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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker
Autoren: Kat Richardson
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Hauses restlos vertrieben war?
    Jemand klopfte bei Mara an die Scheibe. Wir drehten uns um und entdeckten ein bleiches Gesicht voller Rußflecken, umrahmt von einer goldenen, wenn auch verklebten Mähne. Mara öffnete ihre Wagentür.
    »Cameron! Du lebst!«
    Er schnitt eine Grimasse. »Zwar etwas kross gebraten an den Rändern, aber ansonsten – ja, ich lebe.« Seine Haare hingen nun nicht mehr bis über die Schultern, sie mussten teilweise dem Feuer zum Opfer gefallen sein. Das, was übrig geblieben war, wirkte noch zotteliger als zuvor und war sichtbar angesengt. »Carlos geht es allerdings nicht so gut«, fügte er hinzu.
    »Wo ist er?«, fragte Mara sofort und stieg aus dem Auto.
    »Dort drüben«, meinte Cameron und deutete auf einige Büsche in der Nähe, die in völliger Dunkelheit lagen.
    Mara wandte sich an Quinton. »Los, gehen wir!«, befahl sie.
    Er sah mich fragend an. »Können wir dich kurz alleine lassen, Harper?«
    Ich unterdrückte einen Hustenanfall. »Klar.«
    Er nickte, kletterte ebenfalls aus dem Wagen und folgte Cameron und Mara in die Dunkelheit. Nach ein oder zwei Minuten erschienen sie wieder mit einer dunklen, wankenden Gestalt in ihrer Mitte. Carlos ließ den Kopf hängen und wirkte auf einmal viel kleiner als die anderen, als ob das Feuer an ihm gezehrt hätte. Die drei hievten ihn neben mich ins Auto. Er sank sofort in sich zusammen und lag da wie ein hilfloses Häufchen Elend, vollkommen mit feuchter Asche bedeckt. Ich beugte mich über den Nekromanten und musterte ihn. Sein Anblick ließ mich würgen. Die anderen drängten sich nun ebenfalls in den Wagen.
    Mara runzelte die Stirn. »Er sieht nicht gut«, meinte sie besorgt.
    »Das Feuer hat ihm arg zugesetzt«, erklärte Cameron. »Ich glaube nicht, dass er sehen kann. Mein Gott, hoffentlich kommt er wieder auf die Beine. Edward meinte zwar, dass er es schon schaffen würde, aber …«
    Ein schwaches Flüstern erreichte unsere Ohren. »Irgendwann einmal.« Carlos stöhnte leise und verstummte dann wieder.
    Ich fröstelte. »Könnten wir jetzt endlich von hier verschwinden?«, bat ich die anderen.
    Quinton ließ den Motor an und fuhr vorsichtig durch die kreuz und quer stehenden Autos und zwischen den zahlreichen umherirrenden Leuten hindurch.
    »Und was ist mit Edward?«, wollte Mara wissen.
    Cameron fummelte mit seinen schwarzen Fingern an dem Sicherheitsgurt herum. »Er hat Carlos und mich in eurer Nähe abgesetzt und ist dann verschwunden.«
    »Undankbarer Mistkerl«, murmelte Quinton mürrisch.
    »Nein, so stimmt das nicht«, widersprach Cameron. »Er hatte noch einiges zu erledigen. Schließlich ist da zum Beispiel noch Alice. Er hatte keine andere Wahl.«
    »Alice – war das die Harpyie, die uns angegriffen hat?
    Ist sie tot?«, wollte Mara wissen und warf mir einen seltsamen Blick zu.
    Cameron lachte hohl. »Ja, ich glaube schon. Aber ich habe keine Ahnung, was mit ihr passiert ist. Sie lag noch immer gepfählt auf dem Boden, als wir das Harmonium zerstörten. Also ließen wir sie einfach dort. Der Kreis hat das Feuer eine Weile lang ganz gut in Schach gehalten, aber als wir fertig waren, konnte er die Flammen nicht länger aufhalten und kurz darauf brannte der Raum lichterloh. Wir mussten aus einem der Fenster springen. Ohne Alice. Ich nehme an, dass sie verbrannt ist, aber Edward war sich da nicht so sicher. Er meinte, dass sie irgendwie rausgekommen sein könnte. Bisher hatte ich ja gedacht, dass Vampire vor nichts und niemandem Angst hätten. Aber dieses Feuer … wie ein Albtraum, der dich heimsucht und dein Herz zermalmt.« Er schüttelte sich. »Es hätte uns verschlungen, wenn es die Chance gehabt hätte.«
    Mara warf ihm ein wenig überzeugendes Lächeln zu. »Du hast deine Aufgabe trotzdem gut gemacht. Das nenne ich echten Mut.«
    »Oder Dummheit«, erwiderte Cameron.
    »Hey, wo soll es denn überhaupt hingehen?«, unterbrach Quinton.
    »Zu mir nach Hause. Ben wird mittlerweile vor Sorge die Wände hochgehen.«
    Quinton erinnerte sich noch an den Weg und fuhr uns nach Queen Anne Hill. Die restliche Fahrt über schwiegen wir. Man konnte nur das Brummen des Motors und das Quietschen der Reifen auf der nassen Fahrbahn hören.
    Albert sah ausgesprochen missbilligend aus, als Mara und Cameron den Nekromanten in den Keller brachten. Er starrte auch mich vorwurfsvoll an und schnitt eine Grimasse, die ich nur als Ausdruck seiner Frustration zu deuten wusste, ehe er den dreien nach unten folgte.
    Ich setzte mich auf die
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