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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beugte sich nach vorn und schmiegte ihre prall gefüllte Wickelbluse an Niks Oberarm. Er zuckte zurück, als habe ihn ein 220-Volt-Stromschlag erwischt.
    »Passen Sie auf, dass Ihnen die Ohren nicht aus der Mütze fallen, Liesel!«, warnte ich. »Ich mag keine Silikonflecken auf meinem Parkett.«
    Nik sprang auf, war ziemlich sauer. »Ich habe keine Lust auf Weiber-Scharmützel«, sagte er unfreundlich. »Frank, sag endlich, was du willst! Und dann nimm deine verdammte Schwester und mach dich vom Acker.«
    Ich hatte auch genug und ließ Liesel sitzen. Frank trottete zum Esstisch, Nik und ich folgten ihm.
    »Tut mir leid«, meinte Niks Freund zerknirscht. »Liesel kam überraschend vorbei. Ich war schon auf dem Weg zu euch, als sie auftauchte. Eigentlich ist sie ganz nett, aber du hast sie wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Sie kann mit Ironie nicht umgehen.« Der zweite Teil des Satzes galt mir.
    »Ist ja auch eine Frage der Intelligenz«, räumte ich ein. »Vermutlich hat sie andere Qualitäten. Ganz andere!« Ich warf Nik einen wütenden Blick zu, er verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Heißt sie denn nun Liesel oder Libussa?«, fragte ich.
    »Libussa ist ihr Künstlername«, erklärte Frank. »Mit Liesel kommt man in dem Metier nicht weit. Aber ich nenne sie normalerweise Liesel, ich kann mit dem dämlichen Namen Libussa nichts anfangen.«
    »Vielleicht mag sie Grillparzer«, gab ich zu bedenken.
    »Grillparzer?« Frank verstand nur Bahnhof.
    »Lass gut sein«, sagte ich mild, »den Literaturkurs verpasse ich euch später.«
    »Sag endlich, was anliegt«, versuchte Nik das Thema zu wechseln.

Nachts im Zimmer
    Frank Fabers Frau lag nicht nur seit fünf Monaten im Koma, die Ärzte hatten vor vier Wochen festgestellt, dass sie im dritten Monat schwanger war. Nik, Hauptkommissar bei der Bierstädter Kripo, hatte die Ermittlungen aufgenommen. Die hilflose junge Frau war in der Klinik von einem Unbekannten vergewaltigt worden. Ein widerliches Verbrechen.
    Auf Bitten von Frank und der Eltern von Kristin Faber war der Fall noch nicht publik geworden. Doch Frank hatte seine Meinung geändert, nachdem Kristins Eltern plötzlich Ansprüche auf das ungeborene Kind anmeldeten, obwohl sie zunächst einem Schwangerschaftsabbruch zugestimmt hatten.
    »Jetzt hilft nur noch eine öffentliche Diskussion des Falles«, hatte Frank gesagt und mich gebeten, die Tat an seiner bewusstlosen Frau publik zu machen. Er hoffte, dass seine Schwiegereltern durch eine Veröffentlichung der Geschichte ihre Einstellung nochmals überdenken würden.
    Mein erster Artikel zu dem Fall sollte noch in dieser Woche im Bierstädter Tageblatt erscheinen, ich wartete nur noch auf Franks Okay.
    Da saßen wir drei also. Libussa störte nicht, sie hatte sich eine Zeitschrift geschnappt, tat so, als könnte sie lesen, warf ab und zu einen träumerischen Blick auf Nik, der zum Glück mit dem Rücken zu ihr saß.
    »Das war heute in der Post!« Frank legte ein Blatt Papier auf den Tisch. »Mein Schwiegervater hat einen Gerichtsentscheid erwirkt, dass ich Kristin nicht mehr besuchen darf.«
    Tatsächlich. Dr. Hans Burger hatte eine Einstweilige Anordnung gegen Frank durchgesetzt. Das Gericht untersagte dem Ehemann, sich seiner kranken Frau zu nähern, da er eine Gefahr für ihre körperliche Unversehrtheit darstelle.
    »Nicht zu fassen«, entfuhr es mir. »Unterstellt man dir, dass du Kristin umbringen willst?«
    »Genau das«, bestätigte Frank mit tonloser Stimme. »Meine Schwiegereltern haben eine eidesstattliche Versicherung abgegeben. Da steht drin, dass ich gedroht hätte, die Geburt des Kindes durch das Abschalten der lebenserhaltenden Apparate zu verhindern.«
    »Und?«, fragte Nik. »Hast du so was geäußert?«
    »Nein. Ich habe nur gesagt, dass ich die Geburt des Kindes verhindern werde. Und das ist auch mein gutes Recht!« Frank war laut und außer sich. »Versetzt euch mal in meine Lage!«, schrie er. »Kristin und ich hatten uns ein Kind gewünscht, doch dann kam dieser verfluchte Unfall. Ich wurde nur leicht verletzt, und Kristin schwebt noch immer zwischen Leben und Tod. Dann kommt irgend so ein Dreckschwein und vergeht sich an ihr. Könnt ihr euch ausmalen, was das bedeutet? Diese Vorstellung, immer habe ich dieses Bild vor mir, wie sich jemand in ihr Zimmer schleicht und ... Oh, Gott!« Franks Oberkörper wurde durch heftiges Weinen geschüttelt.
    Nik und ich sahen uns hilflos an.
    Plötzlich stand Libussa neben ihrem Bruder, nahm seinen Kopf,
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