Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
Stufen vor dem Haus und zog die Knie an die Brust. Quinton gab mir die Autoschlüssel zurück, die ich mit zitternden Händen entgegennahm. »Geht es dir gut?«, fragte ich ihn. »Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ja, mir geht es ganz gut. Aber ich muss jetzt leider los, es gibt da noch einige Dinge, die nicht warten können. So etwas wie heute Nacht hatte ich nicht erwartet, und jetzt muss ich noch etwas nachbessern. Aber mach dir keine Sorgen, es wird schon alles werden. Ich melde mich dann bei dir.«
    Damit wandte er sich zum Gehen. Bevor er von der Dunkelheit verschluckt wurde, winkte er mir noch einmal zu. Als er verschwunden war, stand ich unsicher auf und ging ins Haus. Ben Danziger stand im Flur und wusste diesmal offenbar nicht, was er sagen sollte. Er fuhr sich immer wieder durchs Haar, sodass es noch wilder aussah als sonst.
    »Ach, zum Glück! Du lebst!«, rief er, als er mich sah, und packte mich an den Schultern.
    Ich stöhnte auf und mir wurde schwarz vor Augen. Er half mir, mich zum Sofa zu schleppen. »Warte hier! Ich hole schnell Wasser. Rühr dich nicht vom Fleck. Das heißt, leg dich besser hin. Genau, leg dich hin …«
    Ich ließ mich seitlich auf die weichen Polster sinken und schloss die Augen. Nach einer Weile weckte Ben mich und gab mir etwas zu trinken.
    »Du siehst schrecklich aus«, erklärte er und hielt mir das Glas an den Mund.
    »Danke«, krächzte ich. »Ich sehe aber noch besser aus als Carlos im Keller.«
    »Oh, mein Gott, natürlich! Was ist denn überhaupt passiert?«
    »Es gab ein Feuer. Das ganze Museum brannte lichterloh, nachdem das Hüter-Biest erschienen war und Sergeyev gefressen hatte. Und ich hätte wegen Alice beinahe alle umgebracht …«
    Es war mir unmöglich, verständlich zu erklären, was passiert war. Schließlich gab es einige Details, von denen Ben auf keinen Fall etwas erfahren durfte. Zum Glück tauchten in diesem Moment Cameron, Mara und Albert aus dem Keller auf, sodass ich nicht weitersprechen musste.
    Cameron und Mara waren sich inzwischen sicher, dass Carlos sich wieder erholen würde, auch wenn es wahrscheinlich ziemlich lange dauern würde. Natürlich hatte er den Vorteil, von Anfang an tot gewesen zu sein, aber er war trotzdem in sehr schlechter Verfassung. Er hatte einen großen Teil seiner Kraft verbraucht – zuerst für den Zauberspruch und dann bei seinem Kampf gegen Sergeyev. Schließlich hatte er noch das Harmonium zerstört und war durch das Feuer schwer verletzt worden. Cameron erklärte sich bereit, sich um Carlos zu kümmern. Mara schickte ihn also wieder in den Keller und Ben in den ersten Stock, um nach Brian zu sehen. Währenddessen setzte sie sich neben mich auf das Sofa. Albert hielt sich im Hintergrund.
    Mara nahm meine Hand und betrachtete sie aufmerksam. »Warum hast du gezögert? Warum hast du dich gewehrt?«
    Ich konnte ihrem Blick nicht standhalten und schüttelte nur hilflos den Kopf. »Ich konnte nicht … Es ging einfach nicht.« Der alte gälische Fluch, der Gessa. Ich verschluckte das Wort, als wäre es bittere Medizin.
    »Aber du hast dich dem Grau überlassen. Das war unsere Rettung. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Ich spürte, wie ein Lächeln mein Gesicht erhellen wollte, doch bereits starb, ehe es meinen Mund erreichte. »Gutes Timing.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber warum hast du –«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung.« Ich stützte mich mit den Armen ab, um aufzustehen. Vor meinen Augen drehte sich alles. »Ich gehe jetzt nach Hause.«
    Mara erhob sich ebenfalls und versuchte, mich stützen. »Nein, so nicht.«
    Ich machte mich von ihr los. »Das war kein Vorschlag. Ich bleibe nicht hier.« Ich warf Albert einen finsteren Blick zu, der sich daraufhin einige Schritte zurückzog.
    »Du wirst es nicht bis nach Hause schaffen.«
    »Dann soll mich jemand begleiten. Ben zum Beispiel. Aber hier bleibe ich auf keinen Fall.«
    Ben fuhr mich nach Hause.
    Ich zog das Telefonkabel aus der Buchse und schloss hinter mir ab. Die folgenden Tage verbrachte ich zusammengerollt in der Wohnung mit Chaos auf meinem Schoß. Das unaufhörliche Surren des Grau blieb mein ständiger Begleiter.
    Am ersten Morgen kam eine große weiße Karte mit der Post, auf der mir dafür gedankt wurde, dass ich am Abend des Feuers eine Benefizveranstaltung von TPM besucht hätte. Sie erwies sich als ausgesprochen nützlich, als die Polizei zwei Tage später bei mir auftauchte und wissen wollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher