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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Wissenschaftler seien skrupellos.«

Fast ein Ende
    Koma-Patientin schenkt gesundem Mädchen das Leben – titelte ich fünf Monate später.
    Gestern Morgen gegen fünf Uhr. Drei Ärzte und mehrere Krankenschwestern beginnen damit, ein Baby auf die Welt zu holen. Sie haben es tausend Mal zuvor getan, doch gestern war alles anders. Das Kind ist von einer Mutter ausgetragen worden, die seit vielen Monaten im Koma liegt und nur durch medizinische Apparate am Leben erhalten wird. Die Ärzte entschieden sich für einen Kaiserschnitt, kurze Zeit danach hatten sie das Kind ans Licht geholt. Nach Informationen unserer Zeitung ist das Neugeborene gesund. Es soll – wie seine Mutter – Kristin heißen. Die Ärzte haben in Absprache mit der Mutter der Koma-Patientin beschlossen, die lebenserhaltenden Maschinen nun abzuschalten. »Meine Tochter soll jetzt in Würde sterben«, so Brigitte B. »In ihrem Kind lebt sie ein Stück weiter. Ich werde dem Kind viel Liebe geben.«
    »Hoffentlich tut sie das wirklich«, sinnierte Peter Jansen, als er meinen Artikel gegengelesen hatte. »Ist die Sache jetzt für uns erledigt?«
    »Vielleicht noch eine Notiz, wenn Kristin Faber wirklich erlöst ist«, sagte ich. »Und vielleicht schau ich in einem Jahr mal bei Brigitte Burger vorbei und gucke mir das Klon-Baby an. Ich würde gern mal wissen, wie ich mich fühle, wenn ich in die Augen eines sensationellen Gen-Experimentes auf zwei Beinen schaue.«
    »Das Kind wird seine Windeln vollscheißen wie jedes Baby, irgendwann Zähne kriegen und brüllen wie am Spieß.«
    »Und in zwanzig Jahren wird die neue Kristin als 20-jährige über die Straße stöckeln, Frank ist inzwischen – na ja – 55 Jahre alt, sieht sie und entbrennt in aussichtsloser Liebe für das schöne Kind. Stoff für ein Drehbuch – findest du nicht?«
    »Dann schreib doch eins, Grappa-Baby!«
    »Dazu fehlt mir das Talent. Und ein Gefühl für Dramatik und Inszenierung habe ich auch nicht.«
    »Ich finde dich und deinen Charakter eigentlich ausreichend dramatisch, Grappa! Ein bisschen mehr wäre entschieden zu viel.«

Unheimliche Begegnung
    Es war inzwischen Winter geworden. Das Wetter war genauso trüb wie meine seelische Verfassung. Kristin Faber war inzwischen gestorben – die Ärzte hatten die vielen Maschinen abgeschaltet. Nach einem genau vorgeschriebenen Ritual stellte eine Ärztekommission zuvor den Hirntod fest – Kristin hatte es endlich hinter sich.
    Bruno Schlagholz konnte der Auftragsmord an Cornett nachgewiesen werden – er wurde vor Gericht gestellt und verurteilt. Frank Faber war noch immer nicht verhandlungsfähig – er dämmerte in einer noblen Klinik außerhalb Bierstadts vor sich hin. Brigitte Burger finanzierte das Ganze – immerhin war sie jetzt eine wohlhabende Witwe mit einem niedlichen Enkelkind, das sich prächtig entwickelte.
    Von Brinkhoff erfuhr ich, dass Nik Kodil in eine andere Stadt gezogen war – Verbrechen und Verbrecher gibt es schließlich überall. Nur von Liesel Faber hatte ich seit dem Auftritt vor der Klinik nichts mehr gehört, was mich nicht sonderlich störte.
    Bis zu jenem Abend. Ich zappte durch die abendlichen Fernsehprogramme, blieb mal hier, mal da hängen, schließlich landete ich bei einer Boulevard-Talkshow eines reißerischen Privatsenders. Dort saß sie: Liesel Faber, in einen knallroten Ledersessel hingegossen, ganz in Schwarz gekleidet, das Blondhaar frisch gelockt, das Gesicht perfekt geschminkt. Als die Kamera zur Halbtotalen aufzog, traf es mich wie ein Schlag: Liesel Faber war unübersehbar schwanger, sie präsentierte stolz ihren prallen Bauch dem Studiopublikum und den Zuschauern zu Hause. Nik, schoss es mir durch den Kopf.
    Dann eröffnete der Moderator die Runde und stellte die Studiogäste vor. Alles rauschte an mir vorbei, ich hörte erst wieder hin, als Liesel sagte: »Ich bin Libussa Faber, Schauspielerin und Model. Ich habe mich für ein medizinisches Experiment zur Verfügung gestellt.«
    Jetzt schwante mir, wohin der Hase laufen würde.
    Der Moderator kündigte einen Einspielfilm über Libussas Schicksal an. Das Band wurde abgefahren: Liesel-Libussa beim Spaziergang im Wald, in ihrer kleinen Wohnung, bei einem Foto-Termin für ein Multivitamin-Produkt.
    »Damals war ihr noch nicht bewusst, auf was sie sich eingelassen hat«, erzählte eine Sprecherin im Off. »Erst als das Baby in ihrem Bauch heranwuchs, wurde ihr klar, dass sie Opfer eines skrupellosen Wissenschaftlers geworden war, der an ihr ein
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