stuhl. „Ich hab dir stattdessen das Gericht mit den Krabben
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