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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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stöhnte Nik.
    »Ist ja gut, Schatz«, beruhigte ich ihn. »Es gibt überhaupt keine Probleme. Halte diesen fleischgewordenen Blondinenwitz an der kurzen Leine, und alles wird gut.«
    »Morgen hat Kristin Geburtstag«, warf Frank in die Runde. Er hatte sich an dem Scharmützel nicht beteiligt und schweigend auf dem Sofa gehockt. »Ich muss zu ihr.«
    »Und wie willst du das machen?«, fragte ich. »An dem Kerl vor der Tür kommst du nicht vorbei. Außerdem würdest du gegen den Gerichtsbeschluss verstoßen. Die buchten dich kurzerhand ein.«
    »Das ist mir egal.«
    »Frank, so kommen wir nicht weiter«, versuchte Nik ihn zu beschwichtigen. »Spontane Aktionen – so verständlich sie auch sein mögen – bringen uns nichts. Wir müssen systematisch vorgehen. Und streng nach dem Gesetz.«
    »Du bist ein verdammter Bulle«, nörgelte Frank.
    »Willst du in den Knast oder die 500 000 Mark Strafe bei Zuwiderhandlung zahlen?«, setzte Nik nach.
    »Ich muss zu ihr«, beharrte Frank. »Sie wartet auf mich.«
    Ich warf Nik einen Blick zu. Er schüttelte leicht den Kopf. Es hätte jetzt keinen Sinn gemacht, an Kristins Gesundheitszustand zu erinnern.
    Frank saß zusammengesunken im Sofa, abgewandt von der Welt und ihrer Realität. »Sie braucht mich. Ich weiß es.«
    »Es wird doch gut für sie gesorgt«, warf Nik ein.
    »Und wenn dieser Dreckskerl wieder kommt?«, schrie Frank auf.
    »So können wir nicht weiter machen«, stellte ich fest. »Fast jeden Abend sitzen wir hier und lamentieren. Es wird Zeit, dass was passiert.«
    Ich überlegte kurz. Franks Wunsch, seine Frau zu sehen, war vielleicht doch nicht so absurd. Er durfte sich nur nicht erwischen lassen.
    »Ich hab eine supertolle Idee«, kündigte ich an.
    »Auch das noch!«, stöhnte Nik.
    Ich ließ mich nicht beeindrucken. »Frank wird Kristin besuchen, aber natürlich nicht an ihrem Geburtstag, denn da wird sie bestimmt noch schärfer bewacht. Vielleicht in einer Woche? Und du wirst in ihrem Zimmer eine Warnung an den Täter hinterlassen, die ihn nervös machen wird. Sehr nervös. Dann macht er sicherlich einige Fehler, und wir kriegen ihn.«
    »Du bist verrückt.« Es war wieder Nik, der mir in den Rücken fiel.
    »Es ist wunderbar, so viel Unterstützung von euch zu erhalten«, muffelte ich, »und das bei einem Fall, der mir persönlich eigentlich ziemlich egal sein könnte.«
    »Und wie soll Frank ins Zimmer kommen?«, fragte Liesel. »Er wird doch sofort entdeckt.«
    »Mit Ihrer Hilfe, Blondi«, sagte ich grob. »Sagten Sie nicht, dass Sie Schauspielerin sind? Oder war das gelogen?«
    »Bin ich auch«, beharrte Liesel. »Sagen Sie mir, wie die Rolle angedacht ist!«
    Ich grinste. »Sie müssen sich ganz natürlich benehmen. Sie bugsieren ihre Oberweite in eine Schwesterntracht, passen auf, dass Sie nicht vornüber fallen, lassen die drei obersten Knöpfe auf, setzen den Besorg's-mir-ich-bin-doof-wie-Brot-Blick auf und lenken den Wachhund ab. Wenn das nicht sofort klappt, müssen Sie improvisieren. Ich denke da an Ganzkörpereinsatz. Viel Text haben Sie nicht aufzusagen. Und wenn's klappt, schlage ich Sie für den Bambi vor.«
    Liesel machte ein ernstes Gesicht. Sie schien zu denken. Mit der Zunge befeuchtete sie ab und zu die Lippen, die Augen waren halb geschlossen, der Kopf mit der blonden Mähne lehnte anmutig an der Rückenlehne. Ich bemerkte, wie Nik sie betrachtete, die Eifersucht boxte in meinen Magen. Es ist, wie es ist, dachte ich. Die Eifersucht ging, und die Traurigkeit kam.
    »Und welche Warnung soll Frank dem Täter hinterlassen?« Nik war wieder in dieser Welt.
    »Weiß ich noch nicht«, antwortete ich mit belegter Stimme. »Ich werde mir was ausdenken und es euch dann wissen lassen. Fürs Denken scheine in dieser Runde ja ich zuständig zu sein.«
    »Deine Freundin ist ganz schön arrogant«, stellte Liesel, zu Nik gewandt, fest.
    »Das täuscht«, entgegnete der. »Grappa ist eine Seele von Mensch. Ihr habt euch nur noch nicht richtig kennengelernt. Ihr werdet noch die besten Freundinnen, da bin ich mir ganz sicher. Wollt ihr euch nicht duzen? Das wäre doch ein Anfang!«
    »Lass mal«, brummte ich. »Das Wort ›Schlampe‹ hört sich mit ›Sie‹ kombiniert viel netter an.«

Date auf dem Dach
    Die Stimmung war im Eimer, der depressive Frank und seine beleidigte Schwester zogen ab. Nik war sehr schweigsam, als wir wieder allein waren.
    Ich hatte auch keine Lust mehr zu reden. Die Eifersucht grummelte in meinem Bauch. Liesel war noch immer
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