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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker
Autoren: Kat Richardson
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meiner Brust zurückgehalten.
    Mara hielt auch Cameron zurück. »Ihr dürft den Kreis nicht durchbrechen, sonst sind wir alle verloren!«
    »Feuer!«, brüllte Carlos und streckte verzweifelt die Hand aus, während er versuchte, sich dem wilden, funkelnden Monster, das auf ihn einschlug, zu entziehen. »Sofort!«
    Mara schnappte nach Luft und Edward blieb wie angewurzelt stehen. Er nickte ihr ruckartig zu, woraufhin Mara hektisch begann ihre Taschen zu durchsuchen. Schließlich zog sie ein Streichholz hervor. Sie zündete es an und warf es in den Kreis.
    Die Kreidemarkierungen und Symbole flammten auf, ehe sich das Feuer in das trockene Holzparkett fraß. Dahinter hörte man den Nekromanten murmeln und keuchen. Anscheinend ließen seine Kräfte langsam nach. Edward floh und stolperte rückwärts über Alice, während Cameron verzweifelt auf den Boden trommelte und immer wieder »Nein!« schrie.
    Ich sah zur Tür und entdeckte noch mehr Flammen, die sich auf den Linien des Nexus rasch ausbreiteten. Alice schaffte es, sich aufzurichten und durch das Flammenmeer auf Edward zuzustürzen. Ich würde es nicht überleben, wenn ich versuchte, sie aufzuhalten, und ich sah auch keine Chance, Carlos zur Hilfe zu eilen. Das Einzige, was uns jetzt noch retten konnte, war, Sergeyev irgendwie Einhalt zu gebieten. Aber ich hatte – beeinflusst von Alices Gessa und meiner Angst und Schwäche – die falsche Wahl getroffen, und meine Freunde mussten nun dafür mit ihrem Leben bezahlen.
    Tot, wenn du es machst und verdammt, wenn du es nicht machst. Ich würde nicht überleben, wenn Sergeyev gewann – ganz egal, ob Alice mich später aus dem Verkehr zog oder nicht. Aber wenn sie es für nötig gehalten hatte, mich zu bedrohen, musste mir doch eine Wahl bleiben. Und dann musste sie mich erst einmal finden. Ich robbte also trotz der unerträglichen Schmerzen in meiner Brust weiter zur Tür. Das Haus wackelte und gab Geräusche von sich wie ein Güterzug, der an Fahrt gewinnt.
    Eine Kälte, die mir fast die Eingeweide zerriss, durchschoss mich und ich rollte mich auf den Rücken. Die riesige Gestalt des schwarzen Hüter-Biests tauchte aus den Flammen auf. Es brach durch die Decke, gefolgt von Feuer und Rauch, ehe es sich wutentbrannt auf uns stürzte. Sein aufgerissener Schlund glich einer unendlich dunklen Grube. Dieses Bild allein ließ jede Faser meines Körpers erstarren. Ich lag einen Moment lang regungslos vor Entsetzen da.
    Dann versuchte ich vergeblich mit den Händen den Druck abzuwehren, den das Monster vor sich her schob. Ich spürte Feuer auf meinen Armen. »Nein, nein, nicht mich«, keuchte ich. »Nicht jetzt.« Der Knoten in meiner Brust brannte und wand sich wie eine Messerklinge, während sich der Schlund auf meinen Kopf zubewegte. Ich war zu langsam, zu spät. Ich konnte niemandem mehr helfen. Schluchzend ergab ich mich. Es war mir egal, was das Monster mit mir machen würde. Wen kümmerte es, wenn das Grau mich restlos verschlang?
    Ich hörte auf, mich zu wehren und überließ mich diesem Ungeheuer.
    Da spürte ich, wie der Knoten in meiner Brust an Spannung verlor, wie er aufging und erblühte und wie sich das windende, lebende Grau mit meinem Körper und meiner Seele verband. Ich ließ es über mich hinwegrollen und fühlte mich so strahlend wie der schneeweiße Nebel, der mich umgab.
    Auf einmal spürte ich wieder den Boden, auf dem ich noch immer lag. Als ich aufblickte, sah ich in ein Lichtermeer inmitten einer schwarzen Leere. Das Hüter-Biest atmete mir seinen Grabesgestank ins Gesicht. Es schien verwirrt, und da deutete ich auf Sergeyev.
    Das Biest wich zurück, drehte sich um und kreischte. Sein Schwanz aus purem Schmerz streifte mich. Ich rang nach Luft und versank in Dunkelheit, während um mich herum gellende Schreie laut wurden.
    Das Wesen warf sich auf Carlos und Sergeyev, die noch immer um Leben und Tod rangen. Es schlug einen Kreis aus Feuer und Schatten um die beiden Kontrahenten. Einen Augenblick lang konnte man den blanken Horror, der sich um die beiden wob, in Sergeyevs Spiegelscherbe erkennen – das Maul des Hüter-Biests war weit aufgerissen. Dann richtete es sich auf und der Geist schrie vor Entsetzen, als sich die Kreatur auf ihn stürzte und verschlang, um dann in einer schwarzen Rauchwolke durch den sich öffnenden Boden zu verschwinden. Nur der infernalische Gestank erinnerte daran, dass es eben noch hier gewesen war. Der Schrei hallte noch eine Weile nach, wurde kurz noch einmal lauter und
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