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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel
Autoren: Jason Dark
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arbeiteten. Er schlenkerte seine Arme, er schleuderte vor jedem Aufsetzen der Füße die Beine vor, aber er behielt die Richtung bei. Auch in der übrigen Umgebung bewegte sich die Erde. Zahlreiche kleine Haufen waren entstanden, die Graskappen brachen ab, und aus den Löchern krochen wieder die ersten Hände.
    Es war einfach nicht zu fassen. Dieses Rasenstück zwischen den Wäldern war ein einziger Friedhof.
    Und ich bin gefesselt, dachte Wladimir. Ich kann mir nicht helfen, ich werde am eigenen Leibe erfahren, wie ich von einer lebenden Leiche vernichtet werde.
    Er brachte dies nicht in die Reihe, zerrte an seinen Handschellen und erreichte nur, daß sich der Stahl noch tiefer in seine Haut bohrte. Jedenfalls peitschten ihn die dabei entstehenden Schmerzen hoch. Den Schädel ließ er nicht aus den Augen.
    In dessen Augen lauerte nach wie vor die böse Strahlung. Die Kraft einer alten Zeit hielt den Friedhof besetzt. Sie sorgte dafür, daß der Tod überwunden wurde und mit all seinem Schrecken wieder zurückkehrte. Die Angst saß tief wie ein Stachel. Die ungelenken Bewegungen des Zombies durften nicht über seine Gefährlichkeit hinwegtäuschen. Ein Wesen wie dieses würde nie aufgeben, niemals. Sobald warmes Fleisch in seiner Nähe lauerte, drehte er durch.
    Er ging weiter.
    Noch zwei Schritte, dann befand er sich bereits auf einer Höhe mit dem Schädel.
    Es sah so aus, als wollte er dagegen treten, aber er drehte sich im letzten Augenblick zur Seite und passierte ihn. Das Licht aus den Augen erwischte die Beine. Es tauchte sie in die rötliche Nebelflut. Wladimir Golenkow war kein Mensch, der sich wehrlos seinem Schicksal ergab. Hier aber konnte er kaum etwas tun. Um sich überhaupt zu bewegen, zog er die Beine an, stemmte seine Füße auf den Boden und wartete noch ab.
    Der Zombie ging wieder vor.
    Jetzt hatte er die richtige Distanz!
    Wladimir trat zu.
    Blitzschnell und mit beiden Füßen. Er wußte natürlich, daß er die Gestalt nicht auf diese Art und Weise besiegen konnte, aber er mußte es einfach riskieren.
    Und er traf.
    Seine Sohlen krachten gegen die Schienbeine der lebenden Leiche. Sie geriet ins Stocken, dann aus ihrem schwerfälligen Laufrhythmus, schwankte und sah so aus, als wollte sie sich festhalten. Sie griff ins Leere!
    Dann fiel die lebende Leiche!
    Als sie aufprallte, löste sich ein leiser Schrei der Freude aus dem Mund des Russen.
    Er wußte allerdings auch, daß er sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen konnte.
    Die Gestalt würde es immer und immer wieder versuchen. Sie kannte kein Erbarmen.
    Sie rappelte sich auf.
    Das dauerte seine Zeit, und Golenkow ließ seinen Blick über diesen schrecklichen Friedhof gleiten.
    Der Rasen war jetzt an mehreren Stellen aufgerissen. Das Gras war nicht mehr zu sehen, die braune Erde quoll hervor, sie war weich und locker, so daß sie den Händen und Klauen so gut wie keinen Widerstand entgegensetzte.
    Bleich und krumm wühlten sie sich hoch. Finger bewegten sich zitternd, Arme reckten sich hoch. Noch war die Erde schwer, noch schafften es die lebenden Toten nicht so leicht, die Welt des Schreckens zu verlassen, aber es würde nicht lange dauern, bis sie sich auf ihn stürzten und ihn zerrissen. Irgendwo am Rand des Waldes mußten auch die drei Zuschauer stehen. Sicherlich würden sie sich amüsieren. Es würde ihnen Spaß machen, dabei zuzusehen, welch eine Macht dieser alte Götzenschädel besaß. Der Zombie stand wieder.
    Wladimir schaute in dessen bleiches Gesicht — und erschrak. Nicht allein wegen dieser schmutzigen und gleichzeitig teigigen Fratze, nein, er hatte ihn erkannt.
    Es war ein ehemaliger Agent aus seinem Lager, der sich vor gut einem Jahr abgesetzt hatte. Auch er war in die Klauen eines gewissen Dr. Satorius gelangt, und der Russe konnte sich vorstellen, daß alle anderen Untoten auch zu diesem Kreis gehörten.
    Er durchschaute den Plan des Psychologen. Der hatte es tatsächlich geschafft, sich eine Zombietruppe aus ehemaligen Agenten und Spionen aufzubauen.
    Plötzlich hörte er das dumpfe Klatschen. Nicht weit von seinem rechten Ohr war es aufgeklungen.
    Er drehte den Kopf — und erkannte, daß es die bleiche Frauenleiche geschafft hatte.
    Sie stand da, glotzte auf ihn nieder und hielt den linken Arm ausgestreckt, die Hand dabei zur Klaue gekrümmt. Dann ging sie vor, hatte aber Schwierigkeiten und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel ihm entgegen, den Arm noch immer vorgestreckt. Es kam, wie es kommen mußte.
    Die breite, teigige
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