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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel
Autoren: Jason Dark
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lag auf dem Bauch. Der Russe hatte seinen Kopf nach rechts gedreht. Er starrte sie an.
    Ein Gesicht ohne Leben, dafür mit einem halb geöffneten Mund, umkränzt von einer eingetrockneten Flüssigkeit, die wie Schorf aussah. Unter dem Kinn zeichnete sich der dunkle Streifen ab, da klaffte die Haut auseinander und warf Falten.
    Aber sie lebte…
    Auch wenn sie noch nicht die Kraft besaß, um sich weiterzuziehen, doch sie benutzte den Russen als Stütze, denn die eine Hand krallte sich in seiner Kleidung fest.
    Sie wollte weiter, sie wollte vielleicht an seine Kehle herankommen und ihr Gebiß dort hineinschlagen.
    Der Mann stemmte sich gegen die Fesseln. Er dachte nicht an Aufgabe. Er hatte viel in seinem Leben durchgemacht und war in die schrecklichsten Situationen geraten.
    Diese hier gehörte zu den Schlimmsten…
    Die lebende Leiche strengte sich an. Es war kein Laut zu hören, sie zuckte einige Male, griff noch stärker zu und klemmte den Stoff der Kleidung zusammen. Daß sich dazwischen noch Haut befand, bekam der Russe kaum mit. Er stand unter einem zu großen Streß, um Schmerzen zu spüren. Ihm fiel der andere Zombie wieder ein. Verdammt, der mußte doch auch schon da sein. Wladimir schaute nach vorn.
    Genau im richtigen Augenblick, denn die nach Verwesung stinkende Gestalt stand direkt vor ihm. Sie war dabei, sich zu bücken und die Arme auszustrecken. Ihre Hände zielten nach seinen Fußknöcheln, um sie zu umklammern.
    Wladimir schrie auf und trat wieder zu.
    Diesmal erwischte er das Gesicht der lebenden Leiche. Sie fiel wieder zurück, ruderte mit den Armen und prallte auf den alten Kopf, der hinter ihr stand.
    Das Holz knackte unter dem Gewicht, aber es hielt. Der Schädel stand noch so da, wie er zuvor gewesen war.
    Wladimir sah es, als sich der Untote zur Seite rollte. Er würde wieder angreifen, er würde sich auf ihn stürzen, er würde kein Pardon kennen, und für den Gefangenen gab es keine Chance, sich von den Fesseln zu befreien.
    Der ungleiche Kampf ging weiter.
    Jetzt war die untote Frau da.
    Sie hatte sich näher an ihn herangeschoben und war dabei, noch dichter an seinen Körper zu gelangen. Ihre Körper schleifte dabei über den Rasen, sie bewegte ihren Mund, und es sah so aus, als kaue sie an einer makabren Mahlzeit.
    Wladimir hob seine Beine. Dabei gab er seinem Körper Schwung und schleuderte ihn nach rechts. Möglicherweise schaffte er es mit einem Tritt, sie sich vom Hals zu schaffen.
    Er erwischte sie nicht.
    Der Winkel war zu schlecht, seine zusammengelegten Beine wuchteten ins Leere. Dann war sie über ihm.
    Sie lag quer, und ihm kam das Gewicht dieser lebenden Leiche doppelt so schwer vor.
    Ihre rechte Hand bewegte sich auf seinem Körper. Sie tastete sich höher, weil sie sein Gesicht erreichen wollte.
    Bald war sie schon am Hals, dann am Kinn, dann… Weiches, stinkendes Fleisch legte sich auf Wladimirs Lippen. Er empfand dies als den absoluten Horror. Der hochsteigende Ekel überdeckte sogar seine Angst.
    Durch den Mund konnte er nicht mehr atmen. Ihm blieb nur noch die Nase. Darüber befanden sich seine Augen. Sie hatte er weit aufgerissen, und in deren Blick leuchtete die Panik.
    Die Angst war furchtbar.
    Bisher hatte sein Leben über dreißig Jahre gedauert. Jetzt wies alles darauf hin, daß es zu Ende war…
    ***
    Meine Füße klopften auf den weichen Rasen. Ich lief sehr zügig, ohne allerdings zu rennen und kam mir dabei vor wie in einer Alptraumwelt. Das durfte alles nicht wahr sein. An zahlreichen Stellen hatte sich der Boden geöffnet. Aus ihm hervor drangen die Hände, die bleichen Krallen, die starren Arme, hin und wieder auch ein Gesicht, das von der Verwesung gezeichnet war.
    Ein grauenvolles Bild, an Schrecken kaum zu überbieten, ein Panoptikum des Irrsinns, das dieser Satorius da geschaffen hatte. Er hatte den Vorhang zur Bühne des Schreckens zurückgezogen, über die ich jetzt lief und nicht zurechtkam.
    Ich schoß nicht, ich hielt mich bei keiner dieser noch in der Erde steckenden Leiche auf, aber ich hatte die Kette mit dem Kreuz über den Kopf gestreift und meinen weißmagischen Talismann in die rechte Jackentasche gesteckt.
    Bodennebel und Dunkelheit nahmen mir einen großen Teil der Sicht. Die Laternen waren hier nicht aufgestellt worden, sie brannten weiter hinten, wo sich auch das Haus des Psychologen befand.
    Vor mir bildete der dichte Wald die Grenze. Dahinter erhob sich die Fassade des Hotels. Erleuchtete Fenster sahen aus wie Beobachter, die alles
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