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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kittel.
    »Helfen Sie mir bitte«, begann ich mit der Weibchen-sucht-Hilfe-Nummer. »Ich wollte meinen kranken Vater besuchen, und da greift mich dieser Typ hier an. Ich weiß überhaupt nicht, was das soll!«
    Ich drückte mir ein paar Tränen raus, schluchzte ein- bis zweimal.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte der Weißkittel väterlich.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich kein Aufsehen will«, schnarrte mein Retter Richtung Rambo. »Entweder Sie benehmen sich, wie es sich in einer Klinik gehört, oder Sie fliegen raus. Ist das klar?«
    »Die Frau wollte aber in das Zimmer rein«, verteidigte sich Rambo. »Mein Auftrag lautet, alle Besuche zu unterbinden.«
    »Aber nicht so! Sagen Sie das Herrn Burger.«
    Rambo zögerte, überlegte und trollte sich wieder in seine Ecke.
    »Vielen Dank«, hauchte ich.
    Der Krankenhausflur hatte sich inzwischen gefüllt, ein paar Schwestern waren durch die lautstarke Auseinandersetzung angelockt worden.
    »Der Vorfall tut mir sehr leid«, sagte der Weiße. »Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Prof. Dr. Berggrün. Ich bin der ärztliche Direktor der Klinik. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Maria Müller«, antwortete ich. »Mein Vater liegt hier.«
    »Er soll hier liegen? Auf der Intensivstation?«
    »Wieso Intensivstation?«, staunte ich.
    »Dies hier ist die Intensivstation.«
    »Ach du lieber Himmel«, meinte ich aufgeregt. »Ich dachte, ich wäre in der Chirurgie.«
    »Die Chirurgische ist genau über uns«, erklärte der Professor. »Sie sind ein Stockwerk zu früh ausgestiegen.«
    »Wie dumm von mir!«, rief ich.
    »Was hat Ihr Vater denn?«, erkundigte sich Berggrün.
    »Raucherbein«, behauptete ich. »Er qualmt seit fünfzig Jahren. Jetzt ist das rechte Bein auch noch weg. Die verdammten Brennstäbe haben seine Gesundheit ruiniert.«
    Wir waren inzwischen an der Stationstür angelangt. Ich betrachtete Berggrün. Er war etwa Mitte Fünfzig, groß, fast mager, die Gesichtshaut war erstaunlich glatt und leicht gebräunt, was durch den blütenweißen Arztkittel noch betont wurde. Die Augen waren gletscherblau, die Stimme wohlklingend. Ein echter Halbgott in Weiß, der bestimmt zig Schwesternbataillone in orgiastische Rasereien versetzt hatte.
    »Ich rufe mal auf der Chirurgischen an«, lächelte Berggrün. »Heißt Ihr Vater auch Müller?«
    Damit hatte ich nicht gerechnet. »Nein, nein«, stotterte ich. »Müller ist nicht mein Mädchenname. Mein Papa heißt Jansen.«
    Berggrün wählte eine Nummer auf dem Haustelefon und fragte nach der Zimmernummer des Patienten Jansen. Es dauerte Ewigkeiten, bis er sich mir wieder zuwandte.
    »Ihr Vater scheint das Zimmer verlassen zu haben«, sagte Berggrün entschuldigend.
    »Er ist wahrscheinlich ins Raucherzimmer gerobbt«, mutmaßte ich.
    Berggrün sah mich an, eine Spur zu intensiv und zu lang. Ich hielt seinem Blick stand, wusste aber, dass er mir meine Story vom amputierten Vater nicht abnahm.
    »Es war mir ein Vergnügen, Ihnen behilflich gewesen zu sein, Frau Müller«, sagte Berggrün mit honigsanfter Stimme. Die Nüstern seiner schönen, geraden Nase bebten, als hätten sie Witterung aufgenommen.
    »Sie waren sehr hilfsbereit.« Ich reichte dem Doktor die Hand. »Auf Wiedersehen.«
    Ohne mich umzusehen, ging ich durch die Schwingtür nach draußen, nahm den Lift nach unten und verließ das Krankenhaus. Mich fröstelte.

Doch lieber »Sie«
    »Dein Schwiegervater lässt Kristin durch einen privaten Wachdienst abschirmen. Der Chefarzt hat mir die Geschichte vom rauchenden Vater nicht abgenommen. Irgendwie werden meine Lügen immer schlechter«, maulte ich.
    Frank machte ein betrübtes Gesicht. Er war mal wieder unangemeldet bei uns aufgetaucht und hatte Liesel leider nicht zu Hause gelassen. Nik hielt sich von ihr fern, mied ihre körperliche Nähe fast zwanghaft. Sie dagegen nutzte jede Gelegenheit, meinem Freund auf die Pelle zu rücken. Meine Laune war saumäßig.
    »Dieser Chefarzt ist ziemlich attraktiv«, warf ich in die Runde. »Ich würde ihn gern mal ohne Kittel sehen.«
    »Ach ja?«, dehnte Nik. Seine grauen Augen wurden enger.
    »Ich glaube nicht, dass ich sein Typ bin«, lächelte ich und hauchte Nik einen Kuss auf die Wange.
    »Männer haben manchmal einen komischen Geschmack«, machte mir Liesel Hoffnung. »Versuchen Sie's doch mal.« Das Busenwunder lächelte maliziös.
    »Danke, Liebste«, flötete ich. »Aber ich bin versorgt. Und zwar bestens.«
    »Geht das schon wieder los!«,
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