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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker
Autoren: Kat Richardson
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verzweifelter und löste sich dann ebenfalls auf.
    Die totale Stille, die dem Abgang des Monsters folgte, war erschütternd, wurde aber bald von Krachen und Stöhnen durchbrochen. Ich rollte mich auf die Knie und sah mich um. Alice lag noch immer in meiner Nähe, wieder von Cameron und Edward an den Boden gepfählt. Das Haus bebte und die Flammen des Kreises leckten nun an den Wänden. Alles war in dichten Rauch gehüllt. Hinter dem Feuerring lag Carlos. Seine Bewegungen verrieten, dass der Kampf ihn stark mitgenommen hatte. Er versuchte, sich an den Überresten des Harmoniums hochzuziehen, bis das Instrument unter der Last zusammenbrach und Carlos wieder zu Boden stürzte.
    Cameron sprang auf, aber Edward hielt ihn zurück, bevor er den Feuerkreis übertreten konnte. Ich lag in einer Ecke zusammengekauert wie ein Häufchen Elend.
    Edward berührte mich an der Schulter, und ich zuckte zurück. »Los, raus hier!«, befahl er. »Ehe das Haus ganz einstürzt.«
    Mara zog mich hoch und half mir zur Tür. Das Gebäude stand wirklich kurz vor dem Zusammenbruch. Es wankte unter unseren Füßen, während wir je nach Verfassung zur Treppe krochen oder humpelten. Ich sah mich ein letztes Mal um. Der Rauch, meine Tränen und die Schmerzen ließen mich kaum erkennen, was im Inneren des Raumes vor sich ging. Ich sah nur drei dunkle Gestalten, die wohl das Harmonium endgültig zerstörten.
    Als wir die Treppe zur Hälfte hinuntergegangen waren, kam uns Quinton entgegen. Er nahm mich an den Schultern. Ich zuckte zusammen und stieß einen lauten Schrei aus, da mich ein Schmerz durchschoss, der so schneidend war, dass ich würgen musste. Ohne auf meine Verfassung zu achten, schleppte er mich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit die Treppe hinunter in die Küche. Als wir am Sicherungskasten vorbeikamen, riss er mit seinen behandschuhten Fingern etwas heraus.
    Ich keuchte: »Cameron, Carlos –«
    »Die können schon auf sich selbst aufpassen«, fuhr Quinten mich an. »Das sind Vampire. Wir nicht!«
    Ich wimmerte und versuchte, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Quinton und Mara zogen mich in die regennasse Einfahrt hinaus und durch das Tor auf die Straße. Allein hätte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können. Gemeinsam schafften sie es, mich auf die Rückbank meines Autos zu verfrachten. Mara setzte sich neben mich, während Quinton mir die Schlüssel abnahm und den Motor anließ. Er fuhr ein Stück durch den düsteren, aschgrauen Regen, bevor er in einer Seitenstraße anhielt und sich zu mir umdrehte.
    »Ich glaube, hier sind wir sicherer. Aber man kann es noch immer sehen.«
    Dank der frischen Luft klärte sich auch das Wirrwarr in meinem Kopf ein wenig. »Was kann man sehen?«
    »Das Museum. Es brennt lichterloh.«

Einunddreissig
     
     
    In der Ferne konnte man verschiedene Autoalarmanlagen hören. Aufgeschreckte Leute strömten aus ihren Häusern auf die Straße, um den höllischen Schein des brennenden Museums zu betrachten. Niemand schien es seltsam zu finden, dass wir im Auto sitzen blieben, verletzt und benommen. Die Bewohner dieser Straße waren alle genauso verwirrt und verängstigt wie wir.
    Während wir drei ziemlich ramponiert in meinem alten Auto saßen, wurde das Madison-Forrest-Geschichtsmuse-um ein Opfer der Flammen. Selbst der Regen konnte nichts daran ändern. Eine Feuersäule krönte den nachtschwarzen Hügel und der Umriss des Hauses wurde immer mehr von schwarzem Rauch, weißem Dampf und flackerndem gelbem Licht verdeckt. Eine Zeit lang hörte man nur die Alarmanlagen der Fahrzeuge, die durch die Nacht heulten. Dann kamen irgendwann die Sirenen der Feuerwehrautos hinzu. Die Feuerwehrleute versuchten ihr Bestes, das Inferno in den Griff zu bekommen, doch sie mussten sich bald der wütenden Feuersbrunst geschlagen geben. Sie konnten nur ihre Wasserschläuche auf die umliegenden Häuser und den Boden richten, um das Feuer zumindest einzudämmen. Dann blieb ihnen nichts anderes übrig als zuzuschauen, wie die große Villa bis auf ihre Grundfesten niederbrannte. Wir sahen abwechselnd zum Hügel hinauf und einander an und fühlten uns so hilflos wie die Feuerwehrleute und die umherirrenden Nachbarn.
    Der Umriss des Gebäudes blieb für mich so hell wie die Mittagssonne, sogar als die Wände einstürzten. Graue Erinnerung hielt die Energie dort fest, während der Nexus den plötzlichen Überfluss wieder in sich aufsog und ins Netz zurück leitete. Wie lange würde es wohl dauern, bis der Geist des
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