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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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drückte ihn an sich und streichelte sein Haar.
    »Wein dich nur aus«, sagte sie sanft. »Heul dir die Seele aus dem Leib, Bruderherz. Und danach überlegen wir vier, wie wir das Schwein an die Wand nageln.«

Fünf Männer
    Es wurde ein langer Abend. Nik brachte seinen Freund auf den neuesten Stand der Ermittlungen, Liesel stellte ein paar Fragen, die gar nicht so dumm waren.
    »Es gibt also fünf Männer, die Zugang zu Kristins Zimmer hatten«, fasste Nik zusammen. »Du, Frank, Kristins Vater, Dr. Cornett, der Oberarzt, Chefarzt Dr. Berggrün und dieser Pfleger ... wie heißt er doch gleich? ... Bruno Schlagholz. Wenn wir Frank und Kristins Vater ausklammern, bleiben noch drei. Ich habe alle drei vernommen, und was dabei rausgekommen ist, könnt ihr euch ja denken.«
    Wir nickten in trauter Einigkeit.
    »Das Krankenhaus hat viele Abteilungen. Es kann auch jemand gewesen sein, der nicht auf der Station arbeitet«, gab ich zu bedenken. »Jemand, der sich nachts mal hochschleicht, weil er weiß, dass dort eine hilflose Frau liegt. Und der weiß, dass die Nachtschwester in ihrem Zimmer sitzt und fernsieht.«
    »Ein Fremder wäre ein zu großes Risiko eingegangen«, zweifelte Nik, »womit hätte er begründen können, dass er nachts auf der Station herumschleicht? Die Nachtschwestern haben zwar ihre festen Touren, doch wenn irgendein Patient geklingelt hätte, wäre der Kerl sicherlich erwischt oder zumindest gesehen worden.«
    »Das muss nicht unbedingt sein«, mischte sich Frank ein. »Auf dem Flur gibt es genug Möglichkeiten, sich zu verstecken. Das Schwesternzimmer steht offen, und die Klingel ist im Flur zu hören. Hab ich selbst mal erlebt, als ich abends bei Kristin war. Das Schwein brauchte nur leise in ein anderes Zimmer zu schlüpfen und zu warten, bis die Luft wieder rein ist.« Frank hatte seinen Kummer mit Alkohol betäubt, die Zunge lag ihm schwer im Mund.
    Ich ging in die Küche und holte eine neue Flasche Wein.
    »Weißt du eigentlich, warum deine Schwiegereltern dieses Kind unbedingt haben wollen?«, fragte ich, als ich wieder im Wohnzimmer war.
    »Brigitte, meine Schwiegermutter, ist nicht so scharf drauf, aber der Alte«, lallte Frank. »Er will, dass ein Stück seiner Tochter in dem Kind weiterlebt. Bla-bla-bla.«
    »Und er hat nichts dagegen, dass seine Tochter zu einer Gebärmaschine degradiert wird? Hasst er den Verbrecher denn nicht, der seiner Tochter so was angetan hat?«
    »Dr. Burger hat seine Tochter vergöttert. Frank war ihm nie gut genug«, sagte Liesel. »Jetzt hat er die Möglichkeit, Frank zu quälen und sich ein Spielzeug für sein Alter zu sichern. Dieses Balg nämlich.«
    »Was macht Burger beruflich?«
    »Er hat ein Pharma-Unternehmen. Ist mit dem Chefarzt der Abteilung per du, verkehrt in den besten Kreisen, hat Geld wie Heu«, antwortete Liesel. Sie schien die Lebensverhältnisse ihres Bruders und seiner angeheirateten Sippe bestens zu kennen.
    »Sie scheinen ihn nicht besonders zu mögen«, mutmaßte ich.
    »Ich war mal mit ihm allein im Raum. Das war an seinem sechzigsten Geburtstag. Er gab eine große Fete, und wir waren alle eingeladen.«
    »Weil Kristin darauf bestanden hatte ...« warf Frank ein.
    »Und?«, fragte ich. »Wo ist die Pointe?«
    »Jedenfalls stand ich ein bisschen abseits und langweilte mich zu Tode. Den ganzen Nachmittag diese bürgerlichen Typen mit Fettbauch, grauen Schläfen und Goldrandbrille nebst ihren grausligen Gattinnen, die mich angafften und tuschelten. Da kam dieser Burger zu mir, trat hinter mich und flüsterte mir was Obszönes ins Ohr. Mich hat fast der Schlag getroffen. Ich hab ihm eine gelangt, und alle haben uns angestarrt.«
    »Die Fete kam durch Liesel richtig in Schwung«, erinnerte sich der Bruder grinsend. »Hast du nicht noch ›Fick dich ins Knie, du Wichser‹ zu ihm gesagt?«
    Frank kippte das volle Glas Wein runter. »Burger machte der Familie gegenüber nie einen Hehl daraus, dass er seine sexuellen Vergnügungen außer Haus suchte«, erzählte er dann weiter. »Kristin liebte ihren Vater zwar, doch in dieser Sache hat sie ihm manchmal ganz schön die Hölle heiß gemacht.«
    »Und deine Schwiegermutter? Wie hat sie's verkraftet?«, wollte ich wissen.
    »Alles, was ihr nicht gefällt, existiert nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Sie wusste es, hat das Thema aber nie angeschnitten.«
    »Ein klassischer Fall von Verdrängung«, bewertete Nik.
    »Wie sollen wir jetzt vorgehen?«, kam ich wieder zum Punkt.
    »Keine Ahnung«, sagte
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