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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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oder schon wieder an Nik interessiert, das stand für mich fest. Liesel-Libussa hatte jene attraktive Leere im Kopf, die Männer mögen, wenn sie mit hellblondem Haar und großer Oberweite kombiniert ist.
    Ich duschte lange und huschte ins Bett. Nik lag neben mir, er tat, als wäre er eingeschlafen.
    Irgendwann schlummerte auch ich ein, und irgendwann in dieser Nacht klingelte das Telefon. Ich bemühte mich, wach zu werden, doch dann hörte ich Niks Stimme und die Versicherung, in zwanzig Minuten dort zu sein.
    »Was ist los?«, gähnte ich.
    »Frank steht auf dem Dach der Klinik und droht zu springen«, erklärte Nik, während er in Slip und Jeans stieg. »Dieser verdammte Idiot!«
    »Warum hat der Blödmann nicht gewartet? Ich komme mit«, kündigte ich an und rappelte mich hoch.
    »Du bleibst liegen«, befahl er, das T-Shirt in der Hand.
    »Nein!«
    »Verdammt, Grappa!« Es klang sehr ärgerlich. »Wie soll ich meinen Kollegen erklären, dass eine Journalistin vor Ort ist? Es handelt sich um einen polizeilichen Einsatz. Ich habe heute Bereitschaftsdienst, wie du weißt.«
    Nik fuhr sich mit der Hand durchs Haar, lief ins Bad. Ich hörte Wasserrauschen, dann schlug die Tür zu.
    Frustriert krabbelte ich aus dem Bett und ging ans Fenster. Ich sah gerade noch, wie mein Freund, der Hauptkommissar, ins Auto stieg und es vom Parkplatz lenkte.
    Ich hob die Hand zum Gruß, doch er blickte nicht mehr zu mir hin. Dann war er weg. Der Anfang vom Ende, dachte ich traurig.
    Es reichte mir. Ich schlurfte wieder ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. Was geschah wohl gerade auf dem Dach der Klinik?
    Gewissensbisse stiegen in mir auf. Anstatt mich um Franks Depressionen zu kümmern, hatte ich meine Energie auf den dämlichen Schlagabtausch mit Liesel konzentriert.
    Stunden später, es war schon hell, kam Nik zurück. Er bemühte sich, leise zu sein.
    »Hallo, Schatz«, murmelte ich verschlafen. »Was ist passiert?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Frank ist unverletzt. Sie haben ihn in die geschlossene Abteilung des Landeskrankenhauses eingewiesen.«
    »O Gott! Was hat er getan?«
    »Er hat den Wachmann vor Kristins Tür mit dem Messer angegriffen. Zum Glück ist nicht viel passiert.«
    »War er bei Kristin im Zimmer?«
    »Ja. Er wollte gerade die Apparate ausstellen, als ihn ein Pfleger überwältigen konnte. Es ist nichts geschehen, Kristin lebt.«
    »Und Frank?«
    »Er ist völlig fertig – durchgedreht. Es ist besser, sie behalten ihn erst mal dort.«
    »Und Liesel?«
    »Sie ist im Moment bei ihm.«
    Nik hatte die Kleider abgelegt und stand vor mir. Er sah gut aus, muskulös und durchtrainiert.
    »Kommst du ins Bett?«, fragte ich interessiert.
    »Ich muss erst duschen. Schlaf weiter, Grappa-Baby.«
    Er ging aus dem Zimmer. Ich drehte mich um und war kurze Zeit später weggetreten.

Dunkelrote Rosen
    Diese weißen, antiseptischen Häuser, mit denen ich es in der letzten Zeit zu tun hatte, gingen mir langsam auf die Nerven. Sie gaben sich zwar alle Mühe, jeden freundlich zu beeindrucken, doch spätestens die Hinweistafeln auf die medizinischen Abteilungen zerstörten die Illusion, sich in einem Jugendhotel oder Erholungsheim zu befinden.
    An diesem Morgen besuchte ich das Landeskrankenhaus, das im Volksmund ›Klapse‹ genannt wurde.
    Es war kein Problem gewesen, eine Besuchserlaubnis für Frank Faber zu bekommen, das Thema meiner nächsten Geschichte im Bierstädter Tageblatt war nämlich Frank, jener gequälte Ehemann, der seine geliebte Frau verloren hatte, die dann auch noch Opfer eines Verbrechers geworden war.
    Eine Pflegekraft führt mich in Franks Zimmer. Es war abgedunkelt, er saß in der Nähe des Fensters und stierte nach draußen.
    »Hi, Frank«, sagte ich. »Wie geht's dir?«
    »Blendend«, behauptete er. »Gut, dass du kommst, Grappa! Wir müssen endlich handeln.«
    Ich war überrascht. Hatte ich doch einen gebrochenen Menschen erwartet und niemanden, der, wie er, mit klarer, fester Stimme sprach.
    »Ach, Frank«, seufzte ich, »ich wünschte, ich könnte dir helfen.«
    »Das kannst du!« Wieder dieser entschlossene Ton.
    »Und wie?« Ich setzte mich auf die Kante seines Bettes und wartete.
    »Er war wieder bei ihr«, flüsterte Frank. Er griff meinen Arm und quetschte ihn.
    »Er? Wen meinst du?« Ich war verblüfft.
    »Der Mann«, entgegnete er. »Er weiß, dass sie heute Geburtstag hat.«
    »Wie kommst du darauf?« Ich verstand nur Bahnhof.
    »Die vielen Rosen im Zimmer.«
    »Rosen?«
    »Überall
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