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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Tür verweilte Berggrün, legte sein Ohr an die Tür, drückte die Klinke langsam herunter. Durch die geöffnete Tür strömten Wärme und der Geruch von Medikamenten. Burger schaute nicht auf, als wir drei vor ihm standen. Er murmelte unverständliches Zeug vor sich hin.
    »Er redet mit dem Kind«, erklärte Berggrün. »Seinem Kind.«
    »Also hat er es doch getan?«, rief ich entsetzt aus.
    »Es ist nicht so, wie Sie denken, Frau Grappa«, sagte der Arzt leise, »dieses Kind hat keinen biologischen Vater.«
    Ich blickte in seine eisblauen Augen, die trotz des Halbdunkels zu funkeln schienen, und mir lief ein Schauer den Rücken hinunter.

In den Weltmeeren
    Leider hatten wir vergessen, auf Frank zu achten. Er war an Kristins Bett getreten, hatte sich zu ihrem Gesicht heruntergebeugt, dann war sein Blick wohl auf den schwangeren Bauch gefallen.
    Ich war noch immer fasziniert von dem Bild des Vaters, der leise mit seiner Tochter sprach. Es hatte etwas Rührend-Trauriges.
    So kam es, dass ich zu spät reagierte, als Franks Hand mit schnellem Griff die Pistole aus meiner Jacke zog, sie entsicherte und schoss. Der Knall war ohrenbetäubend.
    Ich kapierte zunächst überhaupt nichts. Frank stand einen Meter von mir entfernt neben Berggrün, der ebenfalls nichts tat. Auf wen hatte Frank den Schuss abgegeben?
    Erst als Burgers Hand vom Körper seiner Tochter abrutschte und er im Stuhl zusammensackte, wurde es mir klar.
    »Du bist ein verdammter Idiot«, schrie ich und riss Frank die Knarre aus der Hand.
    Berggrün kümmerte sich um den verletzten Burger, drückte einen Alarmknopf, der sich irgendwo im Zimmer befand, und sprintete wieder zu Burger hin, auf dessen Hemd sich ein dunkler Fleck von Sekunde zu Sekunde vergrößerte.
    Ich lief zum Fenster und zog die Jalousetten hoch. Durch das plötzliche Tageslicht wurde die Szene wirklicher als wirklich.
    Frank kauerte in einer Ecke des Raumes, Berggrün bemühte sich um Burger, der nicht mehr bei Bewusstsein war.
    Endlich Geräusche auf dem Flur! Ein Pfleger und eine Krankenschwester kamen mit fliegenden weißen Kitteln in das Zimmer.
    »Alarmieren Sie den Notarzt und holen Sie eine Trage«, gab Berggrün Anweisung. »Er hat eine Schussverletzung in der Brust.«
    Der Pfleger sprintete zurück auf den Flur, rückte wenige Sekunden später mit einer fahrbaren Trage an. Berggrün und die Krankenschwester hievten Burger hoch.
    »Zu spät«, murmelte Berggrün. Er hatte Burgers Augenlid hochgezogen und seinen Herzschlag überprüft. »Exitus.«
    Ein irres Lachen schrillte durch das Zimmer. Es gehörte Frank Faber. Jetzt dreht er endgültig durch, dachte ich und sagte: »Wir müssen die Polizei rufen. Wo ist ein Telefon?«
    »Natürlich«, stimmte Berggrün zu. »Kommen Sie, wir gehen in mein Büro.«
    »Was machen wir mit ihm?« Ich deutete auf Frank, der noch immer vor sich hin kicherte, als habe er einen Jahrhundertwitz verstanden.
    »Bringen Sie ihn in ein leeres Zimmer und nehmen Sie ihm alles ab, womit er sich verletzen könnte«, befahl Berggrün dem Pfleger.
    Mit zitternden Knien folgte ich dem Chefarzt in sein Büro. Dort wählte ich die Durchwahl von Hauptkommissar Brinkhoff. Ich gab ihm eine stark gekürzte Fassung der Ereignisse und bat ihn, so schnell wie möglich anzurücken.
    »Setzen Sie sich so lange!« Berggrün deutete auf einen Ledersessel, in den ich mich fallen ließ.
    »Kann ich einen Kaffee bekommen?«, fragte ich.
    »Kein Problem.« Er setzte sich hinter einen großen Holzschreibtisch und orderte telefonisch.
    »Und jetzt bin ich gespannt, was Sie mir zu erzählen haben.«
    Berggrün lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. »Vor etwa einer Milliarde Jahren trafen sich in irgendeinem Weltmeer zwei seiner Bewohner und vermischten ihr Erbgut miteinander – die Natur hatte die Fortpflanzung erfunden. Seit dieser Zeit bevölkern zwei Geschlechter unseren Planeten. In den Millionen Jahren danach entfaltete sich eine unerschöpfliche Zahl von Lebensformen – allein dadurch, dass sich väterliche und mütterliche Erbanlagen zu immer wieder neuen Varianten zusammenfanden.«
    »Okay«, sprach ich in seine Pause, »insoweit waren mir die Grundzüge der Fortpflanzung auch bekannt. Wo ist die Pointe?«
    »Seien Sie nicht so ungeduldig«, bat Berggrün. »Im Februar 1997 gab es einen einschneidenden Wendepunkt in der Geschichte des Lebens.«
    »Dolly?«, fragte ich.
    Berggrün nickte.
    Die Bilder des Klonschafes Dolly, das mit unschuldigen großen Augen sein
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