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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wolliges Haupt durch einen Bretterverschlag steckte, erschienen vor meinen Augen. Auf den ersten Blick ein ganz normales Schaf, das nicht weiß, dass es vaterlos und die exakte genetische Kopie eines anderen Schafes ist.
    »Kristin Faber trägt also ein Kind aus, das die Kopie eines anderen Menschen ist.«
    »So ist es.«
    »Sie spielen Gott!«, wandte ich ein.
    »Wer ist Gott?«
    »Die Natur.«
    »Die Natur klont doch auch. Denken Sie an eineiige Zwillinge.«
    »Das Klonen von Menschen ist verboten. Wenn das herauskommt, sind Sie nicht nur Ihre Zulassung los, sondern werden auch noch bestraft.«
    »Das weiß ich«, lächelte der Arzt. »Doch einen ernsthaften Forscher kann niemand mit hirnrissigen Gesetzen an seiner Arbeit hindern. Die wissenschaftliche Forschung muss frei sein – sonst gibt es keinen Fortschritt auf dieser Welt.«
    »Warum Kristin Faber?«
    »Ihr Vater hat mir alle Möglichkeiten gegeben, dieses Experiment erfolgreich durchzuführen. Es war die Chance meines Lebens, die Reproduktionsmedizin ein sensationelles Stück weiterzubringen.«
    »Hört sich alles gut an – von Standpunkt eines Mediziners betrachtet«, räumte ich ein. »Doch jetzt kommt der springende Punkt: Kristins Baby ist wessen Klon?«
    »Der eigene.«
    »Sie reproduziert sich selbst?«, fragte ich fassungslos.
    »So ist es.«
    »Burger verliert die Tochter und gibt eine zweite in Auftrag?«
    »So könnte man es sagen.«
    Es klopfte an der Tür. Hoffentlich ist es die Polizei, dachte ich in plötzlicher Panik.
    Aber es war nicht Anton Brinkhoff, sondern eine Küchenkraft mit dem von mir ersehnten Kaffee. Ich goss ein und trank die heiße, braune Brühe.
    »Wie wird das Kind das alles später verkraften?«, sinnierte ich. »Wenn ich wüsste, dass ich das Ergebnis verbotener genetischer Forschung wäre, fände ich das sicherlich nicht lustig.«
    »Beim Klonen entstehen völlig normale Lebewesen, die nur die Besonderheit haben, wie jemand anderes auszusehen. Ob sie sich identisch verhalten, ist schon fraglich, denn beim Verhalten des Menschen kommt es ja hauptsächlich auf die Umwelt an, in der er sich bewähren muss. Die Klone haben dieselben Menschen- und Bürgerrechte wie alle anderen Menschen auch – weil sie nämlich Menschen sind.«
    »Mir läuft es kalt den Rücken herunter«, gab ich zu. »Wie soll ich das nur den Lesern des Tageblattes erklären? Ein Teil unserer Abonnenten hält Klone bestimmt noch für Zirkusartisten.«
    Es klopfte wieder. Diesmal war es Hauptkommissar Anton Brinkhoff, im Schlepptau Peter Jansen und ein paar Grünröcke.
    »Gott sei Dank«, murmelte ich erleichtert. »Endlich mal ein paar Menschen aus der richtigen Welt.«
    »Ich hab dir gleich gesagt, dass du diesen durchgeknallten Faber zu Hause lassen sollst«, brummte Jansen. »Aber Grappa-Baby weiß natürlich mal wieder alles besser.«
    »Nenn mich nie wieder Grappa-Baby«, stöhnte ich. »Ich kann das Wort ›Baby‹ nicht mehr hören.«
    »Wo ist Faber?« Brinkhoff wurde dienstlich. »Wo ist die Tatwaffe? Wo ist die Leiche?«
    Ich gab Auskunft, der Hauptkommissar setzte seine Spurensicherer in Trab.
    »Sie sind also der Chef der Klinik hier«, stellte Brinkhoff mit Blick auf Berggrün fest. »Warum haben Sie Ihre eigene Patientin entführen lassen?«
    »Es geschah mit der Genehmigung des Vormundes«, verteidigte sich der Arzt. »Herr Burger hatte Angst, dass sein Schwiegersohn Frank Faber das Kind und seine Frau töten würde. Eine Sorge, die ja ziemlich berechtigt war – wenn man den aktuellen Verlauf der Ereignisse verfolgt.« Dr. Frederik Berggrün war wieder ganz der Überlegene, den nichts aus der Fassung bringen konnte.
    »Sie haben eine Straftat vorgetäuscht«, stellte Brinkhoff unbeeindruckt fest. »Das wird Konsequenzen haben.«
    »All das geschah nur zum Schutz der Patientin. Als Arzt bin ich verpflichtet, Leben zu schützen. Das sagt ja wohl alles, oder?«, verteidigte sich Berggrün.
    »Fragt sich nur, wer das neue Leben, das in Ihrer Patientin heranwächst, verursacht hat«, mischte sich Peter Jansen ein. »Gibt's denn darüber inzwischen Klarheit?«
    »Das ist eine lange und vor allen Dingen komplizierte Geschichte«, berichtete ich und warf Jansen einen warnenden Blick zu. Er verstand. Journalisten sollten wichtige Fragen und Rechercheergebnisse nicht im Beisein von polizeilichen Ermittlungsbehörden klären.
    »Was wissen Sie über den Mord an Dr. Cornett?«, wollte der Hauptkommissar wissen.
    Ach ja, dachte ich, den gibt's ja auch
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