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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker
Autoren: Kat Richardson
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wo ich in jener Nacht gewesen sei. Ich erklärte ihnen, dass ich eine schlimme Grippe hätte, was sie mir problemlos abnahmen. Kein Wunder, denn ich sah tatsächlich so aus, als hätte ich hohes Fieber. Die Beamten blieben nicht lange.
    Einige Tage später las ich in der Zeitung, dass sich das Feuer so rasch und verheerend hatte ausbreiten können, weil ein Arbeiter neben einem lecken Gastank im Keller achtlos eine Zigarette weggeworfen hätte. Die Brandexperten waren von dieser Erklärung zwar nicht begeistert, aber da kein Brandbeschleuniger gefunden worden war und offenbar auch niemand den Tank manipuliert hatte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie zu schlucken. Ich bezweifelte, dass sie die Akte jemals ganz schließen würden, aber weiter kamen sei anscheinend auch nicht.
    Sie hätten wohl ebenso wenig geglaubt, dass das Feuer von einem verzweifelten Nekromanten und einer Hexe gelegt worden war oder von einem grauenerregenden Monster weiter angefacht wurde, das Geister verschlang und die Grenze zwischen den Welten bewachte. Ebenso wenig hätten sie begriffen, was es bedeutete, dass sich das Feuer genauso von Magie wie von trockenem Holz, Lack, Farbe und Stoffen ernährt hatte. Nichts davon hätten sie geglaubt und ich konnte es gut verstehen. Wie verrückt musste man eigentlich sein, um das als Wahrheit zu akzeptieren? Ich wünschte mir, ich würde es auch nicht tun. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich spürte jeden Tag den gelockerten Knoten in mir, der sich immer tiefer in mein Inneres grub, während sich das Gleichgewicht der Kräfte wieder einpendelte. Die Welt des Grau wurde immer wieder durch Feuerfäden erhellt, die hinter einem stets präsenten Nebelvorhang hervor glühten.
    Nach einiger Zeit ging ich wieder an die Arbeit. Am selben Abend erschien Cameron neben meinem Wagen.
    Seine Haare waren nun wesentlich kürzer als meine und verliehen seinem Gesicht unter den engelhaften Locken, die dadurch entstanden waren, eine ganz neue Ausstrahlung.
    Ich achtete darauf, dass das Auto zwischen uns beiden blieb, als ich auf meine Haare zeigte. »Die sind aber deutlich kürzer geworden.«
    »Ja. Ich dachte mir, ein anderer Look würde mir vielleicht ganz gut tun.« Er sah einen Moment lang zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. »Harper … Ich schulde dir wesentlich mehr als nur Geld. Carlos geht es wieder besser und ich komme jetzt auch ganz gut zurecht. Ich habe ihn mit mir nach Bellevue genommen. Irgendwann ist es im Keller der Danzigers dann doch zu eng geworden. Außerdem hat Albert Carlos wahnsinnig gemacht.«
    »Ja, so kennen wir ihn. Wie fühlt sich deine Schwester bei dieser Invasion der Vampire?«
    »Sie ist zu Mom zurückgezogen. Seitdem sie beide aufgehört haben, sich das Leben zur Hölle zu machen, verstehen sie sich ausgezeichnet. Vor allem, weil sie jetzt beide über mich lästern können. Sarah tut Mom wirklich gut. Sie flippt jetzt wesentlich seltener aus, wenn ich vorbeischaue. Wir werden das schon schaffen. Vorerst gehe ich jedenfalls nicht an die Uni zurück. Carlos braucht mich, und ich glaube, dass ich allein durch die Gespräche mit ihm viel über das Vampirleben erfahre. Schließlich hat er schon einige Jahrhunderte hinter sich gebracht.«
    »Das hört sich nach einem guten Plan an.«
    »Wie dem auch sei – ich wollte dir jedenfalls Bescheid sagen, dass alles ganz gut läuft.«
    Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und dann redeten wir ein wenig über das Geld, das er mir noch schuldete. Als er schließlich wieder abzog, war ich erleichtert. Seine Präsenz im Grau war schon dabei, sich zu verändern.
    Drei Tage nach dem Museumsbrand wurde Will von Brandon gefeuert, ehe dieser mit dem gesamten Firmenvermögen verschwand. Zwei Wochen später wurde er in Los Angeles geschnappt. Eine Woche später rief Will mich an und wir gingen das erste Mal wieder zusammen aus. Zahlreiche gemeinsame Abendessen folgten. Ich liebte es einfach, mit ihm in der normalen Welt zu sein.
    Bald schon feierten wir unser Einmonatiges. Als wir beim Nachtisch saßen, verkündete er plötzlich: »Ich werde nicht gegen Brandon aussagen müssen.«
    »Du hast damals also etwas Belastendes gegen ihn gefunden.«
    »Nicht nur damals. Als ich Nachforschungen wegen der Herkunft des Harmoniums angestellt habe, kam mir auf einmal der Gedanke, auch die Dokumente unserer Stücke genauer unter die Lupe zu nehmen. Und das war ziemlich aufschlussreich. Sobald ich erst einmal verstanden hatte, wonach ich suchen
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