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Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Titel: Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Autoren: John Shirley
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sie es zu tun haben. Sie wissen nur, dass der Eisige Hauch eine organisierte Verbrecherbande ist, die Großes plant. Erpressung, Drogen, Sexsklaverei, Diebesgut in Massen. Aber der Eisige Hauch besteht aus
Wesen
, und er könnte etwas viel Bedeutenderes vorhaben, als sich nur durch Verbrechen zu bereichern.“
    „Wie viele gibt es davon?“
    „Keine Ahnung. Mehr als ich dachte, wenn ich diese Berichte richtig deute. Anscheinend wollen sie gerade Portland übernehmen. Ich setze Sie beide darauf an, also fangen Sie an zu graben. Aber erstatten Sie nur mir Bericht. Und halten Sie den Mund … und passen Sie auf sich auf.“

K APITEL D REI
    Ein nebliger Sonnenuntergang. Monroe stand auf seiner Veranda und atmete die Oktoberluft ein.
    Auf der anderen Straßenseite befand sich der Forest Park, 2.000 Hektar Wildnis am Westrand von Portland, in dem sich die Schatten wie riesige Schwärme aus schwarzen Vögeln sammelten. Die Sonne ging hinter dem Park unter, und die Reihen aus Tannen und Laubbäumen sah in dem rötlichen Sonnenlicht scharlachrot aus. Der Forest Park war seine zweite Heimat.
    Erneut holte Monroe tief Luft und nahm die feuchten Ausdünstungen des Waldes in sich auf, verarbeitete die Gerüche mit einer Klarheit, von der ein normaler Mensch nur träumen konnte.
    Wunderbar
.
    Am deutlichsten traten die erkennbaren Gerüche der immergrünen Bäume wie dem Riesen-Lebensbaum, der Douglastanne, der Pazifischen Eibe und der Küsten-Tanne hervor, die sich mit dem Verwesungsduft des Laubs der Westlichen Balsampappel, des Oregon-Ahorns und der Rot-Erle mischten, wobei die pikanten Noten der wilden Brombeeren und Multbeeren wie Dornen an einer Rebe hervorstachen. Er roch Dutzende verschiedener Pilze, Gewöhnliche Mahonien, Ackerwinden und … Elfenglöckchen. Das brachte ihn zum Lächeln.
    Bei
Elfenglöckchen
musste er an Grimms Märchen denken, und Monroe fragte sich, was Nick wohl gerade so trieb.
    Dann überkamen ihn die tiefergründigen Duftnoten der lebendigen Fauna, und er atmete erneut ein, um sie zu genießen: das Nördliche Gleithörnchen, die sauren Ausdünstungen der Vögel, der schärfere Geruch der Frösche und Salamander im Audubon-Teich. Er konnte den ranzigen Gestank eines dicken alten Waschbären riechen, das markante Aroma einer Oregon-Wühlmaus. Da: der Duft eines Großohrhirschs. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Er stellte sich vor, wie das frische Fleisch schmeckte …
    Nein. Du bist Vegetarier. Und das aus gutem Grund
.
    Aber er schniefte erneut. Er konnte Kot riechen, Guano von Fledermäusen, die Exkremente des Opossums und der Wildkatze … und da, der Geruch nach Marihuana. Wahrscheinlich war gerade jemand bei der Ernte. Im Forest Park gab es einige versteckte Felder, auf denen Marihuana angebaut wurde. Er schmunzelte. Das roch nach dem starken Zeug.
    Er konnte von der Stelle, an der er stand, Vögel in den Ästen sehen, die auf Futtersuche waren. Ein Specht war gerade beim Abendbrot und blieb an der Borke sitzen, um mit dem Schnabel wie wild darauf einzupochen. Da war auch ein Orangefleckwaldsänger, der zu seinem Nest flog, und ein Virginiauhu, der zwischen den Bäumen auf der Suche nach einer leckeren Maus herumflatterte, um den Abend einzuläuten.
    Unbewusst leckte sich Monroe über die Lippen.
    Vegetarier, Monroe. Das ist Teil deines Rehabilitationsprogramms. „Hi, ich bin Monroe, ein Raubtier
…“
    Er durfte nicht von seinem Programm abweichen. Er war jetzt ein Anti-
Blutbader
. Aber dennoch sehnte er sich danach, nach Belieben durch die Wälder zu streifen, sich tief darin zu verlieren, die Verwandlung einzuleiten und auf Erkundung zu gehen … und zu jagen. Es wäre umso schöner, wenn er Rosalee mitnehmen könnte. Sie war ein
Fuchsteufel-Wesen
. Eine Fuchsfrau. Sie verstand seinen Drang, in den Wald zu gehen, die Schuhe auszuziehen und verwandelt zwischen den Bäumen herumzulaufen. Füchse liebten die Jagd ebenso sehr wie Wölfe.
    Rosalee. War es verrückt, dass er, ein
Blutbader
, sich mit einem
Fuchsteufel
einließ? Eigentlich war ihm das völlig egal. Aber wenn sie Kinder bekamen, würden die dann Hybridschimären werden? Er war sich nicht ganz sicher. Irgendwann musste er sich mal mit ihr darüber unterhalten. Im Moment konnte er sich nicht vorstellen, mit einer anderen Frau Kinder zu bekommen, sei sie nun
Wesen
oder Mensch. Hätte er nicht schon seit so langer Zeit glücklich alleine gelebt und sein Haus zu genau dem Bau gemacht, der ihm behagte, dann hätte er sie schon
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