Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
zwischendurch aus den Augen verloren, doch als Nik in Sachen Kristin Faber mit den Ermittlungen begann, wurde die Verbindung zwischen den beiden wieder enger. Zu meinem Nachteil.
    Um den drohenden Jammerabend mit Langmut durchstehen zu können, kippte ich noch schnell ein Glas badischen Gutedel hinunter.
    Und schon machte sich die Klingel an der Wohnungstür bemerkbar. Das musste dieser unerträgliche Frank sein. Ich zählte leise bis zehn, um ein freundliches Lächeln und einen mitleidumflorten Blick hinzukriegen. Dann ging ich in den Flur.
    Nik hatte Frank bereits hineingelassen, doch da war noch wer. Ich blinzelte verdutzt. Die Frau war mindestens eins achtzig, blondbemähnt und schlank. Sie trug einen superkurzen schwarzen Lederrock, hochhackige Stöckel und eine rote Wickelbluse.
    Sie übersah mich, schmiegte sich an Nik, küsste ihn auf die Wange und gurrte: »Hallo, Nikolaus. Wie schön, dich wiederzusehen.« Ihre Stimme war ebenfalls blond.
    Niks Lächeln war eine Mischung aus Überraschung, Peinlichberührtsein und Dümmlichkeit. Aha, dachte ich, jetzt wird's spannend, mein Mann kommt ins Schwitzen.
    »Hallo, Frank«, sagte ich leise und sehr deutlich. »Wen hast du uns denn da mitgebracht?«
    »Grüß dich, Maria. Das ist Liesel, meine Schwester, aber sie nennt sich Libussa.«
    »Guten Tag.« Noch war ich höflich, meine Sinne allerdings waren geschärft.
    Sie hatte ihre Hand inzwischen um Niks Taille gelegt.
    »Du duftest immer noch so gut«, gurrte sie und drückte ihren Riechkolben in Niks Halsbeuge – bei der Körpergröße kein Problem.
    Was hat dieser Blondinenwitz an meinem Mann zu schnuppern, grollte ich.
    Nik schubste sie schnell ins Wohnzimmer, Frank trottete hinterher, ich folgte als letzte.
    Mein Freund guckte noch immer kariert, ich spürte, wie die Unmutsfalte zwischen meinen Augenbrauen Canyon-Ausmaße annahm.
    »Hallo«, meinte Libussa. Schräggestellte, überschminkte Augen musterten mich. »Und Sie kümmern sich jetzt um Niki?«
    Endlich brachte es Nikolaus Kodil, der Mann, den ich zu kennen glaubte, fertig, sich aus der Umklammerung ihrer langbenagelten Hand zu befreien. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    »Seit wann kennen Sie beide sich?«, versuchte ich Small talk.
    »Das ist eine lange Geschichte«, hauchte sie und ließ den Blick nicht von meinem Nik. »Damals, da waren wir noch jung und ... unschuldig.« Ein heiseres Lachen folgte, Niks Gesicht hatte die Leuchtkraft einer roten Laterne.
    »Unschuldig? Wie meinen Sie das?«
    Nik warf mir einen gequälten Blick zu.
    »Nun ja«, antwortete Libussa Faber und lächelte vielsagend. »Niki war unschuldig, ich weniger.«
    »Liesel«, mischte sich Frank Faber ein, »musst du immer so eine verdammte Schau abziehen? Ich habe mit den beiden was zu besprechen. Entweder du hältst den Mund, oder du verschwindest.«
    »Ist ja schon gut.« Libussa stöckelte schmollend zum Sofa und platzierte sich. Die langen Schenkel übereinandergeschlagen, einen Arm locker auf die Lehne gelegt, der andere spielte mit dem Blondhaar. Ihre Oberweite hatte Dolly-Buster-Format.
    »Was machen Sie beruflich?«, fragte ich. Es wurde Zeit, sich der Herausforderung mutig zu stellen.
    »Ich bin Model.«
    »Interessanter Beruf«, behauptete ich. »Und für wen modeln Sie?«
    »Können wir nicht über was anderes reden?«, schlug Nik vor. In seiner Stimme war Panik.
    Ich warf ihm einen zuckersüßen Blick zu, der jeden Diabetiker zu Boden gestreckt hätte. »Wenn Frank seine liebe Schwester schon mal mitbringt, sollten wir sie in unsere Unterhaltung miteinbeziehen. Wir wollen doch höflich sein, oder?«
    Ich setzte mich neben Libussa, ließ aber eine Lücke zwischen uns. »Komm, Nik«, sagte ich und klatschte mit der Hand auf das Sofa. »Setz dich doch mal in unsere Mitte. Sei ein braver Junge.«
    Nik tat es mit finsterem Gesicht und bemühte sich, keiner von uns zu nahe zu kommen, was bei einem zweisitzigen Sofa eigentlich nicht ging, doch er schaffte es.
    »Also, noch mal«, nahm ich den Faden wieder auf. »Für wen modeln Sie?«
    »Für internationale Modehäuser, hauptsächlich Dessous und Bademoden. Außerdem bin ich Schauspielerin.«
    »Ist ja toll«, sagte ich. »Kann man diese Filme im Kino sehen, oder werden sie nur unter dem Ladentisch vertickt?«
    »Wie meinen Sie das?« Ich hatte Libussa erschreckt.
    »Grappa!«, ächzte Nik. »Muss das sein?«
    »Ich versuche nur nett zu sein«, log ich.
    »Ich glaube, deine Freundin mag mich nicht«, jammerte Libussa,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher